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Medienstrategen. Kathrin Oertel wird am Sonntag an der Talkshow „Günther Jauch“ teilnehmen, Lutz Bachmann streitet sich mit dem Satiremagazin „Titanic“.

© Reuters

"Günther Jauch": Protest trifft auf Politik: Auf ins Lügenfernsehen

Keine Verweigerungshaltung: Pegida-Frau Oertel als Gast bei „Günther Jauch“. Und Pegida-Vorsitzender Bachmann streitet sich mit "Titanic"

Die Pegida-Bewegung überdenkt offensichtlich ihre mediale Verweigerungshaltung. Kathrin Oertel, Mitglied in deren Organisationsteam, wird sich am Sonntag der politischen Diskussion stellen. Sie wird Gast sein in der Talkrunde von „Günther Jauch“, um 21 Uhr 45 in der ARD. Thema: „Politik trifft auf Protest – Pegida bei ,Günther Jauch‘.“

Oertel sagte dem Tagesspiegel zu ihren Motiven für die Teilnahme: „Wir wollen die Talk-Plattform nutzen, um die Ziele von Pegida darzustellen und um die Vorurteile, die über unsere Bewegung in Deutschland bestehen, auszuräumen.“ Dass die Sendung live sei, werde verhindern, dass Aussagen zusammengeschnitten und falsch wiedergegeben würden. „In der Teilnahme an der Talkshow sehen wir eine Chance auf Objektivität“, sagte Oertel. Sie meinte allerdings auch, dass aufgrund mangelnder Medienerfahrung ein Auftritt bei Jauch natürlich auch negative Auswirkungen haben könnte.

Die Talkredaktion hatte sich schon im Dezember um eine Teilnahme bemüht, damals war allerdings kein Pegida-Vertreter der Einladung gefolgt. Am Mittwoch gab es nun in Dresden ein Gespräch der Jauch-Redaktion mit Kathrin Oertel und Lutz Bachmann, Vorsitzender von Pegida e.V.. Simone Bartsch, Sprecherin der Firma I & U, die „Günther Jauch“ für das Erste produziert, nannte dieses Treffen das „übliche Procedere“ zur Vorbereitung der Talkshow: „Das war ein Kennenlernen-Gespräch, es gab keinerlei Verhandlungen oder Zusagen.“ Es sei um den Austausch von Informationen gegangen. Bartsch nannte die Gästeliste am Sonntag eine „Wunschrunde“. Moderator Jauch wird Stand Freitag mit Kathrin Oertel, Jens Spahn (CDU, Mitglied des Parteipräsidiums, Wolfgang Thierse (SPD, ehemaliger Präsident des Bundestags), Alexander Gauland (AfD, stellvertretender Parteichef) und Frank Richter, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, diskutieren.

"Bitte keine Vorurteile": "Titanic" veröffentlicht fiktiven Gastkommentar

Indes ist Pegida-Initiator Lutz Bachmann von der „Titanic“ aufs Korn genommen wurden. Unter dem Titel „Bitte keine Vorurteile“ wurde auf der Webseite des Satiremagazins am Donnerstagabend ein fiktiver Gastkommentar von Bachmann veröffentlicht, in dem es auch heißt, „Deutsche! In Dresden ist am Montagabend ein zwanzigjähriger Asylbetrüger (das Wort Asylbetrüger ist dabei durchgestrichen, die Red.) Asylbewerber tot aufgefunden worden – freilich: Dies ist sehr bedauerlich. Außer, daß er durch Stichwunden zu Tode kam, ist nichts bekannt, doch die Medien besitzen die Unverfrorenheit, in ihren Hetzartikeln eine Verbindung zu den friedlichen (!) Märschen der Pegida-Bewegung herzustellen, die sich unter Dresdens Bürgern einer großen Beliebtheit erfreuen.“ Der Artikel endet mit den Worten „Die Vorverurteilung durch gleichgeschaltete Presseorgane trifft mich wie ein Stich ins Herz. Bitte seien Sie klüger. Heil Hitler und einen schönen Tag.“

Der 42-jährige Bachmann, der sich am Montag bei einer Pegida-Demonstration für Meinungsfreiheit ausgesprochen hatte und dabei auch Solidarität mit dem französischen Satiremagazin „Charlie Hebdo“ bekundete, spricht von Rufmord und teilte am Freitag morgen zunächst auf seiner Facebook-Seite mit, den satirischen Text von Anwälten prüfen zu lassen: „Was hier abläuft, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten! Ich habe nie irgendeinen Kommentar abgegeben, und mit Satire hat dies nix mehr zu tun! Das ist ganz klar Rufmord, und ich werde es definitiv unseren Anwälten übergeben!“

Dafür erntete der 42-Jährige viel Spott in sozialen Netzwerken, wobei einige Postings durchaus auch Verständnis für die erste Reaktion Bachmanns äußerten („Satire gehört in die Artikel, gern auch in Fake-Anzeigen, aber auf keinen Fall in gefälschte Gastkommentare. Das geht in eine ganz andere Richtung! Anzeige absolut gerechtfertigt und hoffentlich auch erfolgreich.“).

Wie auch immer: Wenige Stunden später war der Beitrag am Freitag nicht mehr auf der Pinnwand von Bachmann zu finden. Die Hintergründe dafür sind unbekannt. Von der „Titanic“ war keine Stellungnahme, was weitere Gastkommentare angeht, zu erhalten.

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