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Rufus und Goal in "Goodbye Deponia".

© Daedalic Entertainment

Spieltest: Abschied vom Schrottplaneten

Die "Deponia"-Trilogie schildert die Abenteuer des Erfinders Rufus in einer bizarren Zukunftswelt aus Schrott. Teil 2 wurde mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet, nun ist mit "Goodbye Deponia" der dritte Teil erschienen. Ein würdiger Abschluss der Reihe?

Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint - dieses Tucholsky-Zitat trifft ganz besonders auf den Antihelden von "Deponia" zu. Der selbsternannte Erfinder Rufus will seine Heimat, einen Schrottplaneten, vor der Zerstörung durch die interstellaren Organon-Bürokraten bewahren. Weil jedoch Rufus gnadenlos selbstherrlich und untalentiert ist, richtet er mit seinen Rettungsversuchen ein fortlaufendes Chaos an. Aus der gewaltigen Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zieht "Deponia" seine Komik: In Rufus' Rolle werden Spieler selbst zu Agenten der Anarchie - eine entsprechende Ader sollte man für dieses Spiel schon haben.
Den ersten Teil der "Deponia"-Trilogie veröffentlichte das Hamburger Spielestudio Daedalic Anfang 2012. Teil 2 ("Chaos auf Deponia") folgte ein Dreivierteljahr später und wurde mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet. "Goodbye Deponia" soll der Trilogie einen würdigen Abschluss bereiten - und kann dieses Versprechen auch weitgehend einlösen. Die Handlung des zweidimensionalen Point-and-Click-Adventures knüpft dort an, wo sie in Teil 2 aufgehört hat: Noch immer droht Organon mit der Sprenung des Müllplaneten, noch immer kämpfen Rufus und seine Gefährtin Goal gegen dieses Vorhaben. Goal ist eine bezaubernde Cyber-Elfe aus dem fernen Elysium, die in Teil 1 unvermittelt vom Himmel fiel; dabei wurde ihr Gehirnimplantat beschädigt, was zu haarsträubenden Verwicklungen führte. Rufus ist in Goal verliebt, er sieht in ihr aber auch eine Gelegenheit, den Schrottplaneten gen Elysium verlassen zu können. Sein großer Gegenspieler ist Goals Verlobter Cletus, der ihm - welch Zufall - zum Verwechseln ähnlich sieht.

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"Goodbye Deponia" beginnt, ohne sich lange mit Rückblenden aufzuhalten. Nur ansatzweise versucht das Spiel, die Vorgeschichte zusammenzufassen - wer sie nicht kennt, wird mit den Story-Fragmenten kaum etwas anfangen können. Es empfiehlt sich also, zunächst Teil 1 und 2 zu spielen, vor allem, weil die Spielwelt und die wiederkehrenden Charaktere (Doc, Bozo, Toni, Janosch) dann viel vertrauter sind - und die Anspielungen auf frühere Ereignisse erkennbar werden. Eine Komplettausgabe der Trilogie gibt es noch nicht, sie dürfte aber sehr bald folgen. Mit den genannten Einschränkungen funktioniert "Goodbye Deponia" auch als eigenständiges Abenteuer. In bester Point-and-Click-Manier sammelt und kombiniert man Gegenstände, löst Rätsel und spricht mit anderen Figuren, um neue Informationen zu erhalten. Die Situationen, in die Rufus und Co. geraten, sind wieder einmal höchst bizarr. Gleich zu Beginn macht die Abenteurertruppe im Hotel "Menetekel" Station, wo unter anderem ein voyeuristisches Gespenst und eine Endzeit-Sekte mit seltsamer Vorliebe fürs Wäschewaschen hausen. Um voranzukommen, muss Rufus nicht nur diverse Wäschestücke organisieren, sondern zum Beispiel auch Fischabfälle für einen Pelikan salzen, eine Münze mit rauem Toilettenpapier abschleifen und dem nichtsahnenden Kutterkapitän Bozo ein "verfeinertes" Pastetchen servieren. Zwischen diese - teils recht abwegigen - Kombinationsrätsel streut "Goodbye Deponia" logikbasierte Minigames, die sich aber per Knopfdruck überspringen lassen. Bei der Suche nach Interaktionsmöglichkeiten hilft wie üblich eine Hotspot-Anzeige, eine Hilfefunktion für die Kombinationsrätsel gibt es jedoch nicht. Im Verlauf des Spiels werden die Rätsel deutlich komplexer: Spätestens dann, als Rufus beschließt, sich selbst zu klonen.

Szene aus "Goodbye Deponia".
Szene aus "Goodbye Deponia".

© Daedalic Entertainment

Der Humor von "Goodbye Deponia" ist so, wie ihn die Fans der Reihe schätzen: rabenschwarz. Rufus ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, seine oft eigennützigen Ziele zu erreichen; als Identifikationsfigur taugt der eitle Trottel deshalb kaum. An manchen Stellen driftet der Ton des Spiels zu sehr ins Derbe ab und macht auch vor Fäkalhumor nicht halt - der Griff ins Klo ist wörtlich zu nehmen. Trotz dieser Ausreißer erzählt "Goodbye Deponia" eine durchaus tiefgründige Geschichte um Verlustangst und Solidarität; das Spiel ist zwar ab sechs Jahren freigegeben, aber eher für Jugendliche und Erwachsene geeignet. Abwechslungsreiche Rätsel, skurrile Figuren und stimungsvolle Schauplätze machen "Goodbye Deponia" zu einem gelungenen Abschluss der Trilogie - auch wenn es nicht ganz an die Originalität von Teil 2 heranreicht.

"Goodbye Deponia" für PC. Preis: 30 Euro auf Datenträger, 20 Euro als Download von Plattformen wie Steam. USK-Alterseinstufung: ab 6 Jahren. Spieldauer: 10 bis 12 Stunden.

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