zum Hauptinhalt

Frequenzen: Liebe in Zeiten der Robotik

Was im Radio in den nächsten Tagen nicht verpasst werden sollte

In Dänemark gibt es eine Behörde, die über das Einwandern entscheidet. Wenn ein Däne einen Nichtdänen heiraten will, muss die Behörde prüfen, ob es sich um echte oder nur um vorgetäuschte Liebe handelt. Autor Krister Moltzen hat ein Feature über diese Institution gemacht, das zum besten europäischen Feature gekürt wurde. Wie untersucht eine Behörde die Gefühle zweier Heiratswilliger? In „Love Police“ dokumentiert Moltzen die diesbezüglichen Testverfahren. Die Paare werden getrennt befragt, wie im Fernsehquiz hängt alles von der richtigen Antwort ab. In der Nacht schaut die Behörde dann möglicherweise nach, ob die Liebenden ordnungsgemäß in einem gemeinsamen Bett liegen (SWR 2, 2. September, 19 Uhr 20, Kabel UKW 107,85 MHz).

Ein Pariser Polizist, der den Regen liebt. Seine Gedanken entfalten sich am besten vor einem Glas Bier. Stundenlang kann er schweigend hocken und auf den Heureka-Moment warten. Gemeint ist natürlich Kommissar Maigret von George Simenon, der nun im Hörspielkrimi „Die Pfeife des Kommissars Maigret“ zu erleben ist. Ausgerechnet das Symbol seiner Gelassenheit und seines Scharfsinns wird Maigret entwendet. Nach einem Verhör hat ein junger Bursche die Tabakspfeife des Kommissars mitgehen lassen. Maigret macht sich auf, einen kleinen Diebstahl zu klären, und natürlich kommt er am Ende einer ungeheuren Geschichte auf die Spur (Deutschlandfunk, 5. September, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Als die Deutschen vor siebzig Jahren ihren Krieg anfingen, da überrannten und zertrümmerten sie das östliche Nachbarland binnen weniger Wochen. Das Feature „Erhängt auf Befehl des Führers“ von Waclaw Stawny führt tief hinein in die komplizierte deutsch-polnische Vergangenheit. Der Autor erzählt von einem „Internationalen Studien- und Begegnungszentrum“ in Stettin, das den Namen des Theologen Dietrich Bonhoeffer trägt. Für sein Feature hat Stawny eine Zeitzeugin der besonderen Art gefunden. Die greise Ruth-Alice von Bismarck war eine enge Vertraute des charismatischen Theologen Bonhoeffer. Aus erster Hand ist von historischen Schrecknissen zu hören, aber auch von Menschen, die damals den Mut besaßen, Widerstand zu leisten (Kulturradio vom RBB, 5. September, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Das Schöne am Meer ist bekanntlich seine Grenzenlosigkeit. Man sitzt am Strand und wird froh bei der Betrachtung des Unendlichen. Das Hörspiel „Bout du Monde“ versucht genau diese beglückende Erfahrung in einem radiophonen Kunstwerk wiederaufleben zu lassen. Es geht um einem französischen Weltumsegler namens Bougainville, der ein großer Experte metaphysischer Meeresbetrachtung gewesen ist. Dokumente aus seiner Lebensgeschichte verbindet die Künstlergruppe Liquid Penguin Ensemble mit Gedanken zu Kartografie und geografischer Abstraktion. Aber auch das Meeresrauschen und die Schreie der Möwen spielen eine wichtige akustische Rolle. Die Jury, die „Bout du Monde“ eben zum „Hörspiel des Monats“ kürte, war sich einig: „Dieses Stück zu hören ist, als bekomme man unverhofft einen Urlaubstag am Meer geschenkt“ (Deutschlandfunk, 5. September, 20 Uhr 05).

Auf der Expo 2005 in Japan wimmelte es von Apparaten aus Plastik und Blech, die Menschen imitieren. Nach dem Willen japanischer Ingenieure soll es bald Altenpflegeroboter, Polizeiautomaten, Elternersatzmaschinen geben. Autor Walter Filz hat sich gefragt, wie diese immer anthropomorpher werdenden Apparate mit ihren Nutzern kommunizieren. Für sein Feature „Red’ kein Blech! Oder Die Stimme der Androiden“ hat sich Filz in Kinoarchiven umgehört und die Soundlabors der Roboteringenieure besucht (Deutschlandfunk, 6. September, 20 Uhr 05).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false