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Medien: Geburtstag in Lachsrosa

Vor fünf Jahren startete die deutsche „Financial Times“

Bei der „Financial Times Deutschland“ wollte man nicht, dass Chefredakteur Steffen Klusmann in direkter Konfrontation mit dem Konkurrenten vom „Handelsblatt“ Antworten auf vergleichbare Fragen gibt (s. Kasten). Dabei gibt es wirklich keinen Grund, weshalb die „FTD“ nicht souverän auftreten sollte. Noch immer schreibt sie rote Zahlen, noch immer plustert sie ihre Auflage mit sonstigen Verkäufen und Bordexemplaren auf und verkauft trotzdem keine 100000. Beide Ziele könnte das lachsrosa Blatt in diesem, zumindest aber im nächsten Jahr erreichen. Vor allem aber: Es gibt sie immer noch, die „FTD“. Darauf haben nicht viele gewettet, als die Verlage Pearson und Gruner + Jahr am 21. Februar 2000 gemeinsam die Wirtschaftszeitung starteten und damit das etablierte „Handelsblatt“ herausforderten.

Das Jahr 2000 war das letzte Jahr, bevor die Anzeigenmärkte zusammenbrachen und Verlage anfingen, mit roten Zahlen zu kämpfen – auch das „Handelsblatt“. Alle redeten von New Economy, ein Börsengang jagte den nächsten. Die Blase platzte, doch G + J und Pearson hielten an der „FTD“ fest. Gründungschef Andrew Gowers ging nach London, die Doppelspitze danach zerbrach, schließlich sorgte Christoph Keese für Ordnung. Jetzt ist Steffen Klusmann Chefredakteur.

In drei Phasen teilt Klusmann die Entwicklung der Zeitung ein. In die Zeit bis zum Start der ersten Ausgabe, die zu allem Unglück mit einer Falschmeldung aufmachte. Es schloss sich eine Findungsphase an, in der aus der zusammengewürfelten Redaktion ein Team werden musste. Derzeit befinde sich das Blatt in der Wachstumsphase. Klusmanns Ziel: In fünf Jahren soll die „FTD“ Marktführer sein und mehr verkaufen als das „Handelsblatt“.

Unverändert hat die „FTD“ weniger den Mittelständler als internationale, börsennotierte Unternehmen im Blick. Geschrieben wird aus der Sicht des Investors und in dem Stil, den die „FTD“-Fibel festschreibt. Gepflegt werden angelsächsische Traditionen wie der anonyme Kommentar und die Empfehlungen zu Bundestags- und Europawahlen. Die Haltung der „FTD“ beschreibt Klusmann als liberal, aber undogmatisch. Einiges, findet er, könnte man aber noch besser machen: Handwerkliches meint er damit und vor allem den Themenmix. Nichts gegen Zitate, die über Agenturen laufen, sagt Klusmann. Aber manchmal ist ihm die „FTD“ zu nachrichtenorientiert. Für die Zukunft wünscht er sich mehr investigative Geschichten und Features. usi

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