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Medien: Glotzt nicht so amerikanisch!

Joachim Huber über eine Quote für deutsche Fernsehserien

An jedem Dienstagabend stellt sich in Deutschland nur eine Frage: Welche fünf Millionen Fernsehzuschauer schalten die Krankenhaus-Soap „In aller Freundschaft“ im Ersten ein, wenn zeitgleich weitere fünf Millionen bei RTL die Arztserie „Dr. House“ schauen? Seit Mittwoch gibt es eine Antwort – die ARD-Serie wird von Sozialdemokraten eingeschaltet. Denn „In aller Freundschaft“ ist ein deutsches TV-Produkt. Das freut die SPD-Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn. „Die SPD ist grundsätzlich für eine Quote für deutsche Serien im Fernsehen“, sagte die Politikerin der „Bild“. Wollen mal dahingestellt sein lassen, ob jeder Sozialdemokrat sich jetzt schämt, weil er am Dienstag das coole US-Format „CSI: Miami“ dem deutschen „Dicken“ in der ARD vorgezogen hatte. Griefahn fordert nicht allein, der CDU-Politiker Reinhard Grindel will eine Regelung auf freiwilliger Basis, um den Vormarsch der US-Hits zu stoppen. Beider Motiv: Die deutschen Produktionsfirmen sollen geschützt werden.

Vielleicht ist dieser Protektionismus konsequent – wo Zwangsgebühren, da Zwangsfernsehen. Die Große Programm-Koalition aus SPD und CDU dekretiert das künftige Zuschauerglück. Statt „Desperate Housewives“ eben „Verzweifelte Muttis“, „Sex and the City“ wird zu „Geschlechtsverkehr in der Innenstadt“, für „Dr. House“ kommt – Hurra! – „Dr. Haus“. Wenn deutschen Produzenten nicht einfällt, was den Fernsehimperialisten einfällt, dann muss konsequent eingedeutscht werden. Und bitte mehr Schäferhunde im Bild.

Die Forderung nach der Quote für Deutsch-TV erinnert an den politischen Wiedergänger, das Radio solle gefälligst mehr deutsche Lieder spielen. Das will nicht klappen, weil sich Geschmack nicht quotieren lässt. Trotzdem leben nicht wenige Stationen davon, dass sie Volkslieder, Schlager und Herbert Grönemeyer auflegen. Das hat nicht die Politik erreicht, sondern der Markt. Jene Millionen von SPD- und CDU-Mitgliedern, die sagen: Was ich höre, entscheide ich.

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