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Medien: Günter Netzer bleibt am Ball

Fußballer und Ex-Adidas-Chef Louis-Dreyfus kaufen Kirch-Sanierern Sportrechte ab

Von Caspar Busse

und Joachim Hofer

Sechs Monate nach dem Zusammenbruch beginnt der Ausverkauf des Medienimperiums von Leo Kirch. Am Donnerstag ging die Kirch Sport AG an das Management um Ex- Fußballstar Günter Netzer sowie den französischen Investor und früheren Adidas-Sanierer Robert Louis-Dreyfus. Das Kerngeschäft der Kirch-Media mit dem Fimrechtehandel und der Mehrheit an der Senderfamilie Pro Sieben Sat1 Media soll bis zum 30. Oktober verkauft werden.

Damit können die beiden Sanierer Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems erstmals einen Erfolg melden. Über den Preis für Kirch-Sport mit Sitz in der Schweiz wurde Stillschweigen vereinbart, er dürfte sich aber im dreistelligen Millionenbereich bewegen. Bei der Schweizer Gesellschaft liegen unter anderem die Rechte an der Fußball-WM 2006 in Deutschland und an der Fußball-Bundesliga. Für den Kauf hatte sich auch Leo Kirch interessiert. Der Fußballweltverband Fifa, der über ein Veto-Recht verfügt, bevorzugte aber die jetzt gefundene Lösung.

Mit dem Verkauf der Sportrechte haben die Sanierer finanziell Luft gewonnen. „Wir sind jetzt über eine gewisse Zeitschiene nicht erpressbar“, sagte Ziems. Ursprünglich wollten Ziems und van Betteray Kirch-Media nur im Paket verkaufen. Dafür fand sich jedoch kein Abnehmer. Mit Kirch-Sport haben die Sanierer nun jenen Teil verkauft, der am leichtesten zu verwerten war. Das rechtlich eigenständige Unternehmen aus Zug ist profitabel und besitzt klare Strukturen.

Wesentlich schwieriger als der Verkauf der Sport-Sparte dürfte sich die Verwertung der Kerngesellschaft von Kirch-Media gestalten. Eigentlich sollte der von der Investmentbank UBS Warburg organisierte Verkauf schon im Sommer über die Bühne gehen. Kirch-Media hatte Anfang April Insolvenz angemeldet. Nach der Pleite mussten auch alle anderen Obergesellschaften des Kirch-Imperiums den Gang zum Insolvenzrichter antreten. So wird auch für Kirchs Bezahlsender Premiere nach einem Investor gesucht.

Bei Kirch-Media sind nach Angaben von Ziems und van Betteray noch drei Konsortien im Rennen: Die Altgesellschafter Lehman Brothers, Al Waleed und Rewe sowie die Commerzbank; darüber hinaus die Hamburger Verlagsgruppe Bauer mit der Hypo- Vereinsbank und Springer im Rücken; sowie der Verbund aus dem französischen Sender TF 1 und dem US-Unternehmer Haim Saban, möglicherweise mit Columbia-Tristar (Sony). Nach Angaben von Ziems und van Betteray liegen die Gebote bislang bei etwa zwei Milliarden Euro: „Die Angebote liegen sehr nahe beieinander. Es gibt keinen Sympathiebonus."

Mit dem Verkauf von Kirch-Sport erhalten die Sanierer finanziellen Spielraum. „Wir sind jetzt völlig unabhängig“, betonte Ziems. Bisher spielten die Interessenten auf Zeit, in der Hoffnung, dass Kirch-Media die Luft ausgeht, um günstig einsteigen zu können. Die Sanierer betonten, dass Filmlizenzhandel und TV-Sender zusammen verkauft würden.

In der Sportrechte-Branche wird der Verkauf von Kirch-Sport an Netzer und Louis- Dreyfus mit Erleichterung aufgenommen. Zuletzt gab es Spekulationen, der europäische Marktführer Sportfive, ein gemeinsames Unternehmen der Medienkonzerne Bertelsmann (RTL Group) und Vivendi-Universal (Canal Plus), würde zum Zuge kommen.

Die Bundesliga begrüßte am Donnerstag die jetzt gefundene Lösung für Kirch Sport. „Wir haben jetzt weitergehende Sicherheiten und befinden uns in ruhigem Fahrwasser“, sagte Wilfried Straub, Direktor der Deutschen Fußball-Liga. Änderungen bei den Fernseh-Übertragungen der Bundesligaspiele sind nicht zu erwarten. Auch auf „ran“ werde die Entscheidung keine Auswirkungen haben, sagte Sat-1-Sprecherin Kristina Faßler: „Es wird weiterhin samstags um 18 Uhr ausgestrahlt.“ Auch Gerhard Mayer- Vorfelder, Präsident des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) begrüßte die Entscheidung. „Ich verbinde damit die Hoffnung, dass bei der WM 2006 mehr Spiele in ARD und ZDF zu sehen sind als in diesem Jahr.“

Und noch ein Weiteres gelang Günter Netzer am Donnerstag: Die ARD verlängerte nach Angaben des Sport-Informationsdienstes die Zusammenarbeit mit dem beliebten TV-Kommentator bis zum Jahr 2006. Offiziell soll die Vertragsverlängerung in der kommenden Woche verkündet werden. Der 58 Jahre alte Ex-Nationalspieler kommentiert die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seit 1998 zusammen mit Gerhard Delling und wurde dafür mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

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