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Made in Berlin: Herr der Runen

Frogster, der Online-Spiele-Spezialist, hat einen Hit gelandet: ein Fantasywelt-Spektakel, das schon 600 000 Fans begeistert – jetzt kommt die dritte Folge

An Online-Rollenspielen ist alles gigantisch. So auch in „Taborea“, der vom Berliner Spiele-Publisher Frogster betriebenen Welt „Runes of Magic“. Zwischen der Sascilia-Steppe und der Küste der Wehklagen erstrecken sich der Staubteufel-Canyon und die Wilden Lande, ganz im Norden liegt der Aotulia-Vulkan, im Süden das Drachenzahngebirge. Überall gibt es Abenteuer zu bestehen. Mehrere tausend solcher Quests warten auf die Spieler.

Die Frogster Interactive Pictures AG entstand im Jahr 2005, als Dirk Weyel und Christoph Gerlinger die deutsche Tochter des ins Schlingern geratenen französischen Spiele-Verlags Pointsoft übernahmen. Das alte Unternehmen verfügte über zwei wichtige Aktiva: einen breiten Katalog von rund 200 PC-Spielen und gut funktionierende Kontakte zum Handel. Allerdings zeichnete sich schnell ab, dass die große Zeit der reinen PC-Spiele zu Ende ging, zumindest für kleine, unabhängige Verlage. Weyel und Gerlinger setzten darum alles auf die Online-Karte und auf ein bis dahin eher ungewöhnliches Konzept. Während sich Online-Spiele wie „World of Warcraft“ über monatliche Abogebühren finanzieren, vertrauten die Berliner auf ihr Free-to-Play-Modell. Der Clou dabei: Wer nicht will, muss nichts zahlen, um mitzuspielen. Allerdings gibt es genügend Anreize, um bessere Waffen oder zusätzliche Gegenstände zu kaufen.

Rund drei Millionen registrierte Spieler zählt „Runes of Magic“, 500 000 bis 600 000 gehören zu den aktiven, die sich mindestens einmal monatlich in die Online-Welt einloggen. Obwohl der Großteil Free to Play spielt, gibt es genügend Gamer, die sich ihre Freizeitbeschäftigung nicht nur Zeit, sondern auch Geld kosten lassen. Durchschnittlich 20 Euro gibt jeder dieser Hardcore-Gamer monatlich für Gegenstände und Fähigkeiten aus. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von einem halben Jahr kommen so 120 Euro zusammen, doppelt so viel wie ein klassisches Kaufspiel kostet.

Die magischen Runen führen den Spieler in eine Fantasywelt, in der sie sich als Krieger, Magier, Priester oder Schurken beweisen müssen. Vieles erinnert an Tolkiens „Herr der Ringe“. Um sich von Level zu Level hochzuarbeiten, müssen Monster, feuerspeiende Drachen, aber auch gegnerische Spieler besiegt werden. Die männlichen Figuren strotzen vor Kraft, während viele der weiblichen mit ihrer enormen Oberweite stark an Lara Croft erinnern. „Fantasy-Games sind deshalb so beliebt, weil sie der Kreativität von Spielern und Entwicklern keine Grenzen setzen“, erklärt sich Frogster-Vorstand Dirk Weyel die Faszination des Spielegenres. Wo sonst könnte man mit einem Mammut mit vier Stoßzähnen in die Schlacht ziehen?

Online-Rollenspiele zu veranstalten ist eine komplexe Angelegenheit. Bei Frogster sind damit 150 Mitarbeiter beschäftigt, davon 110 in Berlin. Gearbeitet wird in drei Schichten. Von Berlin aus wird das Unternehmen nicht nur geleitet, in den großzügig geschnittenen Geschäftsräumen in der Hardenbergstraße sitzen zentrale Geschäftsbereiche wie der Kunden-Support, das Produkt-Management und die Programmierung. „Es ist wichtig, das Kerngeschäft an einem Ort zu haben. Wir müssen schnell reagieren können. Wenn ein Server down ist oder das Billing einmal für zwei Stunden nicht funktioniert, verlieren wir ganz schnell unsere Kunden“, sagt Weyel. Genügend geeignetes Personal zu finden oder nach Berlin zu bekommen, stellt kein Problem dar. „Berlin ist die am besten geeignete Stadt, um junge, kreative Leute zu rekrutieren. Dazu tragen die niedrigen Lebenshaltungskosten und das attraktive Lebensumfeld bei“, sagt der Frogster-Manager. Auch jetzt werden Mitarbeiter mit guten Kenntnissen der Online-Spiele-Szene gesucht oder Muttersprachler wie beispielsweise Community-Manager für Polen.

Im Mai nun folgte das dritte Kapitel von „Runes of Magic“ mit dem neuen Kontinent Zandorya. Dessen junger König ist schwach und benötigt die Hilfe der Spieler, um die zerstrittenen Fraktionen zu einigen. Im Spiel allerdings zählen vor allem die neuen Funktionen. Die Gilden können sich nun gegenseitig den Krieg erklären, um ihre Stärke zu beweisen. Belagerungen mit Katapulten und Feuerwerfern gehören genauso dazu wie gewaltige Schlachten mit mehreren hundert Teilnehmern. Aber nicht alles ist so kämpferisch. Im dritten Kapitel wurde endlich der Wunsch der Community verwirklicht, dass nun geheiratet werden kann.

Für Frogster ist „Runes of Magic“ inzwischen die Cash Cow des Unternehmens. Drei von vier umgesetzten Euro entfallen auf diesen Titel, der hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass sich der Umsatz im vergangenen Jahr auf fast 15 Millionen Euro versechsfacht hat. Nach Steuern verbuchte das börsennotierte Unternehmen einen Gewinn von über zwei Millionen Euro. Auch für 2010 sind die Aussichten des Unternehmens, das über Tochtergesellschaften in San Francisco für den US-Markt und Seoul für den asiatischen Raum verfügt, vielversprechend. Für das Gesamtjahr wurde ein Umsatzziel von 25 Millionen Euro ausgegeben.

Damit das große Spiel weiterhin erfolgreich läuft, müssen sich die Frogster-Verantwortlichen frühzeitig Gedanken über die nächsten Schritte machen. Dazu gehört das „Projekt X“, wie es Weyel nennt. Worum es bei dem neuen Online-Rollenspiel geht, will er nicht verraten. Die magischen Runen besagen nur, dass es 2013 erscheinen soll.

www.frogster.de

Berlin ist die am besten geeignete Stadt, um junge, kreative Leute zu rekrutieren. Dazu tragen die nach wie vor niedrigen Lebenshaltungskosten und das attraktive Lebensumfeld bei.

Und Fantasy-Games sind so beliebt, weil sie der Kreativität von Spielern und Entwicklern keine

Grenzen setzen.“

Dirk Weyel, Vorstand des Berliner Online-Rollenspiel-Betreibers Frogster

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