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Der "Spiegel" könnte bald einen neunen Chefredakteur bekommen. Am Montag äußerte sich Geschäftsführer Ove Saffe zu den Gerüchten über einen angeblich anstehenden Wechsel.

© AFP

Geschäftsführer Saffe äußert sich: "Spiegel": Noch kein Beschluss über Chefredakteurswechsel

In der "Spiegel"-Redaktionskonferenz warteten die Mitarbeiter am Montag gespannt, ob und wie sich Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo über ihre angeblich anstehende Ablösung äußern würden. Doch dann sprach erstmal Geschäftsführer Ove Saffe. Mehr Klarheit herrschte danach nicht.

Beim „Spiegel“ wird ein Wechsel in der Chefredaktion offenbar immer wahrscheinlicher. Zwar sagte Geschäftsführer Ove Saffe in der Redaktionskonferenz am Montag, dass es keinen Beschluss über die Ablösung von Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo gebe. Doch habe er auch betont, dass bald Klarheit herrschen soll, berichten Teilnehmer. Auch von seiner Seite gibt es damit kein Dementi der Gerüchte, nachdem bereits eine Verlagssprecherin diesen nicht widersprochen hatte.

Am Freitagabend hatte das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, dass die Doppelspitze ausgetauscht werden soll. Rappelvoll war es deshalb am Montag in Redaktionskonferenz um elf Uhr, bereits 15 Minuten vor Beginn war kein Sitzplatz mehr frei gewesen, berichten Mitarbeiter. Gespannt wurde erwartet, ob und wie sich die Chefredakteure Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo über ihre angeblich anstehende Ablösung äußern würden

Dann aber sprach erstmal Geschäftsführer Saffe – doch kam sein Auftritt bei den Mitarbeitern nicht besonders gut an, berichten Teilnehmer. Er habe den Eindruck vermittelt, dass er der Redaktion das Heft des Handelns aus der Hand nehmen wolle. Dabei ist die Mitarbeiter KG Hauptgesellschafterin des „Spiegel“, zusammen mit dem Verlag Gruner + Jahr und den Erben des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein, damit also maßgeblich verantwortlich für Führungsfragen des Verlags. Und diese Gesellschafter sprechen sich anscheinend für einen Wechsel in der Chefredaktion aus. Endgültig ausschlaggebend dafür soll die Gesellschafterversammlung am vergangenen Dienstag gewesen sein, bei der offenkundig noch einmal deutlich geworden sein soll, dass es mit Mascolo und Blumencron weiter keine Einigung über ein neues Online-Konzept gibt, heißt es aus der Redaktion. Die beiden Chefredakteuren sollen zerstritten sein, sich nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen können. Unzufrieden sind die Gesellschafter auch über die stetige sinkende Auflage des Magazins, für die Mascolos Titelauswahl angeblich mitverantwortlich gemacht wird.

In großen Teilen der Spiegel-Online-Redaktion herrsche "Entsetzen" darüber, dass mit Blumencron ein "so erfolgreicher Chefredakteur gehen soll, mit so einem guten Stand in der Redaktion", berichten Mitarbeiter. Auch in der Print-Redaktion heißt es, dass sich nicht die gesamte Redaktion gegen Mascolo gestellt habe, wie es in Medienberichten geheißen hatte. Andere Mitarbeiter hingegen berichten, dass sie eine Trennung von Mascolo befürworten würden, da sich sein "ruppiger" Führungsstil schlecht auf die gute Stimmung in der Redaktion ausgewirkt habe. Mascolo hat sich insbesondere als investigativer Reporter einen Namen gemacht, umso peinlicher werde es deshalb redaktionsintern empfunden, dass die Daten mit Informationen über dubiose Finanzgeschäfte in Steueroasen in der vergangenen Woche an andere Medien gegangen seien.

Dass jemand aus dem Gesellschafterkreis die Überlegungen eines Wechsels offenbar durchgestochen hat, um den Prozess der Ablösung zu beschleunigen, soll die Mitarbeiter KG enorm verärgern. So haben beide Chefredakteure wohl erst aus den Medien erfahren, dass sich die Gesellschafter angeblich von ihnen trennen wollen. Über diesen schlechten Stil habe sich Mascolo am Montag beschwert, während Blumencron in der Sitzung geschwiegen habe, berichten Teilnehmer.

Nicht an der Konferenz teilgenommen haben sollen Gunther Latsch und Marianne Wellershoff, die die Redaktion im Geschäftsführerquintett der Mitarbeiter KG vertreten. Um eine Stellungnahme wären Latsch und Wellershoff am Montag kaum herumgekommen. Bereits am Wochenende hatte es aus dem Gesellschafterkreis geheißen, dass schnell eine Lösung für die Chefredaktion gefunden werden soll – was Saffe offenbar ebenfalls anstrebt. Immerhin in dieser Frage besteht also wohl Einigkeit. Sonja Pohlmann

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