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Troll werden Online-Nutzer genannt, die versteckt hinter ihren Pseudonymen andere Leser bloß provozieren und Debatten zum Entgleisen bringen wollen.

© REUTERS

Gegen Schmähungen und Beleidigungen: Presserat will Regeln für Online-Kommentare

Erstmals will der Deutsche Presserat Regeln für Beiträge in Online-Foren von Zeitungen und Zeitschriften einführen. Eine Klarnamenpflicht fordert das Gremium dagegen nicht.

Der Deutsche Presserat will gegen Schmähungen und Beleidigungen in Online-Foren von Zeitungen und Zeitschriften stärker vorgehen. Erstmals will der Rat, der das Selbstkontrollorgan der Presse ist, Regeln für Leserbeiträge aufstellen. Kommentare müssten grundsätzlich wie Leserbriefe behandelt werden, sagte die Sprecherin des Presserats, Ursula Ernst, der dpa. „Beleidigungen und Schmähungen sollten entweder vorab oder zumindest zeitnah nachträglich gelöscht werden.“ Eine Klarnamenpflicht fordert der Presserat dagegen nicht.

Engmaschige Kontrolle von Beiträgen

„In den Foren soll weiterhin anonym kommuniziert werden dürfen“, sagte Pressesprecherin Edda Kremer dem Tagesspiegel. Viele Zeitungen und Zeitschriften würden die Kommentare bereits engmaschig vor oder kurz nach der Veröffentlichung in den Foren kontrollieren. 2013 habe der Presserat lediglich zehn Beschwerden zu Forenbeiträgen erhalten. Dabei sei es um Beleidigungen gegangen, aber auch darum, dass Redaktionen mit Bezug auf ihr moderationsrecht Beiträge aus den Foren entfernt hatten. Bisher finden sich im Pressekodex keine Regeln für digitale Veröffentlichungen. Bis zum Herbst will der Presserat eine überarbeitete Fassung vorlegen, in der sich auch die neuen Vorgaben für Forenbeiträge finden sollen.

Im Netz gibt es immer wieder Diskussionen über eine Klarnamenpflicht. Zuletzt hatte die "Huffington Post" angekündigt, künftig keine anonymen Kommentare mehr veröffentlichen zu wollen. „Ich finde, dass die Äußerungsfreiheit Menschen gebührt, die für das geradestehen, was sie sagen und sich nicht hinter einer Anonymität verstecken“, sagte Gründerin Arianna Huffington vor einigen Monaten. Viele solcher Vorhaben sind allerdings gescheitert, weil eine solche Pflicht nur schwer zu realisieren ist. Eine Garantie dafür könnte es wohl nur geben, wenn die Kommentarschreiber ihren Personalsausweis oder eine Kreditkarte hinterlegen müssten.

Viele Zeitungen suchen deshalb nach Alternativen, um beleidigende oder rassistische Kommentare zu unterbinden. Die "New York Times" vergibt beispielsweise eine Art Gütesiegel für angemessenes Verhalten. Sonja Álvarez

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