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In der Öffentlichkeit präsent sind vor allem Jakob und Franziska Augstein.

© dpa

Gerüchte um den "Spiegel": Die Aussteiger?

Das Nachrichtenmagazin kommt nicht zur Ruhe: Die Erben des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein wollen angeblich ihre Verlagsanteile verkaufen.

Eigentlich sind das gute Nachrichten für den „Spiegel“: Der neue Verkaufstag am Samstag hat der Auflage des Nachrichtenmagazins gut getan. Im ersten Quartal dieses Jahres erreichte der „Spiegel“ mit durchschnittlich 882 673 verkauften Exemplaren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum der Gesamtauflage um 0,7 Prozent. Das teilte der Verlag am Mittwoch mit. Trotzdem kommt der „Spiegel“ – nach den Aufregungen um die zähe Demission des Chefredakteurs Wolfgang Büchner im Dezember 2014 – offenbar nicht zur Ruhe. Laut Branchenmagazin „Horizont“ wollen drei der vier Erben von „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein ihre Anteile am Verlag loswerden. Was wirklich dran ist an der Sache, ließ sich am Mittwoch nicht verifizieren. Keiner der bekannten Augsteins wollte zu dem Thema etwas sagen.

Fakt ist: Jakob, Franziska, Maria Sabine und Julian Augstein halten gemeinsam 24 Prozent am Unternehmen. In der Öffentlichkeit präsent sind allerdings vor allem Jakob und Franziska Augstein. Jakob Augstein ist Sprecher der Erben-Gemeinschaft und mit der Wochenzeitung „Der Freitag“ und Kolumnen im „Spiegel“ publizistisch tätig. Sein Kommentar zu den jüngsten Verkaufs-Gerüchten: „Dazu möchte ich keine Stellung beziehen.“

Keine Anteile verkaufen, „was immer passiert“, will Franziska Augstein, Politik-Redakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“. Gruner + Jahr hält 24,5 Prozent und die Mitarbeiter KG 50,5 Prozent am Spiegel“.

Was bringt ein Verkauf der Erben-Anteile zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt? Und wer hat etwas davon? „Horizont“ rechnet vor, dass der Spiegel Verlag 2014 nur noch 20 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet habe. Das ergebe einen rechnerischen Unternehmenswert von 160 Millionen Euro. Für den Spiegel Verlag erscheint das recht günstig. Für jeden der verkaufswilligen Erben würde das einen Erlös von weniger als zehn Millionen Euro bedeuten.

Gruner + Jahr besitzt im Falle von Verkaufsabsichten ein Vorkaufsrecht. Der Verlag müsste sich dann jedoch vom Mutterkonzern Bertelsmann die Erlaubnis holen, um die etwaig zur Disposition stehenden 18 Prozent am Spiegel Verlag zu übernehmen. Da Bertelsmann-CEO Thomas Rabe und Gruner-Chefin Julia Jäkel stets beteuern, dass Geld für Investitionen da ist, wäre es seltsam, würde es an dieser Stelle ein Problem geben.

Prinzipiell werden Verkaufsabsichten der Augstein-Erben auch als Misstrauensvotum von Jakob Augstein gegenüber der neuen „Spiegel“-Chefredaktion und -Geschäftsführung gedeutet. In einer Art Revolte hatte die Print-Redaktion des „Spiegel“ mit der Mitarbeiter KG den früheren Chefredakteur Wolfgang Büchner 2014 aus dem Amt gejagt und mit Klaus Brinkbäumer einen Print-Mann inthronisiert. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Jakob Augstein kein Freund der Demission Büchners war. Angeblich habe er auch auf eine führende Position beim „Spiegel“ gehofft.

Vielleicht überlegt es sich Augstein noch mal mit dem möglichen Verkauf seiner Anteile, sollte das seine Absicht sein. Der anhaltende Auflagenrückgang, unter dem nicht nur der „Spiegel“ zu leiden hat, ist zum Stillstand gekommen. Das Magazin hatte im Januar den Erstverkaufstag von Montag auf Samstag umgestellt. Deutliche Zuwächse verzeichnete der „Spiegel“ im Einzelverkauf am Kiosk. Er lag mit 233 144 Exemplaren um 13,1 Prozent über dem gleichen Quartal des Vorjahres und um 19,6 Prozent überm letzten Quartal 2014. Markus Ehrenberg

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