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Wie cool ist Heino? Neben Ehering trägt er jetzt auch Totenkopf.

© dpa

Heino in der zwölften Staffel "DSDS": Holt Heino das Publikum aus der Casting-Müdigkeit?

Der 76-jährige "Enzian"-Barde sitzt neben Dieter Bohlen in der Jury. Weitere Neuerung: RTL verzichtet auf die großen Liveshows, schickt die Kandidaten "on tour".

Altersrassismus ist streng verboten, natürlich. Andererseits ist die Würde des Alters offensichtlich antastbar. Heino jedenfalls, der immerblonde und jetzt 76-jährige Schlagersänger, lässt alle Bedenkenträger hinter sich. Er wird Juror in der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS). Gefühlt ist die RTL-Show noch älter als Heino blond, aber das täuscht. "DSDS" geht am heutigen Mittwoch erst in die zwölfte Staffel. Das Fernsehformat hat seine besten Quotenzeiten längst hinter sich, doch das Privatfernsehen hat über alle Sender hinweg keine rechte Idee, was Casting gewinnbringend ersetzen könnte.

Also Heino. Der 76-Jährige ist Teil der Erneuerungskur, die RTL seinem einstigen Publikums-Primus verpasst hat. Einerseits wird es das alles wieder geben: Ein Vorsingen vor der Jury, in der neben Heino und dem
ewigen Dieter Bohlen diesmal DJ Antoine („Welcome To St. Tropez“) und Sängerin Mandy Capristo sitzen. Einen „Recall“ im Ausland. Einen Plattenvertrag für den Sieger. Und doch hat RTL vielleicht so viel an der Show verändert wie noch nie zuvor.

Der Sender verabschiedet die großen Live-Sendungen aus dem imposanten Kölner Studio. Dafür werden die besten zehn Kandidaten „on Tour“ geschickt, unter anderem zum Auftritt vor den Skitouristen in Ischgl. Das könnte Heinos große Stunde werden, der mit "Blau., blau blüht der Enzian" noch jeden Jagertee zum Überschwappen brachte. RTL strahlt die "on Tour"-Episoden als Aufzeichnungen aus. Da lässt sich mit allen Mitteln des modernen Showfernsehens jede Menge Gaudi produzieren und provozieren.

Als "DSDS" 2002 erstmals auf den RTL-Schirm kam, war es das ganz große Ding _ „die Mutter aller Castingshows“, wie sie RTL heute nennt. Das Finale schalteten
laut Sender bis zu 15 Millionen Zuschauer ein. Bei der vergangenen Staffel waren es im Schnitt gut vier Millionen pro Folge. Das ist immer noch ein ordentlicher Wert, aber
eben deutlich weniger als zur Casting-Boomzeit. Ein großes Gesprächsthema jenseits des RTL-Kosmos war "DSDS" schon lange nicht mehr. Aneta Sablik gewann den elften Wettbewerb. Schade für sie, aber der Name war noch schneller vergessen, als das Finale gesendet.

Der Sender hatte daher bereits vor dem Sabliks Sieg angekündigt, DSDS überarbeiten zu wollen. „Wir sehen, dass die vorproduzierten Casting-Folgen besser abschneiden als die Live-Shows“, bemerkte damals RTL-Geschäftsführer Frank Hoffmann in der Fachzeitschrift „Werben & Verkaufen“. Dementsprechend haben sich nun die Schwerpunkte verschoben.

RTL sucht nach Aufputschmitteln gegen die Casting-Müdigkeit

RTL ist nicht der einzige Sender, der - erkennbar verzweifelt . nach Aufputschmitteln gegen die Casting-Müdigkeit der Deutschen sucht. Einzig „The Voice of Germany“ konnte sich in den vergangenen Jahren wirklich etablieren. Vor allem vermeintlich innovative Formate mit App-Unterstützung waren Flops. Auf Pro 7 entpuppte sich „Keep Your Light Shining“ als Reinfall. RTL verkürzte sein einstige Hoffnung „Rising Star“ von zehn auf sieben Ausgaben.

Weitere Pläne für ein neues Casting-Format hat RTL nach eigenen Angaben nicht mehr in der Schublade. Mit DSDS und „Das Supertalent“ erreiche der Sender an mehr
als 30 Abenden im Jahr Marktanteile von mehr als 20 Prozent, rechnet Unterhaltungschef Tom Sänger vor und meint damit die von RTL anvisierte Zielgruppe der 14- bis
59-jägrigen Zuschauer. „Bei dieser Flughöhe nach nunmehr zwölf Jahren gibt es momentan keinen Anlass für die Etablierung eines neuen, weiteren Casting-Formats.“ Jetzt
soll es noch mal die Mutter reißen. Und Gevatter Heino, der sich in der RTL-Werbung als "Daddy cool" des Rock'-n-Rolls präsentiert. Und vielleicht kann er ja wirklich das Format öffnen, hin zum "Mittelalter" und noch älter. RTL ist zwar immer noch der erfolreichste Sender in der jungen Zielgruppe, doch die Marktanteile schwinden und der durchschnittliche RTL-Zuschauer geht streng auf die 50 zu. Alles nicht schlimm, und doch auch eine Erklärung dafür, warum der Heino so schlecht nicht ins Format passt. Zwei Trösterchen zum Schluss: Es hätte auch Roberto Blanco sein können, der ist ja erst 77. Und am 16. Januar öffnet RTL das "Dschungelcamp", die Mutter aller TV-Gemeinheiten. (mit dpa)

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