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Medien: Für Landneurotiker

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Neulich einen Abend unter intellektuellen Landbewohnern verbracht. Irgendwo im tiefsten Brandenburg, zwischen Baum, Kuh und See.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Neulich einen Abend unter intellektuellen Landbewohnern verbracht. Irgendwo im tiefsten Brandenburg, zwischen Baum, Kuh und See. Die Leute alle kerngesund, aber doch ein bisschen jammernd. Das kulturelle Leben fehle, die geistigen Genüsse, die Inspirationen. Möchte man eigentlich zwecks mentaler Erfrischung regelmäßig in die Großstadt fahren, aber dann fehle doch der Elan. Sitze man abends zu Hause. Verdumpfe so langsam. Warum nicht öfter Kulturradio, fragten wir in die Runde. Jeden Abend so viele anregende Dinge. Philosophie, Psychologie, neueste Wissenschaft, Avantgardekunst. Müsse man sich nur präzisen Überblick verschaffen. Feste Sendeplätze, ehrgeizige Redaktionen, persönliche Vorlieben. Jeder Sender verschicke gern ein ausführliches Monatsprogramm. Und am Sonnabend natürlich den Tagesspiegel.

Großes Staunen. Hätte man noch nie dran gedacht. Klinge plausibel. Und Philosophie gibt es auch? Sogar Psychologie? Das sei ja wie damals im Studium.

Müsse man unbedingt mal prüfen. Hoffentlich finde man die Kraft. Habe ja immer so viel zu tun. Die Kinder, das BioVieh, die Töpferwerkstatt. Ach, da sitze man dann abends breit herum und schaffe es nicht mal bis zum Radioknopf.

Liebe Freunde auf dem Lande! Kommende Woche unbedingt inspirieren lassen.

Der Politikprofessor Claus Leggewie denkt über Strukturprobleme multikultureller Gesellschaften nach: einerseits alle die gleiche Staatsangehörigkeit, andererseits jede Menge Clans, Gruppen, Ideologiekollektive, die erst das wahre Leben ausmachen. „Members only?“ heißt die gehaltvolle Vorlesung (Radio Kultur, 17. Juli, 21 Uhr, UKW 92,4 MHz bzw. lokale Frequenzen).

Weil Traurigkeit ja auch zum Landleben gehört, mal in Carsten Schroeders Feature „Rückkehr aus dem Spiralnebel der Schwermut" über den neuesten Stand der Depressionsforschung informieren (Deutschlandfunk, 18. Juli, 19 Uhr 15, UKW 97,7 MHz).

Und dann unbedingt Christian Förschs schönes Feature „Gehen" hören. Das Gehen als spezielle Existenzform betrachtet. Gespräche mit Wanderern, Choreografen, Evolutionsforschern, Philosophen des gesunden Schuhwerks (Radio Kultur, 19. Juli, 9 Uhr 05).

Dann aber auch nach Berlin reisen. Damit wir hier keinen Ärger mit der Tourismusbranche bekommen.

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