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„Ich bin in der Lage, mir Scheiße schönzureden“. Thomas Gottschalk (r.) im Gespräch mit seinem „Wetten, dass..?-Nachfolger Markus Lanz in der ZDF-Talkshow. Foto: dpa

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Gottschalk zu Gast bei Lanz: "Ich kann mir Scheiße schönreden"

Vorgänger trifft auf Nachfolger: Thomas Gottschalk präsentiert sich bei Markus Lanz in Bestform - vor allem, weil es nur ein Thema gibt: Thomas Gottschalk.

Da saßen sie sich nun gegenüber, der ehemalige Moderator von „Wetten, dass...?“, und der aktuelle. Thomas Gottschalk zu Gast in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz. Das versprach Brisanz, Binnenspannung, doch was dann am Donnerstagabend kam, war das vielleicht freundlichste Fernsehgespräch des Jahres.

Lanz, 43, wollte auf keinen Fall den Zweikampf mit Gottschalk, in keiner der 75 Minuten im Duz-Ton legte er es darauf an, seinen Gast vorzuführen. Er breitete einen dickflorigen Gesprächsteppich aus, auf dem Gottschalk tänzelte, Pirouetten drehte, charmierte, witzelte und amüsierte – der 62-Jährige war in Bestform. Es gab ja auch nur ein Thema: Thomas Gottschalk. Und da sich über die Jahre und Jahrzehnte seines Fernsehschaffens Anekdoten, Schnurren und Einsichten in unendlicher Anzahl angehäuft haben, redete Thomas Gottschalk die vorab in der ZDF-Mediathek abrufbare Sendung durch. Für seinen Monolog brauchte er Markus Lanz nicht wirklich. Gottschalk ist Entertainer und Ego-Tainer in Personalunion. Oder so: Lanz zog den Stöpsel, und Gottschalk ließ es sprudeln.

„Ich bin in der Lage, mir Scheiße schönzureden“, sagte Gottschalk, ließ aber offen, ob er damit auch seinen ARD-Flop mit der Vorabendshow und sein aktuelles Engagement für RTLs „Supertalent“ mit Dieter Bohlen meinte. Sein „größtes Glück“ sei die Fähigkeit, „mit mir im Reinen zu sein, auch wenn es mal nicht so gut läuft.“ Thommy, der Sunnyboy.

Seinen Ausstieg bei „Wetten, dass..?“ bereue er keine Minute. Vielmehr habe er bereits vor drei Jahren überlegt, wie er „aus der Nummer“ wieder rauskomme. „Es ist leichter in unseren Job reinzukommen als rauszukommen – mit Vernunft und Anstand“, ließ Show-Opa Gottschalk seinen Nachfolger wissen, versicherte diesem aber, dass „Wetten, das..?“ „nach wie vor großartig“ sei, woraufhin Lanz einen Witz versuchte: „Dieses Format hält alles aus, auch mich.“ Beste Vorlage für Gottschalk, doch der ließ ein Lob für Lanz stecken und wünschte ihm lediglich „viele erfolgreiche Jahre“.

Immerhin gab Gottschalk Lanz im Hinblick auf seine Zukunftspläne ein Versprechen. Falls er das Angebot in der ARD annehme und eine Samstagabendshow moderiere, werde er „dafür sorgen, dass wir uns aus dem Wege gehen. Im öffentlich-rechtlichen Bereich halte ich es für völlig unsinnig, wenn es eine Programmplanung gäbe, wo der Lanz im ZDF unterwegs ist und ich bei der ARD.“

Vielleicht ja nicht nur aus Gönnerhaftigkeit, sondern auch aus Angst, dass Lanz ihn quotenmäßig schlagen könnte?

Für einen Vergleich, wer von den beiden „Wetten, dass..?“-Matadoren der bessere ist, taugte der Donnerstagabend allerdings nicht. Lanz hatte hier die Rolle des Talk- und nicht die Rolle des Showmasters. Das machte er so bescheiden, so dienend, so perfekt – so perfekt, wie Gottschalk den unbescheidenen, auftrumpfenden, perfekten Talkgast gab.

Jenseits dieses Gesprächs warten unverändert auf beide die großen Aufgaben: Lanz muss zeigen, dass er auch „Wetten, dass..?“ kann, Gottschalk muss zeigen, dass er außer „Wetten, dass..?“ noch etwas anderes kann. Der Talk gab da keine entscheidenden Hinweise, er zeigte aber, dass beide unbedingt ins Fernsehen und zum Fernsehen gehören. Wobei Talk immer noch das größere Talent von Lanz ist. Beide aber waren in dem Gespräch clever genug zu camouflieren, ob sich einer von beiden für den besseren Showmoderator hält. War aber auch nicht entscheidend, entscheidend war: Markus Lanz brachte Thomas Gottschalk so ins Reden, dass dieser die beste Thomas-Gottschalk-Erzählung seit langem gab.

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