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In den Fettnapf getreten. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nannte Roberto Blanco "einen wunderbaren Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat".

© Hart aber fair-Sendung.

"Hart, aber fair" zu Flüchtlingen: "Wunderbare Neger"

Keine Experimente bei der Gästewahl für "Hart, aber fair" sollte es geben. Ein Gast fiel jedoch aus der Rolle: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Eine TV-Kritik.

Flüchtlingskrise. Willkommenskultur. Brandanschläge. Dunkles Deutschland. Helles Deutschland. Asylmissbrauch. Wirtschaftsflüchtlinge vom Balkan. Déjà-vu oder Meinungsbildung durch Penetration? Die ARD ist themenmäßig voll auf der Höhe der Zeit. Großes Kompliment. Unter anderem bei „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg. Titel: „800 000 Flüchtlinge – schafft Deutschland das?“ Plasberg und seine Redaktion schaffen ein mittleres Wunder. Alles, was in den letzten Wochen an Pro und Contra in Talkshows, Beiträgen und Reportagen dargestellt, diskutiert und debattiert wurde. Alles, was ausgiebig durch die medialen Verwurstungsmaschinerien geschickt wurde – „Hart aber fair“ präsentiert es ganz neu und noch nie gesehen. Bei der Gästeauswahl keine Experimente. Bewährte Rollenverteilungen.

Ein Regierungsmitglied. Gerne der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Ihm kann man so schön, in bewährter Sippenhaftungsmanier die verbalen Kopflosigkeiten von Horst Seehofer (CSU) um die Ohren hauen. Herrmann sorgt für einen mittleren Eklat, in dem er sich rassistisch über Roberto Blanco äußert. Der Schlagersänger sei ein "wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat", sagte Herrmann in der Sendung. Am nächsten Morgen wird er das relativieren. Im ZDF-Morgenmagazin sagt er, die Formulierung sei eine Reaktion auf einen Einspieler gewesen, in dem ein Bayer gesagt habe, er wolle "Neger" nicht in Deutschland haben. Herrmann bezeichnete diese Äußerung als "völlig inakzeptabel". In einem Ausschnitt sagt ein Bayer: „Die Neger, auf bayerisch die Neger, bayerisch ausgedrückt, können wir nicht brauchen, die passen nicht zu uns. Ganz einfach.“

"Ich verwende das Wort Neger sonst überhaupt nicht", sagte Hermann. "Franz Josef Strauß hat auch mal zu Roberto Blanco gesagt: 'Wir Schwarzen müssen zusammenhalten'." In diesem Sinne habe auch er am Montag den Sänger und etwa Fußballer des FC Bayern als Beispiel für Schwarze angeführt, die zu Bayern gehörten. "Wir haben wunderbare Mitbürger mit schwarzer Hautfarbe in Bayern - und ich glaube, das werden auch die allermeisten Bayern so sehen."

Aber zurück zu "Hart aber fair": Gern gesehen in der Sendung auch immer jemand von den Grünen. Katrin Göring-Eckardt. Oder Simone Peter. Ein konservativer Medienmensch. Gerne Roland Tichy. Wenn es härter zugehen soll, Roger Köppel. Diesmal keine Zeit? „Focus“-Chefredakteur Ulrich Reitz hatte Zeit. Und die „Focus“-Titelgeschichte „Die Wahrheit über Falsche Flüchtlinge“ gibt ihm genug Street Credibility.

Ein Asylant oder Flüchtling. Nurjana Arsanova. 2002 floh sie mit ihren Eltern aus Dagestan. Der Asylantrag wurde abgelehnt. Seitdem besteht eine sogenannte Kettenduldung. Nurjana Arsanova kann sehr gut Deutsch. Sie macht eine Ausbildung zur Erzieherin. Trotzdem hätte man gerne gewusst, warum der Asylantrag eigentlich abgelehnt wurde. Ob zu Recht oder zu Unrecht?

Eine "Welle des Hasses"

Für Konfliktforscher Professor Andreas Zick seien damit „massiv normative Bremsen“ weggefallen. Eine „Welle des Hasses“ schnappe über das Land. Es gäbe eine Handlungserleichterung. Viele Bürger würden denken, sie dürften das jetzt so sagen. Jetzt gäbe es in „weiten Teilen der Bevölkerung“ die Meinung, es müssen Zeichen gesetzt werden.

Mit diesen Beurteilungen lässt Zick alle relevanten Kommunikationstheorien links liegen. Und nimmt für sich in Anspruch, was er „weiten Teilen der Bevölkerung“ abspricht. Freie Meinungsäußerung. Sei sie auch noch so falsch, dumm, oberflächlich oder hirnrissig.

Die mediale Aufbereitung der Flüchtlingsprobleme. Darüber könnte man mal sprechen. Ausführlich und lang. Das wäre was Neues gewesen. Lieber wird der gleiche Brei immer wieder aufgekocht. Gab es nicht mal eine Koordinierungsstelle für Talk-Show-Gäste? Für Talk-Show-Inhalte wäre das eine gute Innovation.

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