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Gregor Gysi (Linke), Rainer Brüderle (FDP) und Jürgen Trittin (Grüne) im Dreikampf.

© dpa

Gysi, Brüderle und Trittin: TV-Dreikampf: Lauter und weniger förmlich

Mal deftig, mal informativ: Der „TV-Dreikampf“ mit Gysi, Brüderle und Trittin unterschied sich markant vom „großen TV-Duell“.

Am Tag nach den Großen sind im Fernsehen die Kleinen dran – Dreikampf statt Duell. Es senden auch nicht mehr alle Sender gleichzeitig, sondern nur im „Ersten“ lassen sich Gregor Gysi (Linke), Rainer Brüderle (FDP) und Jürgen Trittin (Bündnis 90/Grüne) von den Fernseh-Chefredakteuren Sigmund Gottlieb und Jörg Schönenborn befragen.   Nicht mehr die gesamte Nation fiebert vor dem Bildschirm mit, sondern hauptsächlich die politisch Interessierten schauen der Herrenrunde zu.

Dennoch leuchtet es nicht ein, warum das Streitgespräch Gysi vs. Brüderle vs. Trittin, in dem es ja immerhin um die möglichen Koalitionspartner einer nächsten Regierung ging, aus einem dunkelblauen Keller statt einem strahlenden Studio gesendet wurde. Sollte hier der Maschinenraum der Politik versinnbildlicht werden? Zum Glück gab es keine Stoppuhren und kein enges Korsett von Regularien, sogar mehr Kontrahenten als Moderatoren, die dennoch ab und an Mühe hatten sich durchzusetzen. Vor Ort gab es kein Publikum. Dadurch kann ein Streit sachlicher werden, weil die Diskutanten es weniger auf applausträchtige Pointen anlegen. Der Nachteil: Sie sehen auch keinen Anlass, charmant zu wirken, jemanden elegant für sich einzunehmen. So wurde der „TV-Dreikampf“ ein Wettbewerb wortgewaltiger, faktenkundiger aber auch ziemlich stoffelig wirkender älterer Herren.

Es ging weniger förmlich zu als beim großen „TV-Duell“, es gab weniger Themenhopping, dafür mehr heftige Reden und Gegenreden, wodurch einzelne Argumente tiefer ausgelotet werden konnten. Es ging also um Sachpolitik, die aber – und das lag auch an den Moderatoren – fast durchgängig mit ökonomischen Themen in eins gesetzt wurde. Streitpunkte waren Arbeitsplätze und Mindestlohn; Renten und Zinspolitik, Eurorettung und Steuern – bevor in einer Schlussrunde auch noch die  Koalitions-aussagen abgefragt wurden.

Das ist eine der typischen Reduktionen von Politik. Nicht der Staatsbürger mit seinen Wünschen und Vorstellungen vom gesellschaftlichen Leben wird angesprochen, sondern fast ausschließlich dessen Portemonnaie. Davon soll angeblich die Wahlentscheidung vor allem abhängen. Von postmateriellen Werten, Lebensentwürfen, Persönlichkeitsrechten und Partizipation war  keine Rede – erst recht nicht von Außenpolitik oder gar Krieg und Frieden.  

Gysi betonte immer wieder, dass vieles – ob Rentensystem, Krankenversicherung oder Eurorettung – grundstürzend anders werden müsse, blieb bei allen Fragen zur Finanzierung aber vage. Trittin dagegen legte vor allem in Fragen der Eurorettung Wert auf ein realpolitisches Profil. Sensationen blieben aus, aber en gros und en detail wurden unterschiedliche Politikkonzepte erkennbar. Trittin beklagte die schlecht gemanagte Energiewende und nannte unterwegs Herrn Brüderle einen  „Lügner“, während dieser immer wieder Planwirtschaft witterte, wenn von links und grün staatliche Interventionen vorgeschlagen wurden. Er sei doch kein Hellseher, redete Brüderle sich heraus, als es um die noch auf die Bürger zukommenden Kosten aus der Griechenlandrettung ging. Die Grünen stellte er als Partei der Verbote dar, die zu seiner Partei der Freiheit einfach nicht passe.    

Mit einem Wort – was hier stattfand war eine ziemlich normale politische Sendung im  Fernsehen, die mal deftig, mal informativ war, aber zum Glück nie eine zum „Dienst an der Demokratie“ hochgejazzte nationale TV-Show sein wollte.

Wahl 2013: Der TV-Dreikampf, ARD, Montag 2. September 20.15  - 21.15 Uhr 

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