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Im Radio: Ernstes Leben, Fleischerslust

Das RBB-Kulturradio widmet sich Loriots Verdiensten um den Humor, im Deutschlandfunk geht es um Schnitzel, Leberwürste und industrielles Gemetzel.

Ein Laudator hat ihn als äußerst multiple Persönlichkeit charakterisiert. Preußischer Edelmann, Gaukler und Zauberer, Illusionist und Desillusionist. Gemeint ist Vicco von Bülow, alias Loriot. Anlässlich einer wissenschaftlichen Tagung zum Thema Lachen hat der Publizist Stefan Lukschy den Versuch unternommen, Loriots Verdienste um den Humor des Vaterlandes zu würdigen. „Des Ernstes Leben“ heißt sein Vortrag, der nun im Radio nachgehört werden kann. Das Loriot’sche Werk in Vielfalt und innerer Einheit, die Komik eines aus der Art geschlagenen preußischen Adligen als besonderes Ruhmesblatt der neueren deutschen Humorgeschichte (Kulturradio vom RBB, 2. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Der afghanische Präsident Hamid Karsai spricht gut Englisch, hat früher ein Unternehmen geführt, gibt sich vor der Presse offen und emotional. Ein Sympathieträger, möchte man meinen, ein Mann für westliche Ideale von Vernunft, Ausgleich und Demokratie. Dass alles viel komplizierter ist, erzählt Autor Marc Thörner in seinem Feature „Das System Karsai oder Steckt hinter dem afghanischen Chaos eine Ordnung?“ Ein kenntnisreicher Bericht über ein Land, das dem Westen viel zu denken gibt (Deutschlandfunk, 3. Dezember, 19 Uhr 15, UKW 97,7 MHz).

Mitten in der Ruhrgebietsstadt Gladbeck steht ein neunstöckiges Hochhaus, ein Lebensort für Hartz-IV-Empfänger, Leute mit Vorstrafen, Menschen mit Alkoholproblemen. Ein ganzes Jahr lang ist Autor Reinhard Schneider mit seinem Mikrofon in Wohnungen und Fluren des Hauses unterwegs gewesen. Sein Feature „Neun Stockwerke Deutschland“ erzählt auch andere Geschichten über das Haus. Hier lebt man im Rhythmus der monatlichen Beihilfen zwischen Verschwendung und Mangel (Deutschlandradio Kultur, 4. Dezember, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Schlachthöfe sind Orte, zu denen die Öffentlichkeit kaum Zugang hat. Schnitzel und Leberwurst verraten nichts von dem industriellen Gemetzel, das ihrer Entstehung vorausging. Nun hat Feature-Autor Rolf Cantzen einen Schlachthofbummel unternommen. Er erzählt von Fleischfabriken in Geschichte und Gegenwart, vom Innenleben moderner Würste, von Welt- und Selbstbildern der Fleischerinnung. „Fleischerslust“ heißt dieser Streifzug, der weder selbstgefällig moralisiert noch die moralischen Kosten unserer Fleischgenüsse unterschlägt (Deutschlandfunk, 5. Dezember, 20 Uhr 05).

Die schöne Ostseeinsel Hiddensee ist jede Reise wert. Romantische Strände, sanfter Tourismus, eine Vergangenheit als Künstlerkolonie. Wer noch nie dagewesen ist, kann die lokalen Verhältnisse vorab mithilfe eines Kriminalhörspiels erkunden. Naturgemäß passieren hier Dinge, die von den Fremdenverkehrsämtern lieber verschwiegen werden.In Werner Buhss’ Hörspiel „Schneeregen“ geht es um die Leiche eines Zugezogenen. Ein dubioser Geschäftsmann, in dessen Blut die Pathologen viel Kokain finden. Bei seinen Ermittlungen stößt Kommissar Ole Plessow auf das beredte Schweigen der Insulaner. Der Tote, soviel scheint bald klar, hatte offenbar mehr Feinde, als er vertragen konnte (Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember, 21 Uhr 33).

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