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Im Radio: Alberner Adel, magere Männer

Ein Deutschlandfunk-Feature widmet sich Frankreichs beliebtestem Filmkomiker Louis de Funès, im RBB-Kulturradio geht es um Männer und ihr falsches Schönheitsbild und eine Collage im Deutschlandradio Kultur dreht sich um den Dramatiker Rolf Hochhuth und sein umstrittenes Stück "Der Stellvertreter".

Dem oberflächlichen Betrachter mag er als Grimassenonkel im Gedächtnis geblieben sein. Dabei hat er die schwächelnde Filmindustrie seines Landes fast im Alleingang gerettet. Rebecca Partouches Feature „Die blauen Augen … von Louis de Funès“ erzählt von einem spanischstämmigen Adeligen, der zu Frankreichs beliebtestem Filmkomiker wurde. De Funès war hemmungslos albern, allerdings auch klassisch ausgebildeter Musiker. Er hat jede seiner Komödien mit enormer handwerklicher Präzision realisiert. Autorin Partouche erinnert an den Schelm, der vor genau 30 Jahren gestorben ist (Deutschlandfunk, 20. Januar, 20 Uhr 05).

Ein Mann mittlerer Größe hungert sich auf knapp 40 Kilo Gewicht herunter. Ein anderer beginnt eine Fastenkur und kann nicht wieder aufhören. Der dritte hört von seinem Arzt die Diagnose Magersucht und bricht seelisch zusammen. Männerschicksale, über die Charly Kowalczyks Feature „Spindeldürrer Hans“ berichtet. Magersucht ist eine Krankheit, die in der öffentlichen Wahrnehmung den Frauen vorbehalten scheint. Aber nach ärztlicher Statistik sind ein Fünftel der Betroffenen in Deutschland männlich. Autor Kowalczyk hat spindeldürre Männer zum Reden gebracht (Kulturradio vom RBB, 19. Januar, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Zuletzt haben seine öffentlichen Auftritte mehr amüsiert als erschüttert. Vor einem halben Jahrhundert war das noch ganz anders. Damals verursachte Rolf Hochhuth mit der Uraufführung des Stücks „Der Stellvertreter“ den größten Theaterskandal der Bundesrepublik. Hochhuth hatte die Rolle von Papst Pius XII. während der Nazizeit kritisiert, ihm eine Mitschuld an den Judenmorden gegeben. Als es zu einer Radioausstrahlung kam, gingen Bombendrohungen beim Sender ein. Marianne Wendts und Christian Schillers Collage „Rolf Hochhuths ,Der Stellvertreter‘“ erinnert an das Kunstwerk (Deutschlandradio Kultur, 20. Januar, 18 Uhr 30).

Wenedikt Jerofejews „Die Reise nach Petuschki“ erzählt von einem Mann, der den Moskauer Kreml besichtigen möchte, aber wegen überreichlichem Alkoholgenuss in einem kleinen Dorf namens Petuschki landet. Ein Trinkerpoem, so untertitelte Jerofejew sein Werk, das Ende der Siebziger im literarischen Untergrund veröffentlicht wurde und heute als Geburtsdokument der russischen Postmoderne gilt. Während seiner Reise räsoniert Jerofejews Hauptfigur über die gescheiterte Revolution in Russland, dabei säuft er so viel Wodka, dass die Erzählung in delirantes Stammeln zerfließt (Deutschlandfunk, 19. Januar, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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