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Nina Kalenkow ist einer Verschwörung auf der Spur.

© Animation Arts

Spiele im Test: Auf der Suche nach Abenteuern

"Geheimakte" ist Deutschlands erfolgreichste Adventure-Serie. In Teil 3 bekommt es Nina Kalenkow mit einer handfesten Verschwörung zu tun und jagt um den halben Erdball. Ebenfalls im Test: "Guild Wars 2", das "World of Warcraft" herausfordert.

Geheimakte 3

Nina Kalenkow ist geschockt - und ratlos. Gerade noch hat sie mit ihrem Verlobten zusammengesessen und Pläne für die Flitterwochen in Australien geschmiedet. Dann stürmte ein Sondereinsatzkommando in die Wohnung, fesselte Max und nahm ihn mit - unter dem Vorwurf, ein Terrorist zu sein. Doch Nina kennt ihren Max zu gut, um das wirklich glauben zu können - schnell überwindet sie den Schock und macht sich auf die Suche nach ihrem entführten Freund. Im letzten Moment hat er noch eine Fährte gelegt, die Nina jetzt hartnäckig verfolgt: Sie führt in die Türkei, wo Max als Archäologe an Ausgrabungen beteiligt war. Je weiter Nina vorstößt, desto deutlicher zeichnen sich die Konturen einer Verschwörung ab, die bis ins Zeitalter von Leonardo da Vinci zurückreicht.

Die PC-Spieleserie "Geheimakte" ist für ihre hollywoodreifen Plots bekannt: Ihre Mischung aus Action, Dramatik und Herzschmelz würde jedem Kino-Blockbuster gut zu Gesicht stehen. Dabei gehört "Geheimakte" einem Spielegenre an, das schon vor Jahren für tot erklärt wurde: dem Point-and-Click-Adventure. Zu statisch sei das Spielprinzip, zu linear, bemängelten die Kritiker - und übersahen dabei, dass Klick-Abenteuer auch ein Vierteljahrhundert nach "Maniac Mansion" oder "Zak McKracken" eine treue Fangemeinde hinter sich scharen. "Geheimakte" hat ein gutes Stück dazu beigetragen, das Genre am Leben zu erhalten: Teil eins ("Geheimakte Tunguska", 2006) und Teil zwei ("Puritas Cordis", 2008) gehören bis heute zu den erfolgreichsten deutschen Adventure-Produktionen. Teil drei bringt ein Wiedersehen mit den Hauptfiguren Max und Nina, setzt aber bei Spielern kein Vorwissen voraus. Fans der Serie werden Anspielungen auf frühere Ereignisse zu schätzen wissen - Einsteiger werden sie vielleicht gar nicht bemerken.

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Der Rätselaufbau in "Geheimakte 3" ist klassisch: Mit der Maus sucht man die Umgebung nach Interaktionspunkten ab, den sogenannten Hotspots. Ein Rechtsklick liefert Informationen zum betreffenden Gegenstand, ein Linksklick führt Aktionen aus - zum Beispiel das Öffnen einer Tür. Genretypisch kommt dem Inventar der Spielfigur entscheidende Bedeutung zu: Beinahe alles, was Nina unterwegs findet, kann sie in irgendeiner Situation gut gebrauchen: Sei es nun ein Seil mit Enterhaken, an dem sie sich auf einen Mauervorsprung emporhangelt, oder ein Bolzenschneider, der im richtigen Moment ein Hindernis beseitigt.

Die Rätsel in "Geheimakte 3" sind vergleichsweise einfach gestrickt: Während andere Adventures absurd-komische Kombinationen erfordern ("benutze Kronleuchter mit Coladose"), setzt "Geheimakte 3" auf weitgehend nachvollziehbare Lösungen. Das ist per se nicht schlecht, dürfte Genre-Kenner aber heillos unterfordern. Alle Rätsel wollen brav nacheinander gelöst werden, der Spieler kann nicht mehrgleisig Fortschritte machen. Die Linearität dominiert selbst an jenen Orten, die für freies Erkunden eigentlich wie geschaffen scheinen: So sind die Ausgrabungsstätten am südostanatolischen Nabelberg zwar weitläufig, Nina kann ihren Forscherdrang dort aber nur sehr bedingt ausleben.

Bloß niemanden vergraulen: Das ist die Devise, nach der die Rätsel für "Geheimakte 3" entworfen wurden. Als reichlich stromlinienförmig erweisen sich aber auch Story, Figuren und Erzählweise des Spiels. Die Handlung ist mit Abenteuerklischees gespickt, die aber leider nur bedingt gebrochen werden: Das Ganze wirkt wie eine Seifenoper mit Indiana-Jones-Einsprengseln. Die Charaktere - allen voran Max und Nina - wirken glatt, etwas bieder und nicht immer glaubwürdig: Selbst wenn Nina im Alptraum durch eine brennende Kirche irrt, plätschern ihre Gedanken im Plauderton dahin - das zerstört jede Illusion einer Notlage. Auch in anderen Situationen gelingt es der Synchronisation, die vorherrschende Stimmung durch unbeteiligte Betonung zu sabotieren. "Geheimakte 3" ist ein Spiel mit beträchtlichen Schauwerten, das hübsch gerenderte Kulissen und actionreiche Cut-Scenes aneinanderreiht. Allerdings fehlt es dem auf Hochglanz polierten Werk an jener Ausstrahlung, die etwa von den Daedalic-Abenteuern "Deponia" und "Harveys neue Augen" ausgeht. "Geheimakte 3" mag einsteigerfreundlich und durchaus unterhaltend sein: Dem Abenteuer fehlen schlicht die nötigen Ecken und Kanten.

