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Im RADIO: Alte Konflikte, neue Welten

Was Sie im Radio nicht verpassen sollten.

Beim Deutschlandradio gibt es eine Serie von Hörspielen, die alle vor genau 50 Jahren in deutschen Rundfunkstudios produziert worden sind. Bei der Begutachtung des Jahrgangs 1960 ist nun ein Stück aus der ostdeutschen Arbeitswelt an der Reihe. Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann, ein Schriftstellerpaar aus Mecklenburg, haben es damals geschrieben. „Sieben Scheffel Salz“ erzählt von zwei jungen Männern und einem klassischen Machokonflikt. Eben waren die beiden noch Kollegen, nun ist der eine zum Meister aufgestiegen, aber der andere will partout nicht gehorchen. Das Drama durchläuft alle Stationen einer Anerkennungskrise, endet aber in versöhnlicher Perspektive (Deutschlandradio Kultur, 4. August, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

Ebenfalls vor 50 Jahren beschießt ein junger amerikanischer Physiker in seinem Labor einen Rubinkristall mit blitzenden Lichtstrahlen. Plötzlich beginnt der Kristall seinerseits Licht auszusenden. Dieses Licht strahlt heller, weiter, präziser als alle bisher bekannten Leuchtquellen, was ungeahnte Möglichkeiten der Energie- und Informationsübertragung eröffnet. Die Lange Radionacht „Vom Todesstrahl zum Licht des Lebens“ von Ralf Krauter erzählt die dramatische Geschichte einer Wunderlampe, die unter dem Kürzel Laser zu einer Basistechnologie der modernen Zivilisation geworden ist (Deutschlandfunk, 7. August, ab 23 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Eigentlich hatte Georg Büchner sein Lustspiel für den Wettbewerb einer großen Verlagsbuchhandlung geschrieben. Aber er konnte die Abgabefrist nicht einhalten, das Drama beschäftigte ihn bis zu seinem frühen Tod. Fast sechzig Jahre sollte es dann dauern, bis eine Uraufführung zustande kam. Die Rede ist von „Leonce und Lena“, dem sublim ironischen Märchen um zwei Königskinder und ihre große, alles verschlingende Langeweile, in dem Büchner nicht nur die politischen, sondern auch die geistigen Realitäten seiner Zeit verspottet. In der Reihe historischer Radioadaptionen klassischer Bühnenwerke ist eine Inszenierung aus dem Jahr 1952 zu hören (Kulturradio vom RBB, 8. August, 22 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Die Figuren im Hörspiel „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ von René Pollesch sind unaufhörlich am Reden. Mit wortmächtiger Hysterie bewegen sie sich durch eine labyrinthische Welt, in der ihre traditionellen Orientierungssinne versagen. Heidi Hoh und ihre Kolleginnen machen Telearbeit, die Firma befindet sich im Internet, der Arbeitsplatz ist zu Hause am Computer. Was ist jetzt Innen-, was ist Außenwelt? Im Zeitalter der Globalisierung ist das ganze Leben in ein konturloses Fließen geraten. Als Gegenwehr bleibt den Frauen nur eine Art psychedelische Dauerrede, mit der sie ihre prekär gewordene Existenz auszulegen versuchen (Deutschlandradio Kultur, 9. August, 0 Uhr 05).

Eigentlich ist Eddy nur ein kleiner Ganove. Er lügt und betrügt, er klaut und haut zurück, wenn es gar nicht anders geht. Aber jetzt ist der berühmt-berüchtigte Berliner Immobilienspekulant Horst König bei einem Handgemenge unglücklich gestürzt und liegt tot im Hausflur. Eddy hat guten Grund, um seine Zukunft zu bangen. Während er noch mit seinen bescheidenen Mitteln versucht, die Leiche aus der Welt zu schaffen, brodelt in Berlin schon die ganz große Gerüchteküche. Der Mord an König hat einen politischen Hintergrund, da sind sich alle Beobachter einig. Im Kriminalhörspiel „Der heilige Eddy“ von Jakob Arjounis stoßen bescheidenes Sein und mächtiger Schein amüsant zusammen (Deutschlandradio Kultur, 9. August, 21 Uhr 33).

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