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© dpa-Zentralbild

HD-Fernsehen: Buckelpisten in High Definition

Der öffentlich-rechtliche HD-Streit ist beigelegt: Zu den Olympischen Winterspielen gehen ARD, ZDF und Arte in den HD-Regelbetrieb. Nun blockieren die Privatsender, die auf der Suche nach einem Refinanzierungsmodell für ihr hochaufgelöstes TV-Programm sind.

So scharf war Fernsehen noch nie. Zum Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver am Freitag geht die Ausstrahlung des hochaufgelösten Fernsehprogramms von ARD, ZDF und Arte in den Regelbetrieb. Der Start der neuen TV-Zeitrechnung wird von einem weiteren Mediengroßereignis begleitet: Arte strahlt am Freitag die Welturaufführung des restaurierten Stummfilmklassikers „Metropolis“ in High Definition (20 Uhr 40) aus. Der komplett digital restaurierte und um 30 Minuten verlängerte Fritz-Lang-Film läuft im Rahmen der Berlinale auf einer Premierenfeier im Friedrichstadtpalast. Zugleich können die TV-Zuschauer das 1927 entstandene Meisterwerk in einer nie dagewesenen Qualität am heimischen HD-Fernseher erleben.

Die Einführung des hochauflösenden Fernsehens in Deutschland war hingegen alles andere als eine Meisterleistung. Aus Verbrauchersicht gleicht sie weiterhin einem Hindernislauf, sagte Daniel Coenen, HDTV-Experte der Stiftung Warentest. Andere Länder wie Frankreich sind weiter, selbst über das Antennenfernsehen werden dort HD-Programme ausgestrahlt, sagte er dem Tagesspiegel.

Bis vor kurzem sah es sogar so aus, als ob es Deutschland zu einer HD-Spaltung kommen könnte. Kabel Deutschland, der größte Kabelnetzbetreiber der Republik, gab erst Ende Januar seine Forderung auf, die öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF und Arte sollten für die zusätzlich entstehenden Kosten der HD-Übertragung einen Obolus entrichten. Das Unternehmen wird nun ebenfalls von Freitag an ARD, ZDF und Arte zusätzlich in HD übertragen. Doch ein Fahrplan für die HD-Ausstrahlung von RTL HD, Vox HD sowie den HD-Programmen von Pro Sieben, Sat 1 und Kabel eins gibt es anders als bei Tele Columbus nicht, die Verhandlungen laufen.

Das HD-Programm kommt derzeit auf vier Wegen in die Haushalte: Über Satellit, per Kabel, über Sky (ehemals Premiere) und via IP-TV, sprich Internetfernsehen. Beim Antennenfernsehen DVB-T wird auf HD verzichtet, aus Qualitätsgründen, wie es heißt. Um High Definition sehen zu können, wird ein HD-fähiger Flachbildfernseher benötigt. Er muss über ein „HD ready“-Logo verfügen oder TV-Bilder in Full-HD-Auflösung wiedergeben können. In Deutschland wird HD überwiegend mit 720 Zeilen, dafür in Vollbildern ausgestrahlt. Technisch wären 1080 Zeilen möglich, dann aber nur in Halbbildern. Vor allem bei Sportübertragungen hat dies Nachteile.

Das Hauptärgernis beim HD-Satellitenempfang sind jedoch die Einschränkungen bei den privaten TV-Programmen. Für die HD-Programme von RTL, Vox, Pro Sieben, Sat 1 und Kabel eins über Satellit wird ein HD+-Receiver mit entsprechender Smartcard benötigt. Im ersten Jahr ist die Karte kostenlos, danach werden 50 Euro jährlich als sogenannte Infrastrukturgebühr fällig. Die Privaten halten nach Refinanzierungsmodellen Ausschau, heißt es dazu. Hinzu kommt, dass die Privatsender bei der verschlüsselten Übertragung das Aufnehmen von Sendungen oder das Überspringen von Werbung im Time-Shift-Modus unterbinden können. Zudem ist weiterhin ungeklärt, ob und wann die Industrie die angekündigten Module anbieten wird, mit denen normale HD-Receiver für den HD+-Empfang aufgerüstet werden können. Nach derzeitigem Stand wird es diese Module nicht vor Mai/Juni geben, erwartet Warentester Coenen. Wer also nicht nur die öffentlich-rechtlichen Fernsehbilder in doppelter Schärfe sehen will, muss weiter abwarten.

Zur HD-Alternative könnte unter anderem das Internetfernsehen T-Home Entertain werden. Bereits jetzt lassen sich dort mit dem Paket Liga total alle Begegnungen der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga in HD verfolgen. Mit der Winterolympiade speist die Telekom auch ARD, ZDF und Arte hochauflösend ein. Was die Privatsender angeht, befindet sich die Telekom – wie auch Pay-TV-Anbieter Sky – noch in Verhandlungen. Beim Premiere-Nachfolger Sky kommt HD nicht nur mit Fußball gut an. Das HD-Paket, das derzeit sieben Sender umfasst, wird 2010 um vier Programme erweitert, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

Sicher ist: Bei der Welturaufführung von „Metropolis“ werden zwar mehr Menschen über das Medium Fernsehen dabei sein als in den Zuschauerraum des Friedrichstadtpalasts passen. Doch von einem Millionenpublikum ist die HD-Ausstrahlung in Deutschland aber im Februar noch weit entfernt. Zum Glück wird das herkömmliche Programm weiterhin parallel ausgestrahlt – auf allen Verbreitungswegen.

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