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Medien: Helmut Kohls Nachmieter

Der WDR startet Live-Show aus dem Bonner Kanzlerbungalow

Die Regierung ist weg, die Idylle ist geblieben: Gleich, so scheint es, wird Helmut Kohl mit Michail Gorbatschow auf die Terrasse des Bonner Kanzlerbungalows treten, um dem sowjetischen Staats- und Parteichef die Wiedervereinigung abzuschwatzen. Doch es ist nur Steffen Hallaschka im Haus, gewissermaßen Kohls Nachmieter, der statt Anzug lieber bunte Trainingsjacken trägt. Hallaschka ist der Gastgeber der politischen Live-Sendung „Kanzlerbungalow“ (WDR 3, von heute an immer donnerstags um 23 Uhr), die ausgerechnet an diesem Ort respektlos und subversiv sein will.

Ein bisschen Chaos und buntes Leben tun diesem 1964 erbauten Flachbau, in dem sich als erster Bundeskanzler Ludwig Erhard einrichtete, durchaus gut. Vom Inventar der Kohl-Ära ist nicht mehr allzu viel übrig. Regale und Schränke von überaus schlichter Funktionalität, klobige Möbel wie ein silbernes Sofa-Ungetüm und „Lampengeschwüre an den Decken“ (so die Zeitschrift „Bauwelt“) verströmen einen ziemlich muffigen Charme. Steffen Hallaschka wirkt in dieser Umgebung etwa so wie Karl Moik in einem Studio des Fernsehsenders Viva. Als Moderator von zumeist jugendlich-modern ausgerichteten Sendungen („Querstraße“, „Polylux“) hat sich Hallaschka bewährt.

Bei „Kanzlerbungalow“ wird er 45 Minuten lang in ständigem Kontakt mit drei Außenreportern stehen, die irgendwo in der Republik ihre Rechercheergebnisse zu einem bestimmten Thema präsentieren. Zwischendurch schneit ein Gast herein, oder der Gastgeber telefoniert mit seiner Mutter, einem langjährigen SPD-Mitglied. Archivschnipsel vom Kanzlerleben in Bonn und im Bungalow dürfen auch nicht fehlen. Innovativ soll „Kanzlerbungalow“ werden wie die verblichene WDR-Show „ZAK“. Zum Auftakt geht es um den SPD-Streit über Gerhard Schröders Agenda 2010. „Wenn es irgendwo Politik zum Anfassen gibt, dann hier“, sagt WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn. Hoffentlich hat der WDR vorher Staub gewischt.

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