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Medien: Ich will schmidtmachen!

Wie es ist, in der Late-Night-Show live dabei zu sein

Also, als mein Papa damals live in der Harald-Schmidt-Show war, werden meine Kids in ein paar Jahren im Kindergarten herumerzählen, da hat er wirklich... Was dann folgt, ist natürlich hoffnungslos übertrieben, aufgeblasen durchs immer neue Erzählen, vergoldet von der süßen Erinnerung an jene Zeiten, als Schmidts Late-Night-Show noch auf Sat 1 lief. Selbstverständlich war ich nie Sofagast im Studio 449, wie es mein Nachwuchs behaupten wird, ohne rot zu werden, aber ich war drin: Habe mich vom dauerquasselnden „Warm-Upper“ Thomas „Schmitti“ Schmidt zusammen mit 200 anderen Fans heiß machen lassen. Für den Moment, wenn der echte Schmidt kommt – „wenn die Tür aufgeht, rasten wir kollektiv aus, okay?!“ Natürlich habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als mich bei einer dieser Klamauknummern mit Publikumsbeteiligung zum Deppen zu machen. Aber meine Liebste wollte unbedingt unsere Plätze in der ersten Reihe gegen welche ganz oben auf der Tribüne eintauschen.

Dabei hatten wir hart um die Karten gekämpft. Wer es sich nicht am ersten des Monats, wenn der Vorverkauf für die nächsten vier Wochen startet, die Finger wund wählt, hat keine Chance, an die 8,50 Euro teuren Tickets heranzukommen. Weit sind wir angereist, haben uns durchs triste Industriegebiet von Köln-Delbrück gekämpft bis zum Gewerbehof, in dem die Schmidt-Show-Halle zwischen einem Factory-Outlet und einem Buchversand liegt. Haben an der Garderobe alles abgegeben. Sogar ihre Handtasche. Damit keine Teddys auf die Bühne fliegen.

Dann saßen wir endlich auf ausrangierten Kinosesseln im legendären Studio 449. Und froren. Schön warm hat es bei der nachmittäglichen Aufzeichnung der Show nur einer: der Chef im Rampenlicht. Harald Schmidt ist auch der einzige, dem der zuvor geprobte Applaus zuteil wird. Manuel Andrack und Suzana schleichen sich im Schatten der Kameraleute und Kabelträger auf ihre Plätze, bleiben viel stärker im Hintergrund, als das im Fernsehen den Anschein hat. Überhaupt: Das ganze Studio ist ganz schön klein. Die Bühne müssen sie wohl mit einem Fischaugen-Objektiv filmen. Und die Zuschauertribüne hat gerade mal neun Reihen. Während die Kameras laufen, stehen an den Notausgängen stiernackige Bodyguards, sprungbereit, falls einer der Fans vor Begeisterung austicken sollte.

An unserem Abend aber blieb es ruhig, auch auf der Bühne – und wir begannen zu verstehen, warum Harald Schmidt immer von „unserer kleinen, sympathischen Familienshow“ spricht: Die Atmosphäre vor Ort ist wirklich ziemlich unspektakulär, so ohne die technischen Tricks der Fernsehfassung mit Handkamerafahrten und dem Glitzerfaktor der Scheinwerfer. Um ehrlich zu sein: Man wird ein wenig entzaubert. Aber aufregend war’s trotzdem.

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