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Medien: Für ein bisschen Leistung mehr

Wer das Letzte aus seinem Computer herausholen will, riskiert teure Reparaturen

Eine ganze Branche scheint davon zu leben. Computerzeitschriften, Software Firmen und Hardwareanbieter wetteifern darum, das letzte Quäntchen Leistung aus den Computern herauszuholen. Da werden die „streng gehüteten Geheimnisse der Betriebssystemhersteller“ gelüftet, „entscheidende Leistungsstellschrauben optimiert“ oder „bessere Kühlsysteme für übertaktete Prozessoren und Grafikkarten“ angepriesen. Doch genau wie beim Frisieren von Autos gilt auch für die Leistungsoptimierung am Computer: Wer sich nicht genau mit der Materie auskennt, geht große Risiken ein. Im besten Fall verpulvert man sein Geld für wirkungslose Tuning-Versuche. Im schlimmsten Fall muss der Computer nach gescheiterten Eingriffen in das Betriebssystem zum PC-Doktor oder es geht sogar die Hardware kaputt. Wir sagen Ihnen, wo sich Tuning lohnt und wovon Sie die Finger lassen sollten.

WANN LOHNT SICH DAS FRISIEREN?

Längst nicht jede Veränderung am Computersystem bringt tatsächlich einen Nutzen, aber genauso richtig ist: Einige Tipps helfen durchaus dabei, einen lahmenden Computer wieder auf Trab zu bringen, meint Margit Kuther von der Computerzeitschrift „PC-Welt“. Die Trennlinie zwischen sinnvollem und gefährlichem Tuning liegt dort, wo Veränderungen am System den Betrieb des Computers gefährden. Damit ist nicht allein die Zerstörung der Hardware gemeint, sondern auch alles, was den ordnungsgemäßen Betrieb gefährdet. Denn es ist niemand damit gedient, wenn die künstliche Leistungserhöhung dazu führt, das man nicht einmal einen Word- Brief in Ruhe zu Ende schreiben kann, weil der Windows-Rechner potenziell absturzgefährdet ist.

WAS IST SINNVOLL, WAS SCHADET?

Die meisten Tipps der PC-Zeitschriften drehen sich um die Optimierung des Systems. Eines der großen Ärgernisse beim Windows-PC ist beispielsweise das oftmals sehr langsame Hochfahren des Computers. Wer wieder einmal zwei, drei oder vier Minuten darauf gewartet hat, bis sein Computer ihm den Gang ins Internet gestattet, nimmt solche Empfehlungen gerne an. Diese Tipps lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Bei der einen wird dafür gesorgt, dass beim Start wirklich nur die Programme automatisch geladen werden, die man auch benötigt. Das geschieht durch Ausmisten des Autostart-Ordners. Die zweite Kategorie beschleunigt den Start, in dem entweder eine nicht benötigte Netzwerkkarte deaktiviert oder im anderen Fall durch Vergabe einer festen Adresse schneller startet. In beiden Fällen ist jedoch Fachwissen erforderlich. Das gilt genauso für Veränderungen am zentralen Startmechanismus des so genannten BIOS (Basic Input/Output System) oder der Windows-Registrierungsdatei. Für Laien heißt es hier: Finger weg!

WAS LEISTEN SOFTWARE-TOOLS?

Vieles von dem, was gewiefte PC- und Windows-Nutzer per Hand an ihrem Computer verbessern, erledigen Spezialprogramme für die weniger versierten Nutzer. „Diese Tools können erheblich zur Verbesserung des Systems beitragen“, urteilt „PC-Welt“-Frau Kuther. Zu den am besten verkauften Programmen dieser Art (derzeit in der Liste der am meisten verkauften Programme auf dem siebten Platz) gehören die „TuneUp Utilities 2006“ (siehe Kasten). „Wichtig ist nicht, die letzten drei Prozent Leistung herauszukitzeln, sondern die täglichen Arbeiten zur Wartung und persönlichen Gestaltung des Systems auf eine einfache Art bereitzustellen“, sagt Firmensprecher Robert Knapp. Das haben offensichtlich auch die Softwaretester von Fachzeitschriften wie „Computer-Bild“, „PC-Magazin“ und „Com“ so gesehen, die das Programm äußerst positiv bewertet haben. Vor allem die in den Programmen enthaltenen Funktionen zur Bereinigung der Windows-Registrierungsdatei seien sehr wichtig, so Kuther. Wenn Computer mit der Zeit immer langsamer werden, liege dies häufig an einer unnötig großen Registry.

