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Gestochen scharfe Fernsehbilder aus Südafrika: Was beim Confed-Cup 2009 und dem Torjubel der Brasilianer geklappt hat, soll auch bei der WM 2010 klappen.

© dpa

Fußball-Weltmeisterschaft: 40 Container nach Südafrika

Studio Berlin baut in Adlershof die Übertragungstechnik für die Fußball-WM.

Alles ist auf den großen Moment fixiert. Am 11. Juni wird in der „Soccer City“ in Johannesburg die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 angepfiffen, um Punkt 20 Uhr 30. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit sollen die Partie Südafrika gegen Mexiko vor dem Fernseher verfolgen. Das ist der Moment, auf den Hans-Peter Urban und seine Mitarbeiter im Studio Hamburg/Studio Berlin hinarbeiten. Seit einem Jahr, seitdem das Produktionsunternehmen den Zuschlag des Weltfußballverbandes Fifa erhalten hat, bereiten der für alle technischen Dienstleistungen verantwortliche Holding-Geschäftsführer und das „WM-Team“ des Studios die Übertragungen vor. 14 Begegnungen sind es inklusive Eröffnungsspiel und Finale, bei denen das Fernseh-Weltbild an den Standorten Johannesburg und dem davon 112 Kilometer nördlich liegenden Rustenburg mit seinem Stadion „Royal Bafokeng“ produziert wird. Auch die Partie Ghana gegen Deutschland am 23. Juni ist darunter.

In einer großen Halle auf dem Studiogelände in Adlershof sind die räumlichen Bedingungen bei den beiden Stadien im Maßstab 1 : 1 auf dem Boden mit Klebeband markiert. Jeweils rund 20 Container werden die Berliner in Johannesburg und Rustenburg vorfinden, in die die Übertragungsmodule aus Adlershof, sie sind für beide Austragungsorte baugleich, eingepasst werden. Jedes Kabel, jedes Schaltpult, jeder Bildschirm – alles ist brandneu und auf dem allerneusten Stand. Die Fifa und sein Host-Broadcaster, die französische Firma HBS, machen es nicht drunter, sagt Urban. Acht Millionen Euro investiert der Dienstleister für die erste Fußball-WM in High-Definition-Technik. Sobald das Turnier beendet ist, wird die Technik wieder abgebaut, nach Berlin zurücktransportiert und in das bestehende Equipment eingebaut. Mit und dank der WM ist das Zeitalter der SD-Technik (Standard Definition) abgeschlossen.

Hans-Peter Urban sagt, mit dem Event in Südafrika sei das große Geld nicht zu verdienen. „Aber die WM ist das Schaufenster für uns“, wer hier bestehe, der sei in diesem TV-Sektor eine erste Adresse. Mit dem „Sommermärchen 2006“ und dem Höhepunkt, dem Finale in Berlin, hatte begonnen, was mit der FußballEM 2008 fortgesetzt und mit der FrauenFußball-WM 2011 in Deutschland fortgeführt werden soll. Zwischen den Turnieren stehen die Ü-Wagen bei den Bundesliga-Spielen. Fußball ist ein wichtiger Bilanzfaktor für Studio Hamburg.

Schiefgehen darf da nichts, der nur knapp vermiedene Blackout bei der Übertragung de EM-Partie der Deutschen gegen die Türken (an der Studio Hamburg nicht beteiligt war) steht allen vor Augen. In Adlershof werden deswegen die Produktionseinheiten für Südafrika Stecker für Stecker zusammengefügt und sendefähig gemacht. Eine HBS-Kommission wird Ende März/Anfang April drei Tage alles fein säuberlich unter die Lupe nehmen. Nach dem Okay wird die Anlage komplett zerlegt, verpackt, mit Flugzeug (Kameras, Objektive) und Schiff nach Südafrika transportiert. Dann werden die drei Frauen und 30 Männer wieder aufbauen, vom 7. Juni an testen und prüfen, prüfen und testen für den „magic moment“. Redundanzen in den Systemen sollen mögliche Ausfälle kompensieren.

Auf jeder Ebene sind Profis am Werk. Der Regisseur für das Fernsehbild und die Kameramänner für die 30 Kameras je Spiel und Stadion sind Franzosen, deren Beruf Fußball-Übertragungen sind. Sie produzieren das Weltbild, das nach den Vorgaben der Fifa fünf Minuten vor Anpfiff und während der 90 Minuten für alle TV-Zuschauer rund um den Globus identisch sein muss. Natürlich werden während der Partien sehr viel mehr Bilder aufgenommen, so beobachten drei Kameras ausschließlich drei vorher bestimmte Spieler je eine Viertelstunde. Diese und weitere Aufnahmen verkauft der „Weltbild-Vertreiber“, die Fifa-Tochter IBC, an alle Sender, die sie haben wollen. Vor der Partie und nach deren Ende dürfen die verschiedenen beteiligten TV-Anstalten – für Deutschland ARD, ZDF, RTL und Premiere – ihre Übertragungen mit dem HBS- und eigenem Material individualisieren.

Die Abnahme durch die HBS ist der nächste Schritt, dann kommt der Transport. Dass alles intakt ankommt, wird Urbans Sorge sein. Um die Sicherheit sorgt er sich nicht, die Stadien werden Hochsicherheitstrakten gleichen. Die Organisation und der Transport vor Ort nennt Urban als Unwägbarkeiten, nach jedem Spiel werden die Kameras zwischen Johannesburg und Rustenburg hin und hergefahren. Und, wenn, doch ein Bildausfall? Hans-Peter Urban schließt die Augen.

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