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HD-Formatstreit: ''Das Hauen und Stechen geht weiter''

Eigentlich sollte sich der Kampf der Elektronikkonzerne um das Nachfolgeformat der DVD noch in diesem Jahr entscheiden. Doch auf der Ifa geht der HD-Formatstreit in eine neue Runde.

Auf der Ifa werden die Verbände der beiden konkurrierenden Lager unisono ihre jeweiligen Erfolge und den nahenden Sieg feiern. Trotz der vielen Erfolgsmeldungen hat sich bei näherem Hinsehen aber bis heute keines der Formate uneinholbar beim Verbraucher durchgesetzt. "Das Hauen und Stechen geht weiter", ist sich auch Frank Eschholz von Toshiba sicher.

Ob HD-DVD oder Blu-ray - die großen Elektronikhersteller werden auch zur diesjährigen Ifa ihre neusten Abspielgeräte im jeweils unterstützen Standard für das hochauflösende Film- und Fernseh-Format mitbringen. Inzwischen liegen die beiden Formate in ihrer technologischen Qualität weitgehend gleichauf. Welches Format im Markt gewinnt, wird entscheidend davon abhängen, wie reichhaltig das Filme-Angebot ausfällt. Hier sieht sich derzeit das Lager um die Blu-ray, dem große Elektronikkonzerne wie Sony, Philips und Panasonic angehören, im Vorteil.

"HD-DVD klar auf dem absteigenden Ast"

Nach Angaben der Blu-ray Disc Association hat Blu-ray (BD) unter den in Großbritannien, Frankreich und Spanien verfügbaren HD-Titeln einen Anteil von 67 Prozent (Stand Anfang Juli), allein Filme von Sony Pictures seien darunter zu 50 Prozent vertreten. Im kommenden Jahr will das Hollywood-Studio Disney die Blu-ray weiter stärken und Titel wie "Findet Nemo" oder "Die Chroniken von Narnia" im BD-Format auf den Markt bringen. "HD-DVD befindet sich klar auf dem absteigenden Ast", schätzt ein Sony-Deutschland-Sprecher. Im Ranking des amerikanischen "Home Media Magazin" der bestverkauften Titel rangiert allerdings derzeit unangefochten der Historien-Film "300" durch Rekordverkäufe mit weitem Abstand auf dem ersten Platz - die Warner Studios bringen das Schlachtenspektakel auf beiden Konkurrenzmedien heraus.

Bei den diesjährigen Blockbustern habe die Blu-ray tatsächlich "die Nase vorn", bestätigt Toshiba-Manager Eschholz. Deutschland sei als Markt für die neuen Medien allerdings nicht mit dem amerikanischen zu vergleichen. Hierzulande komme die HD-DVD auf einen Marktanteil von 82 Prozent bei den Abspielgeräten der neuen Generation, Europaweit seien es etwas mehr als 70 Prozent. Im europäischen Markt seien neben den Hollywood-Titeln zu rund 40 Prozent die unabhängigen Studios (Independent) stark vertreten - und die überwiegende Mehrzahl unterstütze die HD-DVD.

Deutschland hinkt hinterher

In Deutschland entwickelt sich das Thema HD generell für die Verbraucher noch deutlich langsamer als in anderen Ländern. Während zum Beispiel Japan etwa sieben Fernsehsender ihre Inhalte in hochauflösender Qualität ausstrahlen, wollen die öffentlichen Sendeanstalten in Deutschland den Sendebetrieb in HD frühestens ab 2010 aufnehmen. "Wir wären ja schon glücklich, wenn die Kunden wüssten, dass es so etwas wie HD überhaupt gibt", sagt Eschholz. Die Verkäufe entsprechender Player bewegten sich denn auch trotz starker Zuwächse weiterhin im "homöophatischen Bereich". Angesichts des Mangels an HD-Filmen will Hitachi auf anderem Wege etwas beisteuern. Auf der Ifa wird der japanische Elektronikkonzern seinen weltweit ersten Camcorder mitbringen, der private Videos und Urlaubsaufnahmen auf Blu-ray aufzeichnet.

Einen Beitrag zur Entschärfung des Formatkriegs wird dagegen Samsung auf der Ifa zeigen. "Momentan gibt es lediglich ein Fünftel der erhältlichen Titel sowohl auf BD als auf HD-DVD" sagt Samsung-Manager Mike Henkelmann. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher wundert Henkelmann in dieser Situation nicht. Samsungs neuer Hybrid- Player, der Ende des Jahres auf den Markt kommen soll, soll den Verbrauchern entgegenkommen. Gegenüber bereits verfügbaren Hybrid- Playern von LG Electronics soll das Gerät nach Angaben des Unternehmens erstmals auch die interaktiven Inhalte beider Formate unterstützen.

Hersteller heizen Streit weiter an

Die großen Hersteller heizen den Streit um das Erbe der DVD unterdessen mit Polarisierungsversuchen weiter an und setzen dabei auch auf eine "Geheimwaffe": Die Spielekonsolen der neuen Generation. Während Sonys PlayStation 3 mit einem Blu-ray-Laufwerk ausgestattet ist, bietet Microsoft für seine Xbox 360 ein externes HD-DVD- Laufwerk. "Unsere Blu-ray-Verkäufe in Europa sind seit dem Start der PlayStation 3 im März 2007 um über 1000 Prozent gestiegen", konstatiert Matt Brown, Chef der Sony Pictures Home Entertainment.

Während für jedes verkaufte Xbox-HD-DVD-Laufwerk fünf Filmtitel verkauft worden seien, sei es pro PlayStation 3 lediglich einer, hält Eschholz dagegen. Wie solche Zahlen jeweils zu interpretieren sind, darüber streiten sich allerdings die Lager. Immerhin hatte jüngst eine Umfrage der NPD Group in den USA ergeben, dass rund 40 Prozent der PS3-Besitzer die HD-Fähigkeiten ihrer Konsole noch überhaupt nicht bemerkt haben.

Renate Grimming[dpa]

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