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Lauerstellung: Rafael Nadal erwartet einen Aufschlag in "Top Spin 4".

© 2K Games

Neue Games: Leibesertüchtigungen

Videospiele und Sport – passt das zusammen? Aber sicher doch! Die Tennis-Simulation "Top Spin 4" wird zum schweißtreibenden Erlebnis, "Shift 2: Unleashed" trainiert die Reflexe auf der Rennpiste, und "Yoostar 2" bietet Schauspielsport für angehende Hollywood-Stars. Die drei Games im Test.

Top Spin 4

Rafael Nadal, genannt "El Matador", atmet schwer. Stundenlang hat ihn sein Gegner über den Sand gehetzt, hat ihn müde gemacht und zermürbt. Jetzt muss Nadal zwei Matchbälle abwehren. Das Publikum zischelt, der Schiedsrichter bittet nachdrücklich um Ruhe. Doch Nadals Gegner stört das alles kein bisschen - er beendet das Match mit einem unerreichbaren Vorhandschlag. Björn Borg hat soeben die French Open 2011 gewonnen.

So mancher Tennisfan träumt davon, die Filzballhelden des letzten Jahrtausends einmal gegen die Top 10 von heute antreten zu lassen – und das auf der Höhe ihrer jeweiligen Leistungsfähigkeit. Ob Becker gegen Federer oder Lendl gegen Djokovic: In "Top Spin 4" sind solche Generationenduelle jederzeit möglich. Man kann sich aber genauso gut mit einem selbsterstellten Nachwuchsspieler von den hinteren Plätzen der Weltrangliste ganz nach vorne kämpfen. Was "Top Spin 4" von der Konkurrenz (Wii Sports Tennis, Virtua Tennis) unterscheidet, ist der hohe Simulationsanspruch. Hier werden nicht nur nett ein paar Bälle übers Netz geklopft, stattdessen wird intensiv an Taktik und Timing gefeilt. Gerade zu Beginn ist die Lernkurve recht steil: Gute platzierte und druckvolle Schläge gelingen nur, wenn die Spielfigur perfekt zum Ball steht und der Spieler die Controllertaste im richtigen Moment loslässt. Wie im richtigen Tennis muss man sich gezielt eine Stellungsvorteil erarbeiten, um dann den entscheidenden Schlag zu landen. Dabei spielt die Kondition eine wichtige Rolle: Wer seinen Gegner an der Grundlinie besiegen will, muss selbst genügend Reserven haben. Daraus ergeben sich spannende und glaubwürdige Ballwechsel, wie sie derzeit keine andere Tennissimulation zu bieten hat.

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Atmosphärisch macht "Top Spin 4" fast alles richtig. Bei Matches auf dem Centre Court ist die Anspannung der Zuschauermassen förmlich zu spüren. Die Spieler bewegen sich flüssig und sind bis auf wenige Ausnahmen gut getroffen. Spektakuläre Aktionen wie der Becker-Hecht oder Federers Passierschlag durch die Beine sorgen für Spektakel, allerdings wiederholt sich der extatische Spielerjubel nach einem Ballgewinn einen Tick zu oft. Wer "Top Spin 4" als schweißtreibenden Wohnzimmersport erleben möchte, kommt mit den Bewegungssteuerungen Wii und Playstation Move zum Zuge. Gerade für Move hätte man sich aber eine konsequentere Umsetzung gewünscht: Die Ausholbewegung des Armes legt zwar die Schlagstärke, nicht aber die Richtung fest – dafür benötigt man einen "Navigation Controller" oder ein Standard-Gamepad.

"Top Spin 4". Erhältlich für Playstation 3, Xbox 360 (je 60 Euro) und Wii (40 Euro). Keine Altersbeschränkung.

Need for Speed: Shift 2 Unleashed

Die Rennspielserie "Need for Speed" hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: 1994 gestartet, driftete sie lange zwischen übersteigerter Action und Realitätsanspruch hin und her. Mittlerweile fährt man sauber zweigleisig: Mit Hot Pursuit erschien im November 2010 ein höchst unterhaltsamer Arcade-Racer, bei der sich Cops und Raser taktisch anspruchsvolle Katz-und-Maus-Jagden liefern. "Shift 2 Unleashed" setzt dagegen stärker auf Realismus und will den Simulations-Schwergewichten Forza Motorsport und Gran Turismo Paroli bieten.

Bei der Inszenierung gelingt das durchaus. "Unleashed"-Fahrer dürfen sich gleich mal ans Steuer eines knapp 500 PS starken Nissan GT-R setzen und ein paar Testrunden drehen. Je nach Abschneiden ordnet das Programm ihnen den entsprechenden Schwierigkeitsgrad zu. Auf klassischen Rennstrecken wie Laguna Seca, Brands Donington und Brands Hatch geht es dann um Erfahrungspunkte und Preisgelder. Der Karrieremodus ist mit Wettrennen, Zeitrennen und Drift-Wettbewerben sehr abwechslungsreich gestaltet, die Strecken sehen prächtig aus. Was aber sofort negativ auffällt, ist die aggressive Fahrweise der Computergegner: Schon auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe attackieren sie ohne Rücksicht auf Verluste und katapultieren die Konkurrenz bei grobschlächtigen Überholmanövern ein ums andere Mal ins Kiesbett. Beim Spieler sorgt das regelmäßig für Frust – besonders dann, wenn er sich gerade erst mühsam eine gute Position erarbeitet hat. Eine Rückspulfunktion wie beispielsweise "Forza" bietet "Unleashed" leider nicht.

