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Medien: Hingabe und Höflichkeit

Zum Tod des Produzenten Bernd Burgemeister

Mit Bernd Burgemeister, der am 21. Juni 2008 im Alter von erst 63 Jahren plötzlich und völlig unerwartet aus dem Leben gerissen wurde, verlieren wir eine der angesehensten und erfolgreichsten unabhängigen Produzentenpersönlichkeiten Deutschlands. Die von ihm gegründete und bis zu seinem Tod geleitete TV60Film in München hat vorbildhafte Maßstäbe für Qualität im Bereich der Film- und TV-Produktion gesetzt, die sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene mit zahlreichen Auszeichnungen honoriert wurde.

In den Annalen des Adolf-GrimmePreises ist der Name Bernd Burgemeister seit den frühen 80er Jahren ein Synonym für herausragende Produktionsleistungen, die mit großer Regelmäßigkeit zur Prämierung in Marl nominiert wurden. Allein seit dem Jahr 2003 wurden mit „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ (ARD/NDR), „Grüße aus Kaschmir“ (ARD/BR), „Marias letzte Reise“ (ARD/BR), „Polizeiruf 110: Er sollte tot“ (ARD/BR) und „Eine Stadt wird erpresst“ (ZDF/Arte) Produktionen von TV60Film mit Grimme-Preisen bedacht, in denen wichtige gesellschaftliche Themen wie etwa Mobbing und Selbstmord, Ursachen von Terror und Gewalt, Sterbehilfe und Tod, Deprivation und Erpressung sowie Wiedervereinigung und soziale Deklassierung behandelt werden.

Und mit „Sophie Scholl“, der mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Verfilmung des Lebens der Geschwister Scholl und deren Kampf gegen die NS-Unrechtsdiktatur Adolf Hitlers, erreichten er und sein Sohn Sven – gemeinsam mit Autor Fred Breinersdorfer und Regisseur Marc Rothemund – eine Nominierung zur Oscar-Verleihung in Los Angeles. Bei allen Erfolgen, die er im Lauf seiner dreißigjährigen Karriere – zunächst als freier Herstellungsleiter in der ZDF-Programmdirektion und seit 1978 als freier Produzent – feiern konnte, ist Bernd Burgemeister ein stets angenehm zurückhaltender, bescheidener, leiser und höflicher Mensch geblieben. Er hat sich, als Vorsitzender des Verbands der Fernsehproduzenten, mit großem Engagement um die Belange von unabhängigen kleinen und mittleren Produktionsunternehmen gekümmert und dank seines außergewöhnlichen Verhandlungsgeschicks maßgeblich zur Fusion der erst kürzlich vereinigten Verbände beigetragen.

Sein Sohn Sven Burgemeister, der nach seinem Studium an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und seit nunmehr fast zehn Jahren als Gesellschafter die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens mitverantwortet, hat ihm dabei den Rücken frei gehalten.

Das Fernsehen und sein Publikum, die Kritik und der Adolf-Grimme-Preis werden Bernd Burgemeister vermissen. Zum Glück hat er uns durch die Vielzahl immer wieder sehenswerter Filme und Serien ein Vermächtnis hinterlassen, für das wir uns bedanken! Ulrich Spies

Der Autor ist seit 1981 im Adolf-Grimme-Institut verantwortlich für den Adolf-Grimme-Preis.

Ulrich Spies

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