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Medien: Herzschlagfinale

Der Bundesligasender Arena hat die Zukunft noch vor sich – oder bald hinter sich

Das Bundesligafinale war am Samstag spannend wie selten. Werder Bremen, VfB Stuttgart oder der FC Schalke 04? Den Dreikampf um den Titel versuchte der Bundesliga-Sender Arena in seiner Konferenzschaltung im großen Stil für die Eigenwerbung zu nutzen: Oliver Welke stand am Spielfeldrand bei Dortmund gegen Schalke. Tom Scheunemann meldete sich vom Public Viewing aus der Arena auf Schalke, wo zehntausende Fans auf Leinwänden verfolgten, wie sich ihr Klub um fast alle Chancen spielte. Und beim kleinen Public Viewing im Haus des früheren Fußballmanagers Reiner Calmund machte Jens Nowotny beim Ehemaligentreffen die Welle vor der Kamera. „Der Fan soll mitfühlen. Emotionen ausleben“, hatte Arena-Programmchef Dejan Jocic zum Start des Pay-TV vor einem Jahr versprochen. An Emotionen fehlt es Arena in der Tat nicht.

Knapp über eine Million Kunden konnte der Neustarter, der dem Bezahlsender Premiere im Dezember 2005 überraschend die Liverechte an der Fußball-Bundesliga weggeschnappt hatte, mit seinem fannahen Konzept für sich gewinnen. Mindestens zwei Millionen sollen es in zwei Jahren sein. So gesehen ist Arena trotz millionenschwerer Anlaufverluste auf einem guten Weg. Richtig spannend wird es für die Senderstrategen jedoch erst in den Tagen nach dem Saisonfinale. Denn Anfang Juni werden wohl erste Rauchzeichen überm Bundeskartellamt aufsteigen. Die Wettbewerbsbehörde hat im April die enge Kooperation zwischen Arena und dem Bezahlsender Premiere infrage gestellt. Die beiden Pay-TV-Kanäle hatten sich im Februar auf eine Vertriebskooperation geeinigt: Premiere übernahm für Arena die Vermarktung der Satellitenkunden; im Gegenzug stieg die Arena-Muttergesellschaft, der Kölner Kabelnetzbetreiber Unity Media, mit knapp 17 Prozent bei der börsennotierten Premiere AG ein. Die Wettbewerbshüter kündigten im April eine intensive Prüfung des Deals an. Die Zusammenarbeit der beiden könne den Wettbewerb auf diesem Markt aushebeln. Die kooperierenden Konkurrenten legten ihre Zusammenarbeit auf Eis.

Man sei man auf einem guten Weg, die Zweifel aus dem Weg zu räumen, beruhigen seitdem unisono die Verantwortlichen bei Premiere und Arena. Doch beide Häuser richten sich auf beide Szenarien ein: Sollte sich die Bonner Behörde entscheiden, die Kooperation für rechtens zu erklären, dürften sowohl Premiere als auch Arena getrennt und offensiv in die im Herbst erneut startende Ausschreibung der Bundesligarechte durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die Vereinigung der 36 Profiklubs, gehen. Sollte die Behörde den Deal untersagen, könnte eine komplette Neuordnung des Pay-TV- und Kabelnetzmarktes in Deutschland die Folge sein. Denn langfristig werden Premiere und Arena wohl nur im engen Schulterschluss überleben. Wird der verboten, könnte sich für einen der beiden die Überlebensfrage stellen.

Zu den anstehenden Zukunftsentscheidungen will sich bei Arena niemand äußern. Man müsse erst die Entscheidung des Kartellamtes abwarten. Mit der Verpflichtung von Jürgen Klinsmann hat Arena-Programmchef Jocic jedoch ein beachtliches Zeichen gesetzt, das Zweifel an einem längerfristigen Engagement des jungen Sportsenders ausräumen soll. WM-Trainer Klinsmann hat sich wohl nicht nur aus Liebe zum Spiel, sondern auch wegen eines stattlichen Millionenbetrages verpflichtet, in der nächsten Saison den Experten zu geben. Sogar ein eigenes Magazin mit Klinsmann soll entstehen. Schon zum Start der Rückrunde hatte sich Arena mit dem aussortierten Bayern-Trainer Felix Magath prominente Verstärkung geholt. Der in Wortwahl und Selbstironie oft etwas schwerfällige Magath schadete dem ansonsten recht südkurvenlastigen Stil des TV-Newcomers zumindest nicht. Denn das Arena-Team ist rund um Oliver Welke ordentlich besetzt. Der Chefmoderator macht im Arena-Studio zwischen Fußballfans und Bundesliga-Trainern immer noch eine weitaus bessere Figur als bei seinen häufigen Ausflügen ins Comedyfach von Pro 7 und Sat 1. Die Fachmänner Hansi Küpper, Holger Pfandt, Carsten Fuß oder Werner Hansch kommentieren bei Arena meist genauso auf den Punkt wie für ihre früheren Arbeitgeber Premiere, Sat 1 oder DSF. Die ehemalige Neun-Live-Moderatorin Isabella Müller-Reinhardt machte die „Bild“-Zeitung zu „Deutschlands heißester Fußballreporterin“. Das Versprechen der Fannähe hat Arena eingehalten.

Bleibt das Vertriebsproblem im Kabel- und Satellitenmarkt, von Anfang an die große Baustelle des Bezahlkanals. Die Kooperation mit Premiere sollte für die Laufzeit des aktuellen Vertrages mit der DFL – also bis nach der Bundesligasaison 2008/2009 – für Ruhe sorgen an der Front. Sagen die Wettbewerbshüter dazu bald Nein, dürfte die Nachspielzeit noch mal ein echtes Herzschlagfinale bringen.

Simon Feldmer

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