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Wer genügend Frustrationstoleranz mitbringt, wird an "Shift 2 Unleashed" gewiss Gefallen finden. Pluspunkte sammelt das Spiel mit seiner motivierenden Autolog-Funktion, die alle Spielfortschritte speichert und mit den Leistungen befreundeter Spieler vergleicht. In der Werkstatt lassen sich die Fahrzeuge nach Herzenslust aufmotzen – oder aber per Schnelltuning unkompliziert verstärken. Eine interessante Neuerung stellt die Helmkamera dar: Sie zeigt das Renngeschehen aus Sicht des Fahrers und macht auch alle seine Kopfbewegungen mit. Fazit: "Forza" und "Gran Turismo" sind in Sachen Fahrphysik, Balance und Wahlmöglichkeiten immer noch ziemlich weit voraus. Kein Spiel inszeniert seine Rennen aber derart atemlos-brachial wie "Shift 2 Unleashed".

"Need for Speed: Shift 2 Unleashed". Erhältlich für Playstation 3, Xbox 360 (je 70 Euro) und PC (50 Euro). Alterseinstufung: Ab 6 Jahren.

Yoostar 2: In the Movies

Es gibt diese Momente, die sich ins kollektive Kino-Gedächtnis eingebrannt haben. Humphrey Bogart, wie er der bezaubernden Ingrid Bergman in die Augen schaut. Oder Marlon Brando, wie er als Mafia-Pate Audienz hält und den berühmten Satz sagt: "Ich werde ihm ein Angebot machen, dass er nicht ablehnen kann...". Filmfans können diese und andere Szenen jetzt an der Konsole nachspielen und sich ein bisschen wie Hollywood-Stars fühlen das zumindest verspricht "Yoostar 2: In the Movies". Der Vorgänger "Yoostar" erschien 2009 für PC und Mac.

"Yoostar 2" (PS3, Xbox 360) funktioniert nach dem Karaoke-Prinzip: Aus einem Fundus von 80 Szenen wählen die Spieler eine aus, dann geht es an die Rollenverteilung. "Yoostar 2" lässt sich alleine oder zu zweit spielen. Ähnlich wie bei der Bluescreen-Technik werden die Teilnehmer abgefilmt und in die jeweilige Szene hineinpositioniert. Auf der Xbox 360 übernimmt das die Microsoft-Kamera Kinect, auf der Playstation 3 die Eye-Kamera. Die Dialogzeilen blendet "Yoostar 2" am oberen Bildschirmrand ein. Wer viele Punkte ergattern will, sollte nicht nur auf eine synchrone und deutliche Aussprache achten, sondern auch die passende Mimik und Gestik parat haben. Was nach einem gelungenen Partyspiel klingt, erweist sich jedoch bald als schales Vergnügen. Grund dafür sind vor allem die technischen Mängel, mit denen "Yoostar 2" durchweg zu kämpfen hat.

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Eine erste große Enttäuschung erlebt der Spieler, wenn er sein Abbild erblickt: Es ist grobkörnig, unpräzise ausgeschnitten und wirkt im Vergleich zur perfekt ausgeleuchteten Filmszene recht flach. Erschwerend kommt hinzu, dass die Größenverhältnisse oft nicht stimmen selbst dann nicht, wenn der Spieler beim Dreh sehr genau auf die vorgegebene Silhouette achtet. Auch bei den Dialogen lässt "Yoostar 2" Präzision vermissen: Mal werden die Synchrontexte zu schnell eingeblendet, mal zu langsam, mal schneidet das Spiel die Stimmaufzeichnung mitten im Schlusssatz ab. In der Wiedergabe klingt die Stimme blechern wie bei einem Roboter, was atmosphärisch bestenfalls der "Terminator"-Szene zugute kommt.

Es sind aber nicht nur die technischen Probleme, die "Yoostar 2" zusetzen. Auch inhaltlich hat Hersteller Blitz Games die eine oder andere fragwürdige Entscheidung getroffen. Viele Szenen dauern nur ein paar Sekunden und sind schon vorbei, ehe man sich überhaupt warmgespielt hat. Die Auswahl der Clips ist Geschmackssache, wirkt aber bisweilen wenig durchdacht, zumal weibliche Rollen klar unterrepräsentiert sind. Den meisten Spaß macht noch die freie Improvisation vor Hollywood-Kulissen, weil die genannten Mängel hier weniger ins Gewicht fallen.

"Yoostar 2: In the Movies". Erhältlich für Playstation 3 und Xbox 360 (je 50 Euro). Alterseinstufung: ab 12 Jahren.

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