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Geschichte: M. DuMont Schauberg lässt Verlagsgeschichte aufarbeiten

Der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg lässt seine Geschichte während der Nazizeit von einem renommierten unabhängigen Historiker aufarbeiten. Wer beauftragt werde, sei noch offen.

Köln - Dies sagte eine Verlagssprecherin am Dienstag. Das Projekt sei aber schon seit längerem geplant gewesen. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hatte dem Verlag M. DuMont Schauberg (MDS) in seiner jüngsten Ausgabe vorgeworfen, die Verlegerfamilie Neven DuMont «inszeniere» sich als Opfer der Nazis und habe von Arisierungen profitiert.

MDS wies den «Spiegel»-Artikel am Dienstag in einer halbseitigen Stellungnahme im «Kölner Stadt-Anzeiger» als «journalistisch unverantwortlich» zurück. Kein Mitglied der Verlegerfamilie habe zu irgendeinem Zeitpunkt behauptet, dass von der Familie oder vom Verlag Widerstand ausgegangen sei. «In eigenen Veröffentlichungen sowie durch Öffnung unserer Archive sind wir immer und vorbehaltlos offen auch mit dieser Zeit umgegangen», heißt es in der Stellungnahme.

Die Unterstellung, Verlag und Familie hätten beim Kauf von drei Grundstücken gewusst, dass sie aus jüdischem Besitz stammten, sei leichtfertig. Das Verlegerehepaar Kurt und Gabriele Neven DuMont habe während der Nazizeit enge Beziehungen zum jüdischen Schriftsteller Wilhelm Unger unterhalten, eine jüdische Sekretärin beschäftigt und deren Schwester bis Kriegsende verborgen. Der heutige Seniorchef von MDS, Alfred Neven DuMont (78), habe sich früh für die Aussöhnung mit Israel eingesetzt. Er gründete ein Hilfswerk für Israelis und Palästinenser.

Gleichschaltung der Presse

Der «Spiegel» warf dem Verlag, in dem heute der «Kölner Stadt- Anzeiger», der «Express», die «Kölnische Rundschau» und die «Mitteldeutsche Zeitung» erscheinen, vor, 1933 die Bücherverbrennung durch die Nazis «gefeiert» zu haben. Tatsächlich gelte dies für alle Publikationen im Deutschen Reich, heißt es dazu in der Stellungnahme des Verlags: «In der Tat war die Presse, wie jedermann weiß, ohne Ausnahme gleichgeschaltet, und Vorgänge wie beispielsweise die Bücherverbrennung wurden durch eine Vorlage des Reichspropagandaministeriums für alle deutschen Zeitungen verbindlich zum Abdruck vorgelegt.»

Kurt Neven DuMont sei 1937 wie viele andere Wirtschaftsführer zum Eintritt in die NSDAP veranlasst worden. «Sie glaubten, damit ihre Betriebe bewahren zu können. Dennoch ist Dr. Kurt Neven DuMont kein Nazi gewesen», beteuert MDS. Eine Reihe regimekritischer Journalisten hätten die NS-Zeit in der Redaktion der «Kölnischen Zeitung» überdauern können. Ihm sei als Jugendlichem in seinem Elternhaus vermittelt worden, dass die Nazidiktatur ein Unrechtsregime war, erinnert sich Alfred Neven DuMont. Er sei der Hitlerjugend nicht beigetreten und habe sich als 17-Jähriger durch Fahnenflucht dem so genannten Endkampf entzogen. (tso/dpa)

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