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Medien: Hollywood plus

Opulent und immer teurer: Halbzeit bei der „Buddenbrooks“-Verfilmung

Das wird teuer, auf jeden Fall teurer als geplant. Um 1,5 Millionen Euro ist der Produktionsetat für Heinrich Breloers „Buddenbrooks“-Verfilmung schon überzogen, dabei ist erst die Hälfte der Dreharbeiten vorbei. Bavaria-Produzent Matthias Esche spricht von einem „Hauch von Besorgnis“. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass der Regisseur in Köln etwas müde wirkte. Sogar einen Unfall gab es bei den Dreharbeiten bereits, „einen Unfall von einiger Größe“, wie Breloer sagt, in Anspielung auf den Titel seines Films „Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe“ (ab Weihnachten 2008 im Kino, anschließend als Zweiteiler im Fernsehen). Ein morscher Ast krachte herunter auf dem Lübecker Friedhof. Es ging glimpflich ab, Filmarchitekt Götz Weidner kam mit Schrammen und Prellungen davon. Allerdings landete er, halb getroffen, in einem – gewissermaßen selbst geschaufelten – Grab. „Kurios, kurios“, würde wohl der alte Konsul Buddenbrook sagen, im Film gespielt von Armin Mueller-Stahl. Und auch dass der Tonmeister vor dem herabstürzenden Ast das Weite suchen musste, wird vom Filmteam nun dank eines makabren Scherzes – „der Ton läuft“ – sicher in Erinnerung behalten.

Es kann ja nicht alles glattgehen bei diesem Film von einiger Größe. Mit nunmehr 16,2 Millionen Euro wird es die zweitteuerste Bavaria-Produktion seit Wolfgang Petersens Welterfolg „Das Boot“. Heinrich Breloer (65), gemeinsam mit Koautor Horst Königstein der Erfinder und Meister des Dokudramas im Fernsehen, widmet sich einmal mehr seinem Lebensthema, der Familie Mann. Seit er 1959 als Schüler die „Buddenbrooks“-Verfilmung mit Hansjörg Felmy und Liselotte Pulver gesehen hatte, ließ ihn die illustre Geschichte der großen deutschen Schriftstellerfamilie nicht los. Nicht im Literaturstudium und auch nicht in seiner Karriere als Filmemacher. Nach einem frühen Film über Thomas- Mann-Sohn Klaus, den Autor von „Mephisto“, schuf Breloer mit „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ (2001) einen glanzvollen TV-Dreiteiler, der Preise en gros abräumte.

Nun ist das Filmteam nach Dreharbeiten in Lübeck und Augsburg im Kölner Coloneum angekommen. Hier wurde das Lübecker Buddenbrook-Haus für die Innenaufnahmen nachgebaut, schon weil ein großer Batzen der Filmförderung aus Nordrhein-Westfalen stammt und der WDR einer der Finanziers ist. „Hollywood plus“, lobt Kenner Armin Mueller-Stahl die Bauten, die offenbar so aufwendig und opulent sind, dass man die Journalistenmeute lieber nicht hineinführen mochte. Breloer kündigt dennoch eine „realistische Verfilmung“ an, „keine Operette“. Die Schauspieler sprechen die Sprache des 19. Jahrhunderts, und auch der Alltag soll lebendig werden, „mit Betonung auf der Arbeit“, wie Breloer sagt. Schauplätze, die von Thomas Mann oft nur als Motiv verwendet worden seien wie die Getreidefelder, die Börse oder die Speicher, sollen im Film eine größere Rolle spielen.

Für Breloer sind die „Buddenbrooks“ keine ferne, vergangene Geschichte einer Lübecker Kaufmannsfamilie. Er spricht von der Globalisierung im 19. Jahrhundert. Die Buddenbrooks hätten sich dank geöffneter Zollgrenzen neuen Konkurrenten stellen müssen – eine ähnliche Situation wie in der Gegenwart. Nur die steifen Kostüme, in denen Iris Berben, Jessica Schwarz und Armin Mueller-Stahl durch das Coloneum wandeln, wirken in dieser kalten, heutigen Architektur einigermaßen befremdlich. Noch fünf Wochen, dann sind die Dreharbeiten vorbei. Der alte Konsul allerdings ist schon gestorben. Armin Mueller-Stahl, der am Nachmittag die Sterbeszene zu drehen hatte, bat die Journalisten: „Ich bereite mich gerade auf meinen Tod vor, seien Sie gnädig zu mir.“

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