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I’m moving on. Nach dem Ende der Beatles 1970 zog John Lennon nach New York.F.: Arte

© David Spindel

Medien: Geliebtes Exil

Ein Beatle im Big Apple: Die Doku „Lennon, NYC“.

Endlich Ruhe! Und einfach mal wieder ins Kino gehen oder ins Restaurant. Das war das Größte für John Lennon, nachdem er im August 1971 zusammen mit Yoko Ono nach New York City gezogen war. Hier gab es keine Beatlemania, die selbst nach der Auflösung der Band noch öffentliche Kreischkonzerte auslöste, sobald einer der Fab Four irgendwo auftauchte. Vor allem aber gab es keine Medien-Anfeindungen gegen Yoko Ono. Wie wichtig dieser Punkt für das Ehepaar war, zeigt ein TV-Auftritt der beiden, in dem Lennon in tief bestürztem Ton darüber spricht, dass Ono in der englischen Presse als „ugly“ bezeichnet worden war.

Lennons Liebe zu New York war groß. Die Fotos, auf denen er vor der Freiheitsstatue das Victory-Zeichen zeigt, sind genauso weltbekannt wie jene, auf denen er ein weißes T-Shirt mit dem riesigen Schriftzug „New York City“ trägt. Die neun Jahre, die er bis zu seiner Ermordung 1980 in der Stadt gelebt hat, dokumentiert Michael Epstein im Film „Lennon, NYC“, für den Yoko Ono ihre privaten Archive öffnete und ihm ein langes Interview gab. Spektakuläre neue Einsichten in das letzte Lebensjahrzehnt des 1940 in Liverpool geborenen Musikers kommen dabei nicht zutage. So sind hier zwar ein paar unbekannte Fotos und kurze Familienvideos zu sehen sowie einige unveröffentlichte Aufnahmen zu hören. Doch es wird auch viel Bekanntes wiederholt, wie die Geschichte von Lennons kafkaeskem Kampf mit der US-Immigrationsbehörde und seine Überwachung durch das FBI.

Sehenswert ist „Lennon, NYC“ aber dennoch, vor allem wegen des Einblicks in die Entstehungsgeschichten seiner Alben „Some Time in New York“, „Mind Games“ und „Double Fantasy“. Beteiligte Musiker, Produzenten und Toningenieure erinnern sich an die Zeit im Studio. „John spielte irgendwas“, erzählt etwa Gitarrist Earl Slick über die „Double Fantasy“-Sessions. Dann forderte Lennon ihn und den Gitarristen Hugh McCracken auf, etwas dazu zu improvisieren „Wir drei spielten zusammen und plötzlich – bang – hat es gepasst. So entstand immer die Rhythmusgitarre.“ Ergänzt durch Fotos, Originalaufnahmen und Mitschnitte von Lennons Anweisungen entsteht ein lebendiges Bild.

Weniger überzeugend ist Epsteins Umgang mit dem sogenannten „Lost Weekend“, Lennons monatelanger Aufenthalt in L. A.. Er zeigt zwar, dass der damals von Yoko Ono getrennt lebende Lennon zu viel trank, mit Musikern abhing – sogar Paul McCartney und Ringo Starr schauten vorbei – und mit Phil Spector arbeitete. Auf seine von Ono eingefädelte Affäre mit ihrer Assistentin May Pang wird jedoch nur dezent angespielt – obwohl Pang als Interviewpartnerin im Film vertreten ist. Von den anderen Beatles kommt übrigens niemand zu Wort. Interessanterweise vermisst man sie aber nicht. Nadine Lange

„Lennon, NYC“, Arte,

Sonntag, 20 Uhr 15

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