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Medien: Horst Engel

Schimanski. ARD.

Schimanski. ARD. Horst Schimanski schlägt zwei rohe Eier ins Glas und schluckt sie herunter. So begann seine Fernseh-Karriere 1981 in „Duisburg, Ruhrort“, so endete „Tod in der Siedlung“. Das wär’s doch, oder? Schimanski war Kult und hat Mediengeschichte geschrieben. Nach 26 Jahren zitiert er sich noch einmal selbst – und tschüss.

Andererseits: Man würde ihn vermissen. Schimanski hat die achtziger Jahre hinter sich gelassen. Er ist besonnener geworden, prügelt sich nicht und geht auch nicht mehr mit jeder Zeugin ins Bett. Aber seine Haltung hat er sich bewahrt. Man könnte sie Solidarität nennen, und die ist nicht von gestern, sondern zeitlos. In „Tod in der Siedlung“ wandert er wie ein leibhaftiger Engel durch „seinen Kiez“, holt eine Minderjährige vom Straßenstrich, beruhigt ohne viele Worte eine verzweifelte Mutter. „Kiez“ sagt man zwar nicht unbedingt in Duisburg, sondern in der Heimatstadt des in Berlin geborenen, immer noch famosen Hauptdarstellers Götz George. Aber das nur nebenbei.

Sehenswert ist vielmehr, wie glaubwürdig sich Schimanski in seinem Milieu nach wie vor bewegt. Emotionale Ausbrüche und Empörung über Ungerechtigkeiten sind seltener geworden. Dennoch ist von Resignation nichts zu spüren. Er setzt sich für „seine Leute“ ein, kennt aber auch seine Grenzen. Bewegend vor allem die Episode mit Matthias Brandt: Schimanski folgt dem spielsüchtigen Krawe zum Würfeln. Er weiß, wie das enden wird, und wartet in der Kneipe, bis der gedemütigte Krawe selbst seine Schuhe verspielt hat. Wenigstens die holt Schimanski zurück.

Dass dies alles nicht unerträglich dick aufgetragen wirkt, ist das Verdienst von Regisseur Torsten C. Fischer und der Autoren Horst Vocks und Lars Böhme. Sie stellen Schimanski starke, glaubhafte Figuren an die Seite und erzählen vom Leben im Hartz-IV-Land. Von Sozialkitsch keine Spur. Und ein Elendstrip ohne Ausweg wird auch nicht präsentiert. Die junge Alice (Katharina Schüttler) flüchtet sich in die Liebe zu Ringo (Ronald Zehrfeld), der zu Gewalttätigkeit neigt. Aber der erste Eindruck täuscht, wie so oft. Zudem zeigt der Fall des getöteten Mitarbeiters der Arbeitsagentur, wie schnell eine wohlsituierte Familie abstürzen kann.

Es heißt: Man soll abtreten, wenn es am schönsten ist. Ja, vielleicht. Aber sich von diesem Schimanski zu trennen, das fiele schwer. Und Marie-Claire ist auch wieder zurück.

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