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Geburtstag: Lothar Loewe wird 80 Jahre alt

1976 wurde Lothar Loewe aus der DDR ausgewiesen, weil er in einem Kommentar sagte: In der DDR wisse "jedes Kind, dass die Grenztruppenden strikten Befehl haben, auf Menschen wie auf Hasen zu schießen“ - und schrieb damit Fernsehgeschichte.

Angefangen hat er als Zeitungsjournalist in den turbulenten Berliner Nachkriegsjahren zwischen Blockade und Mauerbau, aber seinen Ruf hat Lothar Loewe mit dem Aufstieg des Fernsehens gewonnen. Und das an den Brennpunkten der Weltpolitik, erst in Washington, dann in Moskau, als Berichtsstoff ein dramatisches Jahrzehnt – Kuba-Krise, Kennedy-Mord, der Einmarsch der Sowjetunion in Prag. Da hatte er schon die Erfahrungen ausgekostet, die eine Generation geprägt haben: Der 16-jährige Hitlerjunge geriet noch in die Schlacht um Berlin – und wurde, Jahre später, als Stipendiat in Amerika zum bekennenden Atlantiker. Dabei verstand Loewe sich immer als Reporter, umtriebig und neugierig, aber fest in den Grundsätzen, die ihm Krieg und Nachkrieg eingebläut hatten. Ein Vollblutjournalist von eher robuster Natur, kein Freund von Traurigkeit – da drang der Berliner durch, den er weder verleugnen mag noch kann.

War es dieses Temperament, das Loewe deutsch-deutsche Fernsehgeschichte schreiben ließ? 1976 wies die DDR den ARD-Korrespondenten aus, weil er im Kommentar sagte: In der DDR wisse „jedes Kind, dass die Grenztruppenden strikten Befehl haben, auf Menschen wie auf Hasen zu schießen“. Angelegt auf den spektakulären Rauswurf hatte es Loewe nicht. Vielmehr hatte er die Aufgabe als Herausforderung gesucht – als journalistischer Haudegen und Patriot. Ein Scheitelpunkt seiner Laufbahn war überschritten. Loewe war im größer werdenden Medienbetrieb immer dabei. Die Akzente setzten nun die Kollegen, die ihre Arbeit mit mehr politischem Ehrgeiz betrieben. Als SFB-Intendant, zu dem er 1983 gewählt wurde, agierte er glücklos. Nach 1990 betätigte er sich als Geburtshelfer für den neuen überregionalen Hörfunk. Und ist seither ein Zeuge der Zeit, ohne die die Gegenwart nicht denkbar wäre, auch wenn die Gegenwart das nicht weiß: der Prototyp eines Berliner Journalisten der Nachkriegszeit. Billy Wilder hätte seine Freude an ihm gehabt. An diesem Montag wird Lothar Loewe achtzig Jahre alt. Hermann Rudolph

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