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Medien: Glücksfall ohne Verfallsdatum

Herr Kammann, worüber haben Sie sich in der vergangenen Woche in den Medien besonders geärgert? Ein Mann unter der Folter, lange fuhr die Kamera das SchwarzWeiß-Foto ab: letztes Bild einer überaus sehenswerten Dokumentation von André Gazut auf Arte: „Die algerische Befriedung“.

Herr Kammann, worüber haben Sie sich in der vergangenen Woche in den Medien besonders geärgert?

Ein Mann unter der Folter, lange fuhr die Kamera das SchwarzWeiß-Foto ab: letztes Bild einer überaus sehenswerten Dokumentation von André Gazut auf Arte: „Die algerische Befriedung“. Doch gleich nach dem Hinweis auf den zweiten Teil schrillte/dröhnte schon ein weiterer Trailer den Kopf zu. Nichts gegen die Komödie „Ein Albtraum von 3 ½ Kilo“. Aber auch Programmhinweise bestimmen das Klima, die Wahrnehmung – und an diesen Scharnierstellen sündigen auch die, deren Sorgfalt und Fantasie sonst eher zu loben ist. Doppelt ärgerlich.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Über eine radikale Neuinterpretation des Genres Heimatfilm. Der noch ganz junge Hans Steinbichler zeigt mit „Hierankl“ ganz souverän, welche Qualität das Fernsehen (hier: „Debüt im Ersten“) erreichen und bieten kann. Die (Koop-)Grenzfrage zum Kino ist dabei obsolet. Betörend die Kamera von Bella Halben, grandios (gerade wegen der spröden Darstellung) die Schauspielerin Johanna Wokalek. Ein Glücksfall (2003) ohne Verfallsdatum.

Uwe Kammann

leitet das Adolf Grimme Institut in Marl. Der Grimme Preis gilt als die renommierteste Auszeichnung für deutsche Fernsehproduktionen.

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