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Medien: Grimaldi, Glamour, Grandezza

ZDF-Vierteiler von Lutz Hachmeister über die Riviera

Riviera – dieser mit Bau- und anderen Sünden reichlich ausgestattete Küstenstreifen am Mittelmeer ist ein besonders verheißungsvoller Ort: Hier suchen Hollywood- Schönheiten ihr Glück, Urlauber Erholung und das Kapital Steuer-Zuflucht. Hierhin kamen und kommen alle, sofern sie es sich leisten können: die Stars, die Statisten und nicht zuletzt Künstler und Intellektuelle. Die Riviera sei „ursprüngliches Glücksversprechen und kulturelle Konstruktion“ zugleich, findet Film-Autor Lutz Hachmeister, der für das ZDF vier mehr oder weniger verheißungsvolle Orte aufgesucht hat: Monaco, San Remo, die Insel Porquerolles und Marseille.

Zuweilen leistet sich Hachmeister, der als früherer Grimme-Chef, als Publizist und Jury-Vorsitzender des Deutschen Fernsehpreises ein einflussreicher Kritiker ist, einen Ausflug in die Fernsehpraxis. Für das ZDF erdachte er bereits die Doku-Reihe „Mondän“, und auch bei seinem Vierteiler „Riviera“ landete er wieder bei den eher mondänen Orten.

„Kulinarisches Kulturfernsehen“ nennt ZDF-Kulturchef Hans Helmut Hillrichs ein solches Format. „Riviera“ ist nicht nur bunter Bilderbogen und reiche Zitatensammlung, sondern auch eine informative Reflexion über Vergangenheit und Gegenwart. Das gilt insbesondere für den ersten Teil „Monaco – Der Grimaldikonzern“ (18 Uhr, ZDF). Hachmeister interessiert sich für das wirtschaftliche Fundament dieses sonderbaren Staates, dessen Aufschwung mit der Ankunft Grace Kellys am 12. April 1956 begann und wo heute 45 Milliarden Euro in Bank-Safes schlummern, ohne dass die Konto-Inhaber in Erscheinung treten müssten. „Ein sonniger Platz für schattige Leute“, wie es heißt, aber auch eine Traumkulisse, wo Grace Kelly persönlich über den Farbanstrich sämtlicher Neubauten entschied.

Den Anstoß zu der Reihe hätte sein persönliches Wiederentdecken des Riviera-Buchs von Erika und Klaus Mann gegeben, sagt Hachmeister. Die beiden hätten Anfang der dreißiger Jahre eine Art alternativen Reiseführer geschrieben, und an dieser Stilmischung des „eleganten, lässigen Beschreibens einer Mythologie, einer Landschaft“ habe er sich bei seiner Film-Reihe auch orientiert. Hachmeister suchte in den Archiven mehrerer Sender nach Puzzleteilen, inklusive eines Katalogs von rund 25 Musiktiteln, die in dem 650 000 Euro teuren Vierteiler den passenden „Riviera-Sound“ erzeugen sollen. Aktuelle Bilder und Interviews – im ersten Teil zum Beispiel mit Monacos bedeutendstem Bau-Unternehmer Victor Pastor und mit der deutschen Promi-Fotografin Vanessa von Zitzewitz – ergänzen die Archiv-Schnipsel. Etwas unter geht dabei die Absicht Hachmeisters, en passant die Mediengeschichte der Riviera zu erzählen. In dieser üppigen Bilder- und Tönevielfalt lassen sich nur einzelne Schlaglichter wahrnehmen.

Der zweite Teil widmet sich dem Schlagerfestival von San Remo (Sonntag, 22 Uhr 55), die weiteren Folgen beschäftigen sich mit der Geschichte der Goldinsel Porquerolles, wo Schriftsteller Georges Simenon regelmäßig zu Gast war (12. Januar, 22 Uhr 50), und der französischen Hafenstadt Marseille, die sich darum bemüht, ihr Schmuddel-Image loszuwerden (19. Januar, 22 Uhr 50).

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