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Nicht nur Puschel. Der „Playboy“ ist in erster Linie für spärlich bekleidete Frauen bekannt. Er verwandte sich aber auch für Martin Luther King, für Bürgerrechte.

© Amazon Prime

Hugh-Hefner-Serie auf Amazon: Made in America

Wie hielt es der "Playboy"-Gründer mit Martin Luther King? Amazon hat das Leben von Hugh Hefner in eine sehenswerte Doku-Drama-Serie gepackt.

Nackte Mädchen im Swimmingpool, Sex im Auto, wilde Partys in seiner Villa auf der einen Seite, Eintreten für Martin Luther King, die Bürgerrechtsbewegung, für Homosexuelle und ein Ende des Vietnamkrieges auf der anderen – das lange Leben von Hugh Hefner (am Sonntag feierte er seinen 91. Geburtstag) lässt sich mit dem Stempel „Playboy“ nur recht schwammig beschreiben. Als der legendäre Gründer des US-Herrenmagazins Mitte der 1950er Jahre am Küchentisch in seiner Chicagoer Wohnung saß und über 500 Dollar Startkapital für den „Playboy“ grübelte, ist das auch der Start einer typischen Geschichte über den amerikanische Traum. Und seine Abgründe.

„American Playboy: The Hugh Hefner Story“, eine zehnteilige Serie, auf Amazon Prime gestartet, wird diesen Abgründen auf eine erstaunlich düster-tiefgründige Weise gerecht. Erzählt wird der Aufstieg Hefners zum Medienmogul, zur Männer-Ikone und, ja, zum Viagra-Dauerkonsumenten. Entstanden aus über 17 000 Stunden Videomaterial aus Hefners privater Sammlung und Interviews mit Jesse Jackson, Gene Simmons oder Bill Maher.

Dazu einige Kapitel seines Lebens mit Schauspielern nachgedreht, was dem Flow, der stringenten Geschichte nicht immer guttut. Das ist einer anderen epischen Doku-Serie über den amerikanischen Traum im vergangenen Jahr, „OJ – Made in America“, besser gelungen, über den Fall der mutmaßlichen O.-J.-Simpson-Morde.

Das sei sicher kein Magazin für sie, aber sie glaube an ihren Sohn

Das mag am neuseeländischen Hauptdarsteller Matt Whelan liegen, dem die Wucht, der Kampfgeist von Hugh Hefner in der Darstellung mitunter abgeht. „Das Vermächtnis meines Vaters ist viel mehr als ein Magazin mit nackten Frauen oder alternativem Lebensstil, er hat für nichts weniger gekämpft als für die Freiheit“, sagt Sohn Cooper. Das lässt diese Doku-Serie erstaunlich modern anmuten, wo es in den USA nicht nur mit dem neuen Präsidenten ein Erstarken der konservativen Bewegung gibt, die Freiheiten einzuschränken droht.

Im Mittelpunkt der Serie natürlich: der „Playboy“. Im Frühjahr 1953 beschloss Hefner nach Psychologiestudium und ersten Werbetexten bei der Zeitschrift „Esquire“, seine Idee von einem „progressiven“ Männermagazin in die Tat umzusetzen. Erste Artikel, Illustrationen. Seine Mutter lieh ihm 500 Dollar. Das sei sicher kein Magazin für sie, aber sie glaube an ihren Sohn.

Überhaupt die Familie. Hefner spricht aus dem Off über die Unfähigkeit der Eltern, Liebe im körperlichen Sinne zu zeigen. Da in seiner Familie wenig Empathie sowie eine Mysophobie herrschte, eine übersteigerte Angst vor Kontakt mit Schmutz, flüchtete der Junge mit Zeichnungen in Fantasiewelten. Nun konnte er diese im eigenen Heft in die Tat umsetzen.

Als der erste „Playboy“ am Kiosk lag – ein Magazin „für Leute wie ihn“, die sich für schöne Frauen und Vladimir Nabokov interessieren –, war das nicht nur der Beginn der Karriere von Hugh Hefner durch sechs Jahrzehnte, sondern auch der des Covergirls: Marilyn Monroe.

„American Playboy: The Hugh Hefner Story“, bei Amazon Prime.

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