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Medien: Ich ist ein Anderer

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Die furchtbarsten Verbrechen, von denen wir in der Zeitung lesen, werden oft von Geisterstimmen befohlen. U-Bahn-Schubser und Messerattentäter erklären vor Gericht, eine fremde Stimme im eigenen Kopf habe sie zur Tat gedrängt.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Die furchtbarsten Verbrechen, von denen wir in der Zeitung lesen, werden oft von Geisterstimmen befohlen. U-Bahn-Schubser und Messerattentäter erklären vor Gericht, eine fremde Stimme im eigenen Kopf habe sie zur Tat gedrängt. In Roswitha Wecks Feature „Als ich merkte, da ist gar keiner“ kommen Menschen zu Wort, die solche Stimmen täglich hören. Sie erleben freundliche Ratgeber und ätzende Kommentatoren, ängstliche Mahner und dreiste Plappermäuler. Es melden sich lebende und tote, bekannte und unbekannte Personen. Unter Neurologen gilt die akustische Halluzination als sicheres Indiz einer wahnhaften Erkrankung. Bei Künstlern und Philosophen wird die Sache viel komplizierter. Auch die normale Identität ist nur die Summe fremder Einsagungen. „Ich ist ein Anderer" heißt Rimbauds unsterbliches Bonmot zum Thema. Der berühmte französische Psychiater Jacques Lacan hat darauf sein ganzes, schwer lesbares Werk gegründet. Wecks Feature fragt nach einem spirituellen Mehrwert des Stimmenhörens. Wer spricht da im Kopf? Und warum? (Deutschlandradio, 19. November, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Welche Stimmen mag Theodore Kaczynski in seiner Waldeinsamkeit gehört haben? Als er Sprengstoffpakete für Universitäten und Fluggesellschaften schnürte, um damit den technischen Fortschritt zu stoppen. Der Amerikaner Kaczynski ging als Unabomber in die Geschichte ein, fast zwei Jahrzehnte hat ihn das FBI gejagt, bevor der eigene Bruder den entscheidenden Tip gab. Man kann Kaczynskis mehr als hundertseitiges Manifest wider die westliche Zivilisation im Internet nachlesen. Ein Dokument, in dem sich Ratio und gewalttätiger Wahn heftig mischen. „1-800-701-Bomb“ heißt Hermann-Christoph Müllers spannendes Feature, das der Wandlung eines Universitätsprofessors zum mörderischen Waldschrat nachspürt (Deutschlandradio, 17. November, 0 Uhr 05).

Der Dramatiker Werner Fritsch ist ein meisterlicher Erfinder von Stimmen. Fast immer sind es alte Leute, die in Monologen die Welt in Grund und Boden reden. In „Das Rad des Glücks“ erzählt eine uralte Roma-Frau ihrer Enkelin vom Leben. Auschwitz und die oberpfälzische Provinz, Liebe und weibliche List, die falsche Weisheit der Drogen und das echte Wissen der Karten (SWR 2, 16. November, 16 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

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