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Medien: Im Colosseum ist die Hölle los

In einer aufwändigen Dokumentarfilmreihe lässt das ZDF das Alltagsleben der Antike nachspielen

Sie ist ein wenig abgenutzt, die Bezeichnung Metropole, seitdem sich jede mittelmäßige Stadt damit schmückt. Da ist Frankfurt am Main, die „Banken-Metropole“, oder München, die leuchtende „Isar-Metropole“. Dabei bedeutet das griechische Wort Metropolis nichts anderes als Mutterstadt. So ist auch die neue vierteilige ZDF-Dokumentarfilm-Reihe überschrieben, die von den vier Ur-Metropolen der Welt handelt: von Rom, Athen, Karthago, Alexandria; sie trägt den Titel „Metropolis – Die Macht der Städte“.

In Zusammenarbeit mit kanadischen, französischen und amerikanischen Fernsehsendern ist sie entstanden. Zahlungskräftige Partner hat das ZDF auch gebraucht, denn die Reihe hat, so heißt es, 1,8 Millionen Euro gekostet. Sie beginnt mit „Rom: Das Herz des Imperiums“, gefolgt von „Karthago: Die Stadt der Seefahrer“, „Alexandria: Das Zentrum der Macht“ und endet schließlich mit „Athen: Die Herrschaft des Volkes“. Vier Metropolen, vier Geschichten, vier Mythen. Wie das nun darstellen, es dem Zuschauer anschaulich nahe bringen, so dass er dranbleibt, bei all der staubigen Geschichte nicht gleich wegzappt?

Die Macher um die beiden Autoren Manfred Baur, 44, und Hannes Schuler, 37, die für alle vier Folgen verantwortlich zeichnen, entschlossen sich also, diverse Genres miteinander zu verknüpfen. Das Team ging zunächst an die Originalschauplätze – soweit heute noch existent – drehte vor Ort in Rom und Athen, sowie im nordafrikanischen Tunis (Karthago) und auf der Insel Nelson Island (Alexandria). Es wurden Forscher begleitet und interviewt, archäologische Grabungen beobachtet, Impressionen eingefangen von dem, was heute ist, und, im Falle der untergegangenen Städte Karthago und Alexandria, was früher war und nunmehr imaginiert werden muss.

Doch für das, was nicht mehr sichtbar ist, sich aber in seiner imposanten Mächtigkeit in einer solchen Dokumentation gut machen würde, gibt es ja zum Glück den Computer und Filmstudios. Mit ersterem wurden also untergegangene Stadtbilder in 3D-Animationen rekonstruiert, etwa der giganteske kreisförmige Hafen von Karthago oder der Leuchtturm Pharos vor Alexandria. In Studios im frankokanadischen Montreal wurden in 21 Sets jene Szenen gedreht, in denen das ganz erdige Leben der Bürger vor etwa 2000 Jahren dargestellt wird; 49 Schauspieler und 215 Statisten waren dafür nötig.

Es wurden hier also Dokumentation, Animation und Fiktion miteinander vermengt, wobei es just die Spielszenen sind, die wegen ihres laienhaften Charakters am meisten stören und eigentlich nicht hätten sein müssen. Ist es das, was das sonst an Rosamunde Pilcher gewöhnte Sonntagabendpublikum am Schirm halten soll? Es hätte dieser neuen Reihe zweifelsohne besser angestanden, sich auf Dokumentarisches und die durchaus interessanten Computeranimationen zu beschränken.

Doch mit den Spielszenen soll diese historische Sache aufgelockert, wohl auch ein größeres Zielpublikum angesprochen werden. Das kennt man ja von Guido Knopp. Die semi- authentische, populär-wissenschaftliche Doku-Fiktion, die zieht. Doch wenn etwa in der „Rom“-Folge ein römischer Steuerfahnder in seinem Antiken-Kostüm durch die dunklen Gassen der ersten Millionenstadt überhaupt eilt, dann erinnert das eher an Schmierentheater als an Geschichtsunterricht. Beim ZDF sieht man das anders: Man lasse die Zuschauer „das Phänomen Großstadt hautnah miterleben“. Das Ansinnen ist zwar redlich, zumal zur kostbaren Primetime. Das allzu massenkompatible Resultat ist jedoch nur halbwegs zu empfehlen.

„Metropolis – Die Macht der Städte“, erste Folge „Rom: Das Herz eines Imperiums“: ZDF, 19 Uhr 30

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