zum Hauptinhalt

Medien: Geburtstag auf Lummerland: Jim Knopf wird heute 40 Jahre alt

Es ist jetzt genau 40 Jahre her, dass sich auf einer kleinen Insel im weiten Ozean folgende Begebenheit zutrug: Der Lokomotivführer Lukas saß am Strand - nein, besser: an der Landesgrenze - und war traurig, während die untergehende Sonne "mit ihrem Licht eine goldene, glitzernde Straße" bis vor seine Füße baute. Entschlossen erklärte er seiner Lokomotive Emma, dass er die Insel Lummerland verlassen müsse, woraufhin diese anfing, "herzzerbrechend zu heulen".

Es ist jetzt genau 40 Jahre her, dass sich auf einer kleinen Insel im weiten Ozean folgende Begebenheit zutrug: Der Lokomotivführer Lukas saß am Strand - nein, besser: an der Landesgrenze - und war traurig, während die untergehende Sonne "mit ihrem Licht eine goldene, glitzernde Straße" bis vor seine Füße baute. Entschlossen erklärte er seiner Lokomotive Emma, dass er die Insel Lummerland verlassen müsse, woraufhin diese anfing, "herzzerbrechend zu heulen". In dem kleinen Königreich grassierte die Angst vor Überbevölkerung. Doch von seiner Emma wollte sich Lukas ("Was ist denn ein Lokomotivführer ohne Lokomotive?") nicht trennen. Die beiden Freunde Lukas und Jim beschlossen daher, die Insel zu verlassen. Die Geschichte, erfunden von Michael Ende, erschien erstmals unter dem Titel "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" vor vier Jahrzehnten im Karl Thienemann Verlag.

In den Köpfen ungezählter Menschen haben sich die spannenden Abenteuer und die wundersamen Figuren, vom schusseligen König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften bis zum ängstlichen Scheinriesen Herrn Tur Tur, unauslöschlich eingeprägt. Das Buch und der Nachfolge-Band "Jim Knopf und die Wilde 13" wurden in 25 Sprachen übersetzt und über drei Millionen Mal verkauft. In Deutschland hat zu dem Erfolg das Fernsehen nicht unwesentlich beigetragen; die "Augsburger Puppenkiste" ließ bereits kurz nach der Buch-Veröffentlichung die Marionetten nach der noch heute wohl vertrauten Melodie von der "Insel mit zwei Bergen" tanzen.

Bei Michael Ende dürfen auch Erwachsene ihre Kinderseele baumeln lassen, ähnlich übrigens wie bei Joanne K. Rowling. Die beiden Waisenkinder Jim Knopf und Harry Potter sind in ihrer Abenteuerlust gewiss Geschwister, aber auch Kinder ihrer Zeit. So sind selbst die Antihelden in Michael Endes erstem großen Erfolg (später folgten unter anderem "Momo" und "Die unendliche Geschichte") nicht wirklich böse: Der Drache Malzahn verwandelt sich in einen Goldenen Drachen der Weisheit und die Piraten in dem zweiten Band "Jim Knopf und die Wilde 13" ändern ihren Lebenswandel, nachdem sie von Jim mal richtig durchgerechnet wurden. So wertvoll kann Mathematik sein.

Überhaupt ist "Jim Knopf" reich an moralisch einwandfreien Leitbildern und damit ein Spiegelbild der 60er Jahre, in denen das Nachkriegsdeutschland zwar die Schuld der Vergangenheit verdrängte, sich aber gern als vorbildliche Demokratie präsentierte. Dass sich manche Einstellungen geändert haben, erkennt man an der Figur der Prinzessin Li Si. Bei Michael Ende ist sie ein reizendes, aber zickiges kleines Mädchen, mit reichlich "Widerspruchsgeist" gesegnet. In der Zeichentrickserie, die der Kinderkanal ausstrahlt (11 Uhr 35, täglich bis 18. August), hat sie sich emanzipiert und beweist Mut und Abenteuerlust - wie Jim. Anderes ist noch heute hoch aktuell. Schließlich werden nicht überall Menschen ungeachtet ihrer Hautfarbe so freundlich aufgenommen wie das einst in einem falsch zugestellten Postpaket eingereiste schwarze Baby Jim in Lummerland.

Zur Startseite