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Medien: Hinter den sieben Bergen

Phoenix sitzt in Bonn und fühlt sich in Berlin geliebt

Phoenix wird seine Parlamentsberichterstattung in vollem Umfang fortsetzen und bei Bedarf am Donnerstag um zwei Stunden verlängern. Außerdem „werden wir uns bemühen, wichtige Dinge nachzuliefern“, sagte Programmgeschäftsführer Christoph Minhoff in Bonn. Im Streit um die nach Ansicht von Abgeordneten nicht ausreichende Berichterstattung aus dem Deutschen Bundestag hatten ARD und ZDF zugesagt, dass wichtige Debatten wieder verstärkt auch in den beiden Hauptprogrammen ausgestrahlt werden sollen. Phoenix wird in diesen Fällen weiterhin parallel aus dem Bundestag berichten. Minhoff und sein Kollege Michael Hirz wiesen darauf hin, dass der „Ereignis- und Dokumentationskanal“ im vergangenen Jahr 313 von gut 400 Sitzungsstunden des Deutschen Bundestags übertragen habe. „Es gab keinen Tag, an dem wir geschwänzt hätten“, betonte Hirz, der im Februar als ARD-Vertreter Klaus Radke abgelöst hatte.

Hirz bezeichnete es als die große Überraschung seiner bisher fünfmonatigen Amtszeit, „wie stark die Wertschätzung von Phoenix wächst, je näher man Berlin kommt“. Die Hauptstadt ist auch Sitz von Regierung und Parlament, da ist der Sender für die politische Klasse von großer Bedeutung. Der frühere Kulturchef des WDR nannte es „erstaunlich, mit welch bescheidenen Mitteln hier in Bonn gearbeitet wird“. Das „kleine Beiboot“ Phoenix könne mit einer anderen Beweglichkeit gesteuert werden als ein „Tanker“ wie der WDR. Dafür ist die Reichweite auch geringer: „Wir haben kein Geld, das ist unser Hauptproblem“, sagte Minhoff. Phoenix dient ARD und ZDF in erster Linie als Plattform für lange Livestrecken und zur Zweitverwertung von Dokumentationen. Dafür stehen jährlich unverändert knapp 36 Millionen Euro zur Verfügung. Ein wichtiges Problem sei es, dass beim ZDF und in den ARD-Häusern nicht immer die Rechte für eine Zweitverwertung bei Phoenix mit erworben werden. „Wir befinden uns am Ende der Nahrungsschlange. Da sind wir in Bonn hinter den sieben Bergen und hoffen, dass man uns nicht vergisst“, erklärte Hirz. Phoenix hat im laufenden Jahr einen Marktanteil von 0,9 Prozent erreicht. Das Durchschnittsalter der Zuschauer liegt bei 54 Jahren.

Im Sommer wird Phoenix wieder mit einem Sonderprogramm die ereignisarme Zeit überbrücken. Darunter sind auch einige Erstausstrahlungen: Den Auftakt macht ARD-Korrespondentin Anja Bröker mit „Feuer, Schüsse und Gebete“ ( 1. Juli), einem Film über den Aufstand der Tibeter im Jahr der Olympischen Spiele. Ab dem 14. Juli zeigt Phoenix die britische Reihe „Die letzten Tage einer Legende“ in deutscher Fassung. Von Schauspieler Marlon Brando bis Rennfahrer Ayrton Senna werden zehn außergewöhnliche Persönlichkeiten porträtiert. Den Abschluss des Sommersonderprogramms bildet die „Woche der Energie“. In der Woche vom 25. bis 29. August geht es in Dokus, Reportagen und im Studiogespräch („Unter den Linden“) täglich um einen anderen Energieträger (Atom, Kohle, Gas, Öl und erneuerbare Energien). Die Diskussion im Studio am Brandenburger Tor leiten nach dem Abschied von Hartmann von der Tann erstmals abwechselnd die Programmgeschäftsführer Minhoff und Hirz. Thomas Gehringer

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