"Geheimakte 3" für PC. Preis: 40 Euro. USK-Alterseinstufung: ab 12 Jahren.

Guild Wars 2

Eine Norn in "Guild Wars 2".
Eine Norn in "Guild Wars 2".

© ArenaNet

2004 war in der Geschichte der Games ein besonderes Jahr. Damals brachte Blizzard Entertainment das Online-Rollenspiel "World of Warcraft" heraus, das schon bald gewaltige Erfolge feierte. Zeitweilig tummelten sich bis zu 12 Millionen Spieler in der Fantasy-Welt von Azeroth, die eine bis dahin ungekannte Fülle an Abenteuern bot. Für den Publisher bedeuten das Abo-Modell und der Verkauf virtueller Gegenstände einen ständig sprudelnden Einnahmequell - und obwohl die Zahl der Spieler mittlerweile auf 9 Millionen zurückgegangen ist, sitzt WoW noch immer auf dem Thron der Online-Rollenspiele. Noch, muss man sagen. Denn das gerade erschienene "Guild Wars 2" könnte auf Dauer zu einem ernsthaften Konkurrenten werden.

Seit seinem Start am 28. August dominiert "Guild Wars 2" die internationalen Verkaufs-Charts: Gleich in zehn europäischen Ländern steht es derzeit auf Platz eins. Das große Interesse kommt nicht von ungefähr: GW2 macht vieles anders - und vieles auch besser - als die etablierten Vertreter des MMO-Genres. Titel wie "World of Warcraft" bedeuten enormen Zeitaufwand: Die wirklich spektakulären Abenteuer erleben Spieler erst, wenn sie ihre Heldenfiguren auf eine hohe Fertigkeitsstufe gebracht ("hochgelevelt") haben. Bis es aber soweit ist, müssen sie zahllose nervtötende Routineaufgaben erledigen, denn nur so erhalten sie die dringend benötigten Entwicklungspunkte. Dieses "Grinden" galt bislang als unvermeidlicher Bestandteil von MMOs, führte aber dazu, dass sich viele Spieler ihren Fortschritt lieber erkauften, als hunderte Stunden ins Hochleveln zu investieren. "Guild Wars 2" setzt hier einen Kontrapunkt: Man muss nicht mehr endlos grinden, um epische Abenteuer erleben. Stattdessen darf man schon nach wenigen Stunden Spielzeit gegen riesige Monster kämpfen und an spannenden Schatzsuchen teilhaben.

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Der Schlüssel zu mehr Abwechslungsreichtum sind die sogenannten dynamischen Events. Dazu muss man wissen, dass die Fantasy-Welt Tyria im ständigen Wandel begriffen ist: Sämtliche Aktionen der Spieler haben Auswirkungen auf Machtverteilung und Aussehen des GW2-Universums. Dynamische Events können zum Beispiel gewaltige Ungeheuer ("World Bosses") sein, die in unregelmäßigen Abständen Städte angreifen. Von überall her strömen dann die Helden zusammen, um gemeinsam gegen das Monster zu kämpfen - das macht aus GW2 ein geselligeres Spiel, als es WoW mit seinen parallel verlaufenden Heldenkarrieren ist. Standardaufgaben (Quests) gibt es in GW2 zwar auch zur Genüge: Sie sind aber durch Aufgabenstellung und Minispiele so aufgelockert, dass das "Grind-Gefühl" seltener auftritt - in vielen Fällen muss man gar nicht mal unbedingt kämpfen, um das Ziel zu erreichen. Praktisch ist auch, dass die Quests den Spielern automatisch zugewiesen werden, wenn sie einen bestimmten Kartenabschnitt betreten. Die Kämpfe sind ebenfalls spannender geworden: Spieler müssen selbst angreifen und ausweichen, statt nur zum richtigen Zeitpunkt bestimmte Fähigkeiten zu aktivieren.

Nun erfindet "Guild Wars 2" das MMO-Genre nicht gänzlich neu. Die Hintergrundgeschichte - aus dem Tiefschlaf erwachte Riesendrachen bedrohen die Welt - gehört zum Fantasy-Standardrepertoire; auch die Völker und Heldenklassen werden den meisten Rollenspielern bekannt vorkommen. Die eigentliche Leistung der GW2-Macher besteht darin, dass sie an den richtigen Stellschrauben drehen: Die Handlung wird dadurch interessanter, die Entwicklungsgeschichte des Helden persönlicher und das Zusammenspiel stärker von Kooperation geprägt. Außerdem ist "Guild Wars 2" kein Zeitfresser wie "World of Warcraft" und verzichtet auf ein kostenpflichtiges Abo-Modell: All diese Eigenschaften dürften den Aufstieg des neuen MMOs beflügeln.

"Guild Wars 2" für PC. Preis: 55 Euro. USK-Alterseinstufung: ab 12 Jahren.

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