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Szene aus "SimCity".

© Electronic Arts

Neue Games: Stadtplanung am Computer

Bürgermeister haben es nicht leicht, nicht einmal in Computerspielen. In der Neuauflage des Klassikers "SimCity" baut man Straßen, Schulen und Fabriken – und natürlich einen Flughafen. Außerdem im Test: das Rätselspiel "The Bridge".

Viel schlimmer hätte das Debüt nicht sein können: Als "SimCity" vergangene Woche veröffentlicht wurde, waren die Server sofort überlastet. Hersteller Maxis hatte offenbar nicht mit einem solch großen Spieleransturm gerechnet und die Kapazitäten zu knapp bemessen. Leidtragende waren die Kunden, die stundenlang darauf warten mussten, das Spiel endlich ausprobieren zu können – wenn ihr Login denn überhaupt funktionierte. Der Frust der Fans äußerte sich prompt und heftig: Auf Amazon und anderen Portalen hagelte es Negativwertungen und Boykottaufrufe. Zum jetzigen Zeitpunkt (Montagabend) hat sich die Lage beruhigt: Maxis hat die Serverkapazitäten deutlich erweitert und den Kunden ein Gratisspiel als Trostpflaster versprochen. Der Login klappt mittlerweile weitestgehend reibungslos – was bleibt, ist ein fader Beigeschmack.

Tatsächlich hätte Maxis das Debakel schon allein durch eine Grundsatzentscheidung verhindern können: den Verzicht auf "Always Online". Stattdessen aber muss man "SimCity" nicht nur online über die Plattform Origin aktivieren, sondern benötigt selbst im Einzelspieler-Modus eine permanente Internetverbindung. Der Hersteller will damit verhindern, dass "SimCity" massenhaft raubkopiert wird – ein durchaus nachvollziehbares Anliegen. Für Kunden hat das System allerdings mehrere Nachteile: Origin zeichnet auf, wann und was man spielt – das findet nun mal nicht jeder gut. Außerdem haben mobile Nutzer von "SimCity" nicht immer eine stabile Internetverbindung. Von den genannten Server-Ausfällen ganz zu schweigen.

Der vermasselte Start und die Diskussion über "Always Online" haben die Besonderheiten von "SimCity" etwas in den Hintergrund gedrängt. Das ist schade, weil die Neuauflage des Spieleklassikers viele interessante Änderungen mit sich bringt. So kann man nicht mehr nur eine Stadt bauen, sondern mit mehreren Städten eine ganze Region besiedeln. Jede Stadt darf sich auf bestimmte Einnahmequellen spezialisieren, zum Beispiel Bergbau, Gütertransport oder Glücksspiel. Im Multiplayer-Modus – dem ersten seit "SimCity 2000 Gold" – können bis zu 16 Spieler kooperieren und konkurrieren.

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Am grundlegenden Spielprinzip hat sich indes kaum etwas geändert: Wie schon in den Vorgängerversionen gilt es, bei der Stadtplanung die unterschiedlichsten Faktoren zu berücksichtigen: Ein leistungsfähiger Verkehrskreislauf ist ebenso notwendig wie Bildung, Umweltschutz und Kriminalitätsbekämpfung. Ziel ist, aus kleinen Siedlungen florierende Städte mit glücklichen Bewohnern zu machen. Einnahmen und Ausgaben sind dabei stets zu berücksichtigen, sonst gerät die Stadtentwicklung schnell in eine gefährliche Schieflage.

Das neue "SimCity" macht einiges, aber bei weitem nicht alles richtig. Atmosphärisch ist das Spiel über jeden Zweifel erhaben: Die Gebäude sind detailliert, in den Straßen herrscht fröhliches Gewusel. Allerdings zeigt sich, dass Maxis die maximale Grundfläche der Stadt sehr knapp bemessen hat: Schon nach kurzer Zeit stößt man an die gestrichelten Grenzen und muss alte Gebäude einreißen, wenn man neue errichten möchte. Wie eine Großstadt wirkt das Ganze dadurch leider nicht.

Szene aus "SimCity".
Szene aus "SimCity".

© Electronic Arts

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Transparenz: Man bekommt viele Daten serviert, die aber nicht immer aussagekräftig sind. Bürogebäude zeigen zwar an, wie viele Sims sich gerade in ihnen aufhalten - nicht aber, wie viele insgesamt in ihnen arbeiten. Auch die Künstliche Intelligenz der Stadtbewohner lässt bisweilen zu wünschen übrig: Auf den Straßen suchen sie immer den direktesten, aber oft stauverstopften Weg, anstatt die mühsam errichteten Entlastungsstraßen zu nutzen.

Den Bau eines Flughafens erledigt man in "SimCity" mit wenigen Klicks – er kommt dann der gesamten Region zugute. Im Multiplayer-Modus sollte man darauf achten, mit wem man zusammenspielt: Schon ein unvorsichtiger Mitspieler kann dem Städtekonglomerat nachhaltig schaden. Alles in allem ist "SimCity" eine gelungene Städtebausimulation, die auch noch nach vielen Stunden Spielzeit Spaß macht. Über die immer wieder auftauchenden Fehler kann man da schon mal hinwegsehen.

"SimCity" für PC. Preis: 55 Euro. USK-Alterseinstufung: ab 6 Jahren.

The Bridge

Szene aus "The Bridge".
Szene aus "The Bridge".

© The Quantum Astrophysicists Guild

Ein Mann schläft unter einem Baum – und wacht auf, als ihm ein Apfel auf den Kopf fällt. Damit ist das Thema des Independent-Games "The Bridge" auch schon vorgegeben: Schwerkraft. Der Spieler manipuliert sie, indem er mit den Pfeiltasten die gesamte zweidimensionale Welt um ihren Mittelpunkt rotieren lässt. Von dem Schwerkraftwechsel sind alle losen Gegenstände betroffen – und auch der namenlose Protagonist, der einen Weg zum Levelausgang sucht.

Das Erste, was an "The Bridge" auffällt, ist die außergewöhnliche Grafik . Die Level sind handgezeichnet und schwarzweiß gehalten – sie erinnern an die Werke des niederländischen Künstler M.C. Escher. Ähnlich wie Eschers unmögliche Figuren enthalten sie optischen Täuschungen, ihr Aufbau erschließt sich dem Betrachter erst nach und nach, sei es nun ein Gewirr aus Plattformen oder ein Schachbrett, das munter die Perspektive wechselt. Der Spieler kann nicht nur die Level rotieren, sondern auch die Figur nach links und rechts laufen lassen. Was einfach klingt, wird zusehends komplex: So muss man oft einen oder mehrere Schlüssel einsammeln, um die Ausgangstür öffnen zu können – diese Schlüssel sind aber schwer erreichbar platziert und fallen in den Abgrund, wenn man sie beim Rotieren nicht im Auge behält. Gefahr droht auch von tonnenschweren Steinkugeln, die entweder durch das Level rollen oder – an Eisenketten aufgehängt – durch die Gegend schwingen. Kommt der Protagonist mit den Kugeln in Berührung, ist das sein Ende. Er kann sie aber auch nutzen, um beispielsweise Druckschalter auszulösen.

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Die Rätsel von "The Bridge" erfordern nicht immer scharfes Nachdenken. Oft kommt man auch durch Herumprobieren ans Ziel. Begeht der Spieler einen fatalen Fehler, so kann er per Space-Taste die Zeit nach Belieben zurückspulen. Anspruchsvoller wird es im zweiten Teil des Spiels, der sogenannten "Mirror World": Hier besucht man noch einmal alle bereits absolvierten Level, die aber in entscheidenen Punkten verändert worden sind. Leider fehlt "The Bridge" eine Hilfefunktion: Wer in einem Rätsel dauerhaft festhängt, ist für die Lösung auf Internetrecherchen angewiesen. Auch die Steuerung erweist sich teilweise als zu träge, um Rotationen präzise auszuführen.

"The Bridge" ist ein Spiel, das teils sehr anspruchsvolle Rätsel bietet, dieses Niveau aber nicht durchgängig halten kann. Die Machart erinnert bisweilen an Independent-Hits wie "Braid" oder "P.B. Winterbottom". Im Gegensatz zu diesen Meisterwerken der Rätselkunst schöpft "The Bridge" sein Potenzial aber nie ganz aus. Ein spannendes und kurzweiliges Spiel ist es dennoch geworden.

"The Bridge" für PC. Preis: 14 Euro. Keine Alterseinstufung. Download über Steam oder Gamersgate.

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