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Stereotypisiert wird in den Medien über Politikerinnen oft berichtet, zeigt eine Studie. Dass SPD-Ministerin Andrea Nahles ihre Löwenmähne gebändigt habe, wird beispielsweise als Anpassung ans Amt verstanden.

© dpa

Geschlechterklischees in den Medien: Löwenmähne = starke Frau?

Im politischen Betrieb sind Frauen Normalität geworden, in der journalistischen Berichterstattung sind sie es noch lange nicht.

Nun also Andrea Nahles: Mit der Regelung zum Mindestlohn legt sie ihr „Gesellenstück“ ab. Bei der Rente ab 63 zeigt sie, dass sie Ministerin kann. Und die journalistische Berichterstattung dazu verweist gerne wieder auf die gebändigte Löwenmähne als Domestizierung im Amte, auf die burschikosen Posen, die so gar nicht fraulich seien, und auf die Gnadenlosigkeit, mit der sie (männliche) Widerstreiter zuvor beiseitegeräumt habe. An der Person Nahles wird – einmal mehr – öffentlich verhandelt, wie sich Geschlecht und Politik zueinander verhalten: Resolut wie ein Mann, so wird Erfolg dekliniert.

Online-Medien setzen weniger auf Klischees als Print-Medien?

Nicht zuletzt aufgrund von Quotenregelungen der Parteien sind Frauen im politischen Betrieb Normalität geworden, in der journalistischen Berichterstattung sind sie es noch lange nicht: Sie werden als Besondere gezeigt, die ihre Eignung zu beweisen haben. Kaum eine Frau in der Politik entkommt dabei dem journalistischen Rückgriff auf Mütterlichkeitsmetaphern, wenngleich grobe Formen der Trivialisierung oder Sexualisierung kaum mehr Platz finden.

Jetzt haben die Medienforscherinnen Ines Engelmann und Katrin Etzrod aufgezeigt, dass in der Online-Berichterstattung deutscher Medien kaum Differenzen in den Nachrichten über Politikerinnen und Politiker sichtbar werden. Anders als vielfach bei Printmedien nachgewiesen, finden sich kaum stereotypisierende Darstellungen. Art und Umfang, in dem bei männlichen und weiblichen Politikern über Privates oder Äußeres geschrieben wird, unterscheiden sich bei den fünf reichweitenstärksten Online-Medien nur schwach. Nicht überraschend setzt Bild.de überproportional häufig auf private Themen – das jedoch unabhängig vom Geschlecht der Porträtierten.

Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt in den Medien zu erscheinen, ist für Politiker höher

Noch ist die Datenbasis zu schmal, um grundlegend nachzuweisen, dass Online-Medien tatsächlich fairer und gleichwertiger über Männer und Frauen in der Politik berichten, als es die Printmedien tun. Doch die Ergebnisse deuten darauf hin. Eines bleibt konstant: Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt in den Medien zu erscheinen, ist für Politiker noch immer merklich höher als für die Kolleginnen – darin unterscheiden sich On- und Offline-Medien bislang nicht. Margreth Lünenborg

Margreth Lünenborg

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