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Gamestage Berlin: Lasst die Spiele beginnen

Kampf oder Kreativität: Online-Games haben den klassischen PC-Titeln den Rang abgelaufen. Zu den Deutschen Gamestagen in Berlin trifft sich in der kommenden Woche wieder die internationale Spieleszene.

Seit über 60 Jahren spielen Kinder mit Lego-Steinen. Die bunten Klötzchen haben den Platz eingenommen, den zuvor die Metallbaukästen innehatten. Während andere Spielzeugmarken wie Carrera oder Märklin der Konkurrenz des Computers in den Kinderzimmern bislang wenig entgegengesetzt haben, ist Lego auch in der virtuellen Welt längst heimisch. Von Lego Star Wars, Lego Harry Potter oder Lego Batman werden mehr als zehn Millionen Computerspiele pro Jahr verkauft. Für die zweite Jahreshälfte plant das dänische Traditionsunternehmen nun den nächsten Schritt, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Und die heißt „Lego Universe“ und ist Onlinespiel – genauer gesagt: ein Massively Multiplayer Online Game. Helle Winding von der dänischen Lego Group erwartet, dass in kürzester Zeit Millionen von Kindern – aber auch Erwachsenen – in der Lego-Onlinewelt ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Die Aussichten dafür sind gut. Onlinespiele sind so auch das zentrale Thema der diesjährigen Deutschen Gamestage, die von Dienstag bis Donnerstag in Berlin stattfinden. Zum vierten Mal trifft sich die Computerspielebranche in der Hauptstadt, dieses Mal im Berliner Congress Center am Alexanderplatz. Die Veranstaltung wird begleitet von der Entwicklerkonferenz Quo Vadis, am Donnerstagabend wird bei einer Galaveranstaltung mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit der mit einer halben Millionen Euro dotierte Deutsche Computerspielepreis vergeben.

Eine Kategorie ist dabei „Bestes Internationales Spiel“, in der dann im nächsten Jahr auch „Lego Universe“ antreten könnte. Lego versteht den Einstieg in die Welt der Onlinespiele vor allem als gut gemeintes Angebot an die Kinder. Anders als in den sonst zumeist auf Wettkampf und Gewalt ausgelegten Internetgames soll das Lego-Universum eine friedliche Alternative darstellen, in der es vor allem um das kreative Miteinander geht. „Wir wollen, dass die Kinder in Lego Universe eine positive Spielerfahrung machen können“, sagt Winding. Aber auch die Zahlen müssen stimmen. Binnen eines Jahres soll „Lego Universe“ durch Aboeinnahmen Geld verdienen, sagte die Managerin dem Tagesspiegel. Innerhalb der Onlinegames spielen inzwischen die Social Community Games wie zum Beispiel Farmville auf Facebook eine immer wichtigere Rolle. Damit diese Spiele auch wirtschaftlich erfolgreich sind, kommt es für Olaf Wolters, den Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), vor allem darauf an, die eingeführten Geschäftsmodelle auch in der Onlinewelt zu verankern: Spiele gegen Geld, diese Maxime müsse auch hier gelten. „Derzeit ist im Internet die Zahl der registrierten Nutzer die wichtigste Währung. Doch genau wie für Facebook kommt es für die Spieleanbieter darauf an, die Reichweite auch zu monetarisieren“, fordert Wolters. Durch den Verkauf von Nutzerdaten sei dies sicherlich nicht möglich, das hätten die Proteste von Verbraucherschützern nach entsprechenden Versuchen der Social-Community-Betreiber gezeigt.

Zu den erfolgreichsten deutschen Anbietern von Onlinegames gehört die Karlsruher Gameforge AG. „Wir konnten 2009 erstmals einen Umsatz im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich vorweisen, und wir erwarten auch wieder ein deutliches Wachstum für 2010“, sagte Finanzvorstand Christoph Jennen dem Tagesspiegel. Gameforge ist besonders mit Strategie- und Rollenspielen sehr erfolgreich, mit mehr als acht Millionen aktiven Spielern ist „Metin 2“ das größtes Mehrspieler-Onlinegame Europas. Vor allem das Free-to-Play-Konzept macht Spiele wie dieses so erfolgreich. Wer nicht will, muss nichts zahlen. Geld kommt erst für den Kauf von Gegenständen wie beispielsweise besseren Schwertern ins Spiel. Immerhin: Die zahlenden Spieler geben monatlich 28 Euro aus.

Lobbyvertreter Olaf Wolters bleibt dennoch skeptisch: „Nicht jedes heiße Thema bestimmt am Ende auch die Geschäftsberichte. Vor zwei Jahren galten Handy-Games als die alles überragende Geschäftsidee, auch die In-Game-Werbung wurde bereits vorab als größte Innovation aller Spielezeiten gehandelt“, erinnert er an Verheißungen, die sich am Ende nicht erfüllten. Auch bei den Onlinespielen muss sich erst zeigen, welches Geschäftsmodell erfolgreich ist. Auf gute Erfahrungen kann Blizzard mit dem Abomodell beim Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ verweisen.

Je beliebter Onlinespiele werden, desto wichtiger ist es, den Jugendmedienschutz zu erweitern. Ein wichtiger Schritt dorthin erfolgt Anfang 2011. Dann soll in Deutschland das System der Alterseinstufungen genau wie für Datenträger auch für Onlinegames gelten. Noch müssen allerdings die Länder entscheiden, ob dies wie bislang durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) geschieht. Dies wird sich möglicherweise bis zur Gamescom im August in Köln entscheiden. Bis dahin lässt sich auch abschätzen, wohin der wirtschaftliche Trend 2010 geht. 2009 war der Umsatz um zwei Prozent auf 1,56 Milliarden Euro leicht gesunken. „Es darf aber nicht vergessen werden, dass 2009 das dritt erfolgreichste Jahr der Gamesbranche überhaupt war“, sagte Wolters, der für 2010 von ähnlichen Umsatzzahlen wie im Vorjahr ausgeht.

Das Jahresergebnis hängt vor allem von den Topsellern ab. 2009 war dies besonders „Call of Duty“, im Jahr davor „Grand Theft Auto“. In diesem Jahr dürfte unter anderem „Fifa WM 2010“ im Mittelpunkt stehen, möglicherweise pusht das Comeback von Michael Schumacher das Rennsportgenre, sagt Olaf Wolters. Für das Weihnachtsgeschäft wird die neue intuitive Xbox-Steuerung Natal mit Spannung erwartet. Der Erfolg der Nintendo-Konsole Wii hat gezeigt, wie wichtig solche Neuheiten sind. Dadurch wurde die Konsole auch für ältere Spieler und die weibliche Zielgruppe interessant.

www.deutsche-gamestage.de

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