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Szene aus "Sorcery".

© Sony Computer Entertainment

Sorcery: Magie auf der Konsole

Ob Wii, Kinect oder Move: Bewegungssteuerungen verlangen von Spielern viel Körpereinsatz. Das gilt auch für den neuen Playstation-Titel "Sorcery": Hier wird man selbst zum Nachwuchsmagier, der Move-Controller zum Zauberstab. Außerdem im Test: das Rennspiel "Dirt: Showdown".

Im Herbst 2010 lieferten sich die Unterhaltungsgiganten Microsoft und Sony ein heißes Duell. Mitte September veröffentlichte Sony den kabellosen Controller Playstation Move, zwei Monate später ließ Microsoft den Infrarot-Sensor Kinect für die Xbox 360 folgen. Dass Bewegungssteuerungen ein Milliardengeschäft sind, hatte Konkurrent Nintendo bereits hinlänglich bewiesen: Seit 2006 erzielte die Wii mit familienfreundlichen Sport- und Party-Spielen enorme Verkaufserfolge. Sony und Microsoft wollten ein Stück vom Casual-Kuchen abhaben – und auch die anspruchsvollen Intensivspieler mit ins Boot holen. Man durfte gespannt sein: Welche neuen Spielkonzepte würden Move und Kinect ermöglichen?

Gut anderthalb Jahre später fällt die Zwischenbilanz ernüchternd aus. Zwar gibt es mittlerweile Dutzende von PS3- und Xbox-Titeln mit Bewegungssteuerung. Doch nur die wenigsten nutzen die Technologie, um neue Ideen zu verwirklichen. Der "Hollywood-Simulator" Yoostar 2 (Kinect) bot gute Ansätze, scheiterte aber letztendlich an seinen technischen Mängeln. Originell war auch das Move-Spiel Echochrome 2, in dem der Controller als virtuelle Taschenlampe dient. Sonst aber setzten die Publisher meist auf bewährte Konzepte: Erfolgreichstes Move-Game ist bis heute Sports Champions, der Kinect-Bestseller ist Dance Central. Sony bemühte sich, zahlreiche Shooter Move-kompatibel zu machen – Genre-Fans bevorzugen aber nach wie vor den klassischen Controller, weil er in vielen Fällen komfortabler zu bedienen ist. Ganz abgesehen davon, dass die Bewegungssteuerung eine leichte Verzögerung einbaut, die bei schnellen Spielen arg stören kann.

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Nun gibt es neben Tanz und Sport natürlich auch Spiele, die geradezu nach Bewegungssteuerung rufen. Im April diesen Jahres brachte Microsoft Kinect Star Wars heraus: Darin können Freizeit-Jedis Lichtschwertduelle ausfechten und die Macht mit Gesten beschwören. Einen vergleichbaren Aha-Effekt möchte Sony nun mit dem Playstation-Titel "Sorcery" erzielen. Der Spieler übernimmt in dem Action-Adventure die Rolle des Nachwuchsmagiers Finn, der gegen die Mächte der Unterwelt kämpft. Der Move-Controller wird in "Sorcery" zum Zauberstab – eine überaus naheliegende Assoziation. Ursprünglich sollte das Spiel schon zum Start von Move erscheinen, um die ganze Leistungsfähigkeit der Technologie zu demonstrieren. Das verantwortliche Entwicklerstudio SCE Santa Monica musste den Release aber immer wieder verschieben, und so erscheint "Sorcery" zu einem denkbar unspektakulären Zeitpunkt, nämlich am Rande des Sommerlochs. Hat sich das Warten gelohnt?

"Sorcery" im Test

Der Beginn von "Sorcery" scheint von Goethes Gedicht "Der Zauberlehrling" inspiriert. "Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben!" heißt es dort. Ähnlich übermütig gibt sich Finn, als sein Zauber-Mentor Dash für kurze Zeit unterwegs ist. Finn durchstöbert die Schränke im Turm des Meisters und stößt dabei auf einen Zauberstab, den er sogleich zur Anwendung bringt: Ein Schwung genügt, um Schafe in Schweine und Kisten in Kürbisse zu verwandeln. In einem Begleittutorial lernt der Spieler die unterschiedlichen Funktionen des Zauberstabs kennen: Er öffnet Schlösser, repariert Brücken und lässt tonnenschwere Steinsäulen durch die Luft schweben. Das alles geschieht sehr intuitiv, die Move-Bewegungen werden eins zu eins auf den Bildschirm übertragen. Um Finn durch die Level zu steuern, benötigt man zusätzlich einen Navigation Controller oder einen Standard-Controller.

Szene aus "Sorcery".
Szene aus "Sorcery".

© Sony Computer Entertainment

Begleitet wird der Zaubernovize von einer geheimnisvollen, aber auch sehr frechen weißen Katze namens Erline. Schon bald gerät das Duo in arge Schwierigkeiten: Bei einem Ausflug in die Unterwelt weckt Finn die Alptraumkönigin auf, die fortan das Land mit ihren Schergen terrorisiert. Sehr bald wird klar, dass "Sorcery" kein verträumtes Zaubermärchen ist – im Gegenteil: Das Spiel lässt sich wohl am besten als "Zauber-Shooter" bezeichnen. Im Kampf gegen Heerscharen von Trollen, Spinnen und Skeletten erweist sich der Zauberstab als durchschlagskräftige Waffe: Finn mischt seine Gegner mit Blitzschlägen, Erdbeben, Feuer und Frost auf.

