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FUSSBALL: „Kicker“: Spitze wechselt, Stil bleibt

Neuer Chefredakteur? Da wird alles anders, da muss alles anders werden, wenn irgendetwas besser werden soll.

Neuer Chefredakteur? Da wird alles anders, da muss alles anders werden, wenn irgendetwas besser werden soll. Nicht so „Kicker“. Rainer Holzschuh, beinahe unfassbare 21 Jahre lang Chefredakteur des „Sportmagazins“ aus dem Nürnberger Olympia-Verlag, hört auf und wechselt mit 65 Jahren in die Position des Herausgebers. Sein Nachfolger zum 1. Januar 2010 wird Klaus Smentek (50). Der bisherige stellvertretende Chefredakteur gehört der „Kicker“-Redaktion seit 1988 an. Jörg Jakob, 46 und Chef vom Dienst, rückt in die Chefetage auf, ebenfalls stellvertretender Chefredakteur wird Jean-Julien Beer (32). Er kommt aus der Ressortleitung des „Kölner Express“ zum „Kicker“ und ist damit der einzige Neuzugang.

Die Personalien deuten auf keinen Kurswechsel hin. Smentek setze mit einer verstärkten und neu formierten Chefredaktion die Tradition und Philosophie des „Kicker“ fort, heißt es aus Nürnberg. Das 1920 gegründete „Sportmagazin“ ist eigentlich ein reines Fußball-Magazin. In beiden Ausgaben, vor allem aber im Mittelteil am Montag, wird mit großer Akribie die 1:0-Berichterstattung gepflegt. Der Stil des „Kicker“ ist gründlich, sachlich, nachrichtlich. Nicht die Spielerfrauen stehen im Mittelpunkt, sondern die alles entscheidende Frage, ob das Abseits ein Abseits war. Fußball-Hardcore für den Fan, für den Kenner, eine Winzigkeit über der Grasnarbe.

Der „Kicker“ setzt kaum Fragezeichen hinter seine Artikel. Es wird eben nicht spekuliert, sondern aus intensiver Kenntnis der Materie, des Spiels, der Klubs, der Trainer und der Spieler heraus berichtet. Das Magazin will verlässlich sein, die Informationen müssen stimmen. Der Leser soll mit einer soliden Aufarbeitung des Bundesliga-Spieltages in die Woche gehen. Das hat schon Holzschuhs Vorgänger Karl-Heinz Heimann so gewollt und Holzschuh wollte in 21 Jahren Chefredaktion nichts anderes.

Fußball als Vergnügen, als Zeitvertreib, als Lifestyle, auch Zielscheibe harter, unfreundlicher Kritik? Nicht mit dem „Kicker“. Das mögen andere Magazine, andere Sportjournalisten und das Fernsehen so halten, der „Kicker“ denkt und arbeitet im Rechteck des Spielfeldes. Radikaler, puristischer ist da nur noch die Berliner „Fußballwoche“. Die „Old school“Tradition hat dem „Kicker“ gut getan. Im zweiten Quartal 2009 verkaufte er sich am Montag 218 000 Mal, am Donnerstag 192 000 Mal.

Wie sehr der „Kicker“ zu seiner Traditionslinie steht, zeigt eine weitere Personalie. Rainer Holzschuh wird Karl-Heinz Heimann als Herausgeber ablösen. Heimann geht mit 84 Jahren endgültig in den Ruhestand und wird seine Kolumne „… dreht den Scheinwerfer“ aufgeben. Neuer Kolumnist wird – Rainer Holzschuh. Joachim Huber

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