WARTUNG IST DIE BESTE OPTIMIERUNG

Wer ein Fahrrad benutzt, weiß, dass eine ungeölte Kette nicht nur quietscht, sondern auch Kraft kosten kann. Für den Computer gilt das vor allem für die Festplatte. Wird der Datenspeicher nicht von Zeit zu Zeit gewartet, verringert sich auch seine Leistung. Daran können die besten Tuning-Programme nichts ändern. Um die Leistung des Computers zu erhalten, gibt es einige simple Regeln. Die wichtigsten sind, regelmäßig die Integrität der Festplatte zu prüfen. Fehlerhaft beendete Programme oder Computerabstürze hinterlassen auf der Festplatte ihre Spuren durch nicht zuordenbare Dateifragmente. Zudem verändert sich durch den ganz normalen Betrieb die Anordnung der Dateien auf der Festplatte. Mit zunehmender Dauer fragmentieren die Daten. Sie befinden sich somit an mitunter weit voneinander entfernt liegenden Stellen der Festplatte. Beide Probleme lassen sich beheben, in dem man in der Windows-Systemsteuerung in den Bereich „Leistung und Wartung“ geht und dort den Menüpunkt „Elemente auf der Festplatte anders anordnen“ auswählt.

WEITERE WARTUNGSPROGRAMME

Auch die in Windows eingebaute „Datenträgerbereinigung“ hilft dabei, die schleichende Daten-Vermüllung im PC zu verhindern. Dieses Programm befindet sich im Bereich Zubehör und hier bei den Systemprogrammen. Beim Entschlacken des Computers hilft ferner die Software-Funktion in der Systemsteuerung. Zuerst werden dazu alle installierten Programme aufgelistet, und zwar nicht alphabetisch, sondern sortiert nach „Letzter Zugriff“. Das hilft bei der Entscheidung, ob tatsächlich jedes der hier aufgeführten Programme tatsächlich weiter auf der Festplatte verbleiben soll. Soll dann ein Programm tatsächlich entfernt werden, sollte man entweder die dafür vorgesehene Funktion im Bereich Software der Systemsteuerung oder den Deinstallationseintrag im Programmordner verwenden, rät Kuther. Wird das Programm per Hand gelöscht, bleiben auf der Festplatte immer Rückstände zurück, zudem kommt es zu verwaisten Einträgen in der Registrierungsdatei.

WO ES HEIKEL WIRD

Das Lieblingsthema der Tuning-Freaks heißt Overclocking. Die Stellschraube, an der hier gedreht wird, ist die Taktfrequenz des Hauptprozessors beziehungsweise des Grafikchips. Beim Overclocking wird davon ausgegangen, dass die Hersteller der Chips eine gewisse Sicherheitsreserve bei der Taktfrequenz eingebaut haben, die durch die künstliche Erhöhung der Taktfrequenz ausgenutzt wird, so die Expertin von der „PC-Welt“. Dabei wird das System so manipuliert, dass die Taktfrequenz um einige Prozent über den Herstellerangaben liegt. Das ist nicht ohne Risiko: Damit die ohnehin stark Hitze produzierenden Chips nicht überhitzen, werden dann stärkere Kühlsysteme – entweder über größere Lüfter oder durch alternative Techniken wie Wasserkühlung – eingesetzt. Die Gefahr dabei: Bei der Montage können die Chips, aber auch die Platinen beschädigt werden. Zudem reicht es nicht aus, nur den Hauptprozessor oder die Grafikkarte zu beschleunigen, vielmehr kommt es auf das Gesamtsystem an. Somit stellt sich die Frage, ob einem ein Leistungszugewinn von einigen Prozent die Gefahr wert ist, das gesamte System zu zerstören. Sicher ist in jedem Fall, dass solche Manipulationen jede Händlergewährleistung oder Herstellergarantie definitiv ausschließen.

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