zum Hauptinhalt
322047_3_xio-fcmsimage-20100208171231-006002-4b7037ef905ae.heprodimagesfotos88120100209dopingtv.jpg

© dpa

Medien: Im Glashaus mit Österreich

Das ZDF stimmt mit dem Doping-Report „Mission Gold“ auf Olympia ein

Sind Olympische Spiele auch Festspiele des Dopings? Der Wintersport bildet wohl kaum eine Insel der Seligen, auch wenn die ARD und das ZDF dafür jedes Wochenende vor Begeisterung über die Einschaltquoten ihr Tagesprogramm freiräumen. Eine der spektakulärsten Anti-Doping-Aktionen erlebten die letzten Winterspiele 2006 in Turin: Eine Polizeirazzia im Quartier der Österreicher. Der Skandal um die Wiener Blutbank Humanplasma, positiv getestete Langläufer und Biathleten aus Russland, der Fall der deutschen Rekord-Olympiasiegerin Claudia Pechstein – das Thema Doping ist vor Beginn der Spiele in Vancouver allgegenwärtig und öffentlich-rechtliche Pflicht.

Doch so wirklich überzeugt scheint man davon in den Sendezentralen immer noch nicht. Zwei Tage, nachdem die ARD ihren Beitrag „Geheimsache Doping“ nachts an jedem Publikumsinteresse vorbeigesendet hat (siehe Kasten), zieht das ZDF mit „Mission Gold“ nach, ebenfalls nach 23 Uhr. Immerhin darf man dank des zuvor übertragenen DFB-Pokals hoffen, dass das sportinteressierte Publikum länger wach bleibt. Dabei war der gleichnamige ZDF-Zweiteiler, der vor den Sommerspielen 2008 in Peking ausgestrahlt wurde, ebenso wie ARD-Experte Hajo Seppelt für einen Grimme-Preis nominiert worden.

Für das ZDF begaben sich Felix Hero und Ralf Paniczek auf „Die Blutspur der Dopingbetrüger“, wie es im Untertitel etwas martialisch heißt. Der Film wartet nicht durch spektakuläre Enthüllungen, sondern durch solide Informationen auf: Dass das russische Kontrollsystem löchrig ist, und das Hase-und-Igel-Spiel zwischen Fahndern und Dopingprofiteuren weitergeht, wie der Rostocker Professor Horst Pagel am Beispiel der sogenannten Hilfsstabilisatoren bezeugt – das wird kaum jemanden überraschen. Der Fall Pechstein wird kurz abgehandelt, es wird einleuchtend erklärt, warum indirekte Nachweisverfahren notwendig sind.

Im Mittelpunkt steht – vier Jahre nach der Razzia von Turin – Österreich. Die Autoren bringen das Publikum auf den aktuellen Stand der Ermittlungen. Außerdem sieht man Radprofi Bernhard Kohl als rechtschaffenen Handwerker. Der Tour-de-France-Dritte von 2008 und geständige Dopingsünder beschuldigte den erfolgreichsten österreichischen Langläufer, Christian Hoffmann. Der beendete seine Karriere. Und während die olympische Karawane schon in Vancouver angekommen ist, sind die Verfahren in Italien gegen die österreichischen Sportler und Funktionäre längst nicht zu Ende. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Skiverband sogar systematisches Doping vor. Verbandspräsident Peter Schröcksnadel, in Italien angeklagt, wurde dennoch daheim zum Vizepräsidenten des Olympischen Komitees gewählt und flüchtet lieber vor dem Reporter. Die Österreicher sind genervt, da rutscht einem schon mal was raus: „Man sollte nicht mit Steinen aus Glashäusern werfen“, raunzt ihr höchstrangiger Olympia-Funktionär Karl Stoss in der entlarvendsten Szene ins ZDF-Mikro. Schließlich stünden ja auch eine ganze Menge von deutschen Sportlern auf der Kundenliste von Humanplasma. Hoppla! Bis heute gibt es dafür keine Beweise, auch Stoss wird auf Nachfragen sehr maulfaul. Ob er Namen oder die betroffenen Sportarten nennen könne? „Nein, das mache ich nicht“, sagt Stoss, der damit vergeblich versuchte, seinen eigenen Stein auf halbem Wege wieder einzufangen.

„Mission Gold“, Mittwoch,
ZDF, 23 Uhr 15

Zur Startseite