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Medien: Herr Sahners Gespür fürs Private

Der erste Eindruck ist irritierend. Der Zuschauer muss das Gefühl bekommen, er störe zwei Menschen bei einem sehr privaten Gespräch.

Der erste Eindruck ist irritierend. Der Zuschauer muss das Gefühl bekommen, er störe zwei Menschen bei einem sehr privaten Gespräch. Keine Kamera ist zu sehen, keine Scheinwerfer erhellen den Raum, nur ein Kaminfeuer und Kerzen flackern verschwörerisch vor sich hin. Dabei ist es ein öffentliches Gespräch, zu dem Paul Sahner seinen Gast bittet. „... bitte mit Sahner“ heißt das Arrangement, das heute im Privatkanal „Das Vierte“ seine Premiere hat. Sahner, das ist der Chefreporter der „Bunten“, die „taz“ tituliert ihn als „Gottvater der Intimbeichte“. Paul Sahner, 70, kennt sie alle, die prominent sind, und er kennt sie lange und vielleicht besser, als sich die Prominenten selbst kennen. Sahners erster Gast ist die Schauspielerin Veronica Ferres. Beide duzen sich. Das wirkt ehrlicher als das vermeintlich distanzierte „Sie“. Thema ist die Ferres, ihr Leben, ihre Karriere. Sahner fragt nicht an der Biographie entlang, er nähert sich anschmiegsam – und plötzlich unvermittelt. Manche Fragen sind seicht, andere tief lotend.

Das sind die Momente, wo die interviewerprobte Ferres vom selbst entworfenen, eigengeliebten Ferres-Bild abweichen muss. Nicht, dass die Kamera in solchen Phasen ins Gesicht der Schauspielerin fährt, den investigativen Blick bekommt. Die Sätze werden privat. Nicht an der Inszenierung, nur an ihrer Körpersprache merkt der Zuschauer, dass Sahner an schmerzhaften und nicht immer gloriosen Punkten rührt. Sahner lässt die Ferres erzählen und setzt doch Fragezeichen, wo sie sich als demütige Künstlerin, Papst-Verehrerin und Supermutti gibt.

Es sind mehr als verplauderte, auch spannende 45 Minuten. Eine Intimbeichte nimmt Sahner nicht ab. jbh

„... bitte mit Sahner“, Das Vierte,

22 Uhr 20

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