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Medien: Gute Presse, böse Presse? Der PC liest mit.

Aufregung um US-Plan zur Medienüberwachung

Lohnt dieser „Skandal“ die Aufregung? In den USA, aber auch in Europa sorgt ein neues Programm der Bush-Regierung zur Auswertung ausländischer Medien für Aufsehen. Mit Mitteln des Ministeriums für Heimatschutz sollen zwei Universitäten Computerprogramme entwickeln, die positive und negative Urteile über die USA unterscheiden und sogar potenzielle Bedrohungen erkennen sollen, berichtet die „New York Times“. Kritiker sprechen von Orwell’schem Überwachungsstaat oder befürchten, die Technik werde nie funktionieren.

Die Zweifler sagen, die Erkennung von Inhalten, zumal in ausländischen Sprachen, sei nicht ausgereift. Die Technik könne zwar Aussagen bewerten wie: „Diese US-Politik ist gut“ oder „… nicht gut“. Sie könne aber nicht erkennen, dass die beiden getrennten Sätze „Diese US- Politik ist nicht nur gut. Sie ist exzellent.“ keine Verneinung bedeuten, sondern verstärktes Lob. Für Spott sorgt, dass es in Probeläufen Gefahrenalarm gab beim Scannen von Passagen, in denen ein tollwütiger Fuchs eine Kuh in Rumänien gebissen hatte – oder bei Kommentaren zu den Nuklearprogrammen Nordkoreas und Irans, die darauf hinwiesen, die USA hätten als Erste Atombomben entwickelt und eingesetzt. Die Experten der Unis entgegnen, es sei gerade Ziel des Projekts, diese ungenauen Programme zu verfeinern. Das werde Jahre dauern.

Lucy Dalgish vom US-Komitee für Pressefreiheit denkt bei diesen Plänen an Orwell, der Datenschützer Marc Rotenberg sagt, das Programm „macht mich frösteln“. Das überrascht. Die Auswertung der Presse eines Landes zählt seit langem zu den Aufgaben der Botschaften. Auch deutsche Diplomaten rund um die Erde verfassen Tag für Tag entsprechende Berichte – sollten sich Hinweise auf Bedrohungen ergeben, wird das nicht verschwiegen.

Die Forschungsmittel für die automatische Sprachanalyse sind bescheiden: 1,9 Millionen Euro über mehrere Jahre für mehrere Universitäten. Die eigentliche Frage ist, warum das Ministerium für Heimatschutz dies finanziert. Die naheliegendste Erklärung: Die nach 9/11 geschaffene Mammutbehörde, die Amerika sicherer machen soll, hat mehr Geld als gute Ideen.

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