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Im RADIO: Du und ich und er

Wissenschaftsprosa aus Frankreich, ein bedrückendes Kinderschicksal und Alzheimer in mittleren Jahren: Welche Sendungen man im Radio nicht verpassen sollte.

Vor gut einem Jahrhundert wurde der Dorfschullehrer Jean-Henri Fabre in Frankreich durch sein Buch „Souvenirs Entomologiques“ berühmt. Bei unseren stilbegeisterten Nachbarn gilt das Werk noch heute als Maßstab für geschliffene und trotzdem populäre Wissenschaftsprosa. Astrid Nettlings Lange Radionacht „Eine Quelle nie versiegenden Staunens“ erzählt über die zauberhafte Welt der Entomologie, wie Fabre sie betrieb. Eine Wissenschaft, die aus sinnlicher Beobachtung entsteht. Das Insekt bleibt am Leben, es wird in seiner natürlichen Umgebung beobachtet und mit präziser Poesie beschrieben. „Homer der Insekten“ nennen die Franzosen ihren großen Gelehrten (Deutschlandradio Kultur, 28. Juni, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Im Alter von neun Jahren wird ein Kind aus den Klauen seiner Familie befreit. Es kann schlecht sprechen, weiß nicht, wie man Messer und Gabel benutzt und hat noch nie in einem eigenen Bett geschlafen. Stattdessen gab es Schläge und sexuellen Missbrauch durch alle Männer der Familie. Charly Kowalczyks Feature „Angelika“ wagt die Annäherung an ein bedrückendes Kinderschicksal. Gemeinsam mit der heute zwanzigjährigen Angelika, die in einem Wohnheim für Behinderte lebt, begibt sich der Autor an die Orte ihres kindlichen Martyriums. Warum blieb das Leiden den Aufsichtsbehörden so lange verborgen? (Deutschlandradio Kultur, 28. Juni, 18 Uhr 05)

Ein Mann und eine Frau sind lange glücklich verheiratet. Dann erkrankt die Frau in den mittleren Jahren an Alzheimer. Ein Jahrzehnt dauert ihr Weg ins Nichts. Bestimmt wäre es doppelt so schnell gegangen, wenn der Mann nicht so sehr geliebt, gepflegt, gekämpft hätte. Beide schreiben sie während dieser düsteren Jahre Tagebuch, häufig läuft die Videokamera. Gordian Mauggs und Alexander Häussers Hörspiel „Du und Ich und Er“ ist eine Collage aus Dokumenten einer großen, tragisch endenden Liebe (Kulturradio vom RBB, 29. Juni, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Georg Büchner war nicht nur Dramatiker, sondern auch Revolutionär. Ein Extremist, würde man heute sagen. Er hat politische Texte geschrieben, in denen sich schneidende Analysen und Aufrufe zur Gewalt mischen. Hermann Kretzschmars Hörspiel „Büchners Bote“ ist eine musikalische Collage aus Büchners zornigen Pamphleten, Texten des amerikanischen Anarchisten Thoreau und anonymer Aufstandsprosa aus dem Internet. Ein Hörspiel über die Revolution als historisches Phänomen und als Drohung an jede Gegenwart, die das Ideal der sozialen Gerechtigkeit allzu weit aus den Augen verliert (Deutschlandradio Kultur, 2. Juli, 21 Uhr 33).

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