Der Spieler erweitert Finns Fähigkeiten, indem er aus gesammelten Zutaten Zauberelixiere braut: Der Move-Controller kommt hier als Kochlöffel und Dosierhilfe zum Einsatz. Nach und nach lernt Finn, die unterschiedlichen Kräfte zu machtvollen Kombos zu verbinden: Etwa, indem er ein kleines Feuer per Orkanzauber in eine vernichtende Feuersbrunst verwandelt – oder indem er Gegner zunächst vereist, um sie dann mit Blitzen zu zerschmettern. Mit einem magischen Schild wehrt er derweil den Trommelhagel feindlicher Geschosse ab.

Szene aus "Sorcery".
Szene aus "Sorcery".

© Sony Computer Entertainment

"Sorcery" bietet brachiale Action am Fließband. Genau das ist aber auch die größte Schwäche des Spiels: Der Reiz des Geheimnisvollen wird von der permanenten Zerstörungsorgie völlig an den Rand gedrängt. Die Schauplätze von "Sorcery" mögen noch so malerisch sein - letztlich dienen sie nur als Kulisse für immer hektischere Scharmützel mit Massen von Gegnern. Die Figuren Finn und Erline haben durchaus Charakter, die Dialoge sind streckenweise witzig – das alles hilft aber wenig, wenn der Spieler kaum Atempausen erhält. Die Rätselelemente sind erschreckend simpel geraten: So muss man beispielsweise nur ein bisschen mit dem Zauberstab fuchteln, um ein Felsmedaillon zusammenzusetzen. Auch die Suche nach Gegenständen wird sehr schnell langweilig, weil man nichts anderes tun muss, als Kisten und Vasen zu zerdeppern. "Sorcery" bietet keine offene Spielwelt à la Fable, sondern schleust den Spieler durch schlauchartige Level, die kaum Überraschungen bieten.

Fazit: Aus "Sorcery" hätte man sehr viel mehr machen können als nur ein atemloses Kampfspektakel. Warum nicht bestimmte Zauberfähigkeiten an komplexe Gestenfolgen koppeln? Das würde dem Spieler mehr Erinnerungsleistung abverlangen, zugleich aber auch sein Selbstbild als fähiger Magier stärken. Wie heißt es doch bei Goethe? "Seine Wort und Werke merkt ich und den Brauch, und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch."

"Sorcery" für Playstation 3. Preis: 40 Euro. USK-Alterseinstufung: ab 12 Jahren.

"Dirt: Showdown" im Test

Szene aus "Dirt: Showdown".
Szene aus "Dirt: Showdown".

© Codemasters

Die Rennspielreihe "Dirt" hat in den letzten Jahren einen grundlegenen Wandel durchgemacht. Anfangs war sie noch ihren Wurzeln verpflichtet, die in der traditionsreichen "Colin McRae Rally" liegen. Doch spätestens mit "Dirt 2" (2009) wurde eine Neuorientierung deutlich – Entwickler Codemasters mischte knackig kurze Rennen zwischen die längeren Überlandfahrten. Dirt 3 (2011) schließlich bot mehr Abwechslung als je zuvor – vor allem wegen der Disziplin Gymkhana, bei der die Fahrer kunstvoll durch einen Hindernis-Parcours driften. Die Fortsetzung "Dirt 4" soll laut Producer Ian Smith wieder mehr Wert auf klassische Rallye-Rennen legen – sie ist aber frühestens 2013 zu erwarten. In der Zwischenzeit will Codemasters die Fans mit dem Serien-Spinoff "Dirt: Showdown" bei Laune halten – ein Unterfangen, das aber ordentlich misslingt.

Auf den ersten Blick wirkt "Showdown" noch sehr abwechslungsreich. Nicht weniger als 52 Renn-Events warten in der Kampagne auf den Spieler: Mal geht es in die Wüste von Nevada, mal auf die Schneepiste in Colorado, und auch Asphaltrennen in Tokio oder Miami stehen auf dem Programm. Optisch macht "Showdown" eine Menge her: Die Fahrzeugmodelle sind detailliert gestaltet, die Rennstrecken sind mit allerlei farbenfroher Pyrotechnik aufgemotzt. Zerstörung ist in "Showdown" Trumpf: Wer andere Fahrzeuge rammt oder abdrängt, wird mit reichlich Punkten und Boost-Energie belohnt. Im Modus "8-ball" beispielsweise rasen die Konkurrenten über Kurse mit mehreren Kreuzungen, an denen es immer wieder zu deftigen Crashs kommt. Noch etwas brachialer geht es im Modus "Rampage" zu, bei dem sich die Autos in einer offenen Arena gegenseitig zu Schrott fahren.

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Das alles mag kurzfristig Spaß machen, ist aber auf Dauer sehr stupide. Gymkhana-Events gibt es zwar auch, diese lassen "Showdown" aber wie einen billigen Abklatsch von "Dirt 3" erscheinen. Wer abwechslungsreiche, technisch anspruchsvolle Rennen mag, fährt mit dem Spiel von 2011 definitiv besser. "Showdown" hingegen wirkt seltsam gesichtslos und oberflächlich – selbst in den Online-Rennen mag keine echte Stimmung aufkommen.

"Dirt: Showdown" für PS3, Xbox 360 (je 70 Euro) und PC (40 Euro). USK-Alterseinstufung: ab 6 Jahren.

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