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Medien: Handball-WM ohne Zuschauer?

ARD und ZDF übertragen nur deutsche Spiele

Die Vorfreude ist zu spüren bei Ulrich Strombach. „Das wird die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten“, prophezeit der Präsident des Deutschen Handball- Bundes (DHB) seit Jahren gebetsmühlenartig, und zuletzt konnte der Gummersbacher auf die glänzende Nachfrage für das Großereignis im eigenen Land verweisen. Wenige Tage bevor die deutsche Nationalmannschaft am 19. Januar in Berlin gegen Panamerikameister Brasilien die XX. Welttitelkämpfe eröffnet, sind über 260 000 der rund 300 000 Tickets vergriffen. Doch nun macht sich Ernüchterung breit. In der Öffentlichkeit nämlich wird die WM kaum stattfinden: Bisher steht nur fest, dass ARD und ZDF die deutschen Spiele übertragen. Die restlichen Partien bleiben dem TV-Publikum vorenthalten. „Das täte mir in der Seele weh“, klagt DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier.

Das schlimmste Szenario, das unter den Funktionären kursiert, sieht so aus: Die deutsche Mannschaft scheidet bereits in der Hauptrunde aus. Dann würde es bei der Live-Übertragung von drei Vorrundenspielen und vier Hauptrundenspielen bleiben, danach wäre die Mattscheibe dunkel. Und das Finale am 4. Februar, das sich die ARD gesichert hat, würde laut Branchenkreisen ohne deutsche Beteiligung ins Dritte Programm verbannt werden. In diesem Fall wären nur acht von insgesamt 92 WM-Partien im Free-TV zu sehen. Bredemeier hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. „Ich glaube, in diesem Augenblick würden sich Sportfive und der Weltverband IHF noch einmal bewegen.“

Bisher sind die Fronten starr. Hintergrund für die verzwickte Lage ist ein TV-Vertrag, den der Weltverband IHF im Januar 2006 mit ebenjenem Sportrechtehändler Sportfive abgeschlossen hat; demnach zahlt Sportfive für alle Weltmeisterschaften von 2006 bis ’09 eine Rekordsumme von 33 Millionen Euro. Angesichts der Konstellation in Deutschland tat sich Sportfive aber schwer, diese horrende Summe für das wichtigste Turnier im wichtigsten Markt (Deutschland hat die meisten Handballmitglieder weltweit) zu refinanzieren. Als ARD und ZDF zunächst alle Spiele kaufen wollten, sich bald auf die deutschen Partien konzentrierten und der Spartensender Eurosport nicht mitbot, blieb das Deutsche Sportfernsehen (DSF) als zweiter Free-TV-Sender übrig. Dieses „Wunschszenario“, wie es bei Sportfive genannt wird, ist aber gescheitert – wie immer am Geld. Den Sportrechtehändlern war das DSF-Angebot, das im unteren sechsstelligen Bereich gelegen haben soll, zu niedrig. So bleiben hiesigen Handballfans für die Spiele ohne Deutschland nur TV-Schnipsel oder der Internet-Live-Stream, den Sportfive als Testlauf für seinen geplanten Pay-TV-Sender „Sport digital“ anbieten will. Für Funktionär Bredemeier ist das „zu wenig für ein solches Turnier